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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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heraufkommen, stehen bleiben und die Auslage eines Schuhladens studieren.
    Aha, ein Profi! dachte Armstrong befriedigt. Er wußte, daß der Mann die Scheibe benützte, um das Speiselokal zu beobachten. Er trug einen Regenmantel aus Plastikstoff und einen ebensolchen Hut. Ein Kuli mit schweren Bündeln an beiden Enden der Bambusstange auf seinen Schultern verdeckte ihn sekundenlang. Armstrong richtete seine Blicke auf die Füße des Mannes, der im Schatten des Kulis die Straße hinaufspazierte.
    Er ist gut, dachte der Polizeioffizier bewundernd. Der Kerl macht das nicht zum erstenmal. Nur ein KGB-Mann kann so gerissen sein. Na, mein Bürschchen, jetzt dauert es nicht mehr lange, und du hängst an der Angel, dachte Armstrong ohne Groll.
    Der Mann stand schon wieder vor einer Auslage. Komm nur, Fischchen, trau dich! Der Mann verhielt sich tatsächlich wie eine Forelle. Er kam und ging und kam wieder, und immer sehr vorsichtig. Schließlich betrat er das Restaurant und bestellte ein Bier.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis auch er aufstand, sich nach der Toilette erkundigte und hinter dem Vorhang verschwand. Nach einer kleinen Weile kehrte er an seinen Tisch zurück. Sofort stürzten sich die vier Kulis, die am Nebentisch gesessen hatten, von rückwärts auf ihn und fesselten ihn an den Armen, während ihm ein anderer einen hohen steifen Kragen um den Hals band. Die anderen Gäste machten große Augen und ließen vor Schreck ihre Eßstäbchen fallen.
    Armstrong kam herüberspaziert. Er sah, wie der vierschrötige Chinese hinter der Theke seine Schürze abnahm. »Halt’s Maul, du Bastard!« fuhr er in Russisch den Mann an, der sich verzweifelt wehrte und Verwünschungen ausstieß. »Guten Abend, Inspektor«, begrüßte er Armstrong mit einem listigen Grinsen. Er hieß Malcolm Sun und war ein ranghoher SI-Mann. Er hatte die Aktion organisiert und den Koch ausbezahlt, der um diese Zeit hier normalerweise seinen Dienst versah.
    »Guten Abend, Malcolm! Das haben Sie gut gemacht«, sagte Armstrong und wandte sich dem feindlichen Agenten zu. »Wie heißen Sie?« fragte er freundlich.
    »Wer sind Sie? Lassen Sie mich gehen!« forderte der Mann mit unverkennbar ausländischem Akzent.
    »Er gehört Ihnen, Malcolm«, sagte Armstrong.
    »Hör mal, du Mutterficker«, belferte Sun auf Russisch, »wir wissen, daß du von der Iwanow bist, wir wissen, daß du ein Kurier bist und daß du soeben eine Kassette von einem Amerikaner vom Flugzeugträger abgeholt hast. Wir haben den Scheißkerl schon verhaftet und du kannst …«
    »Lügen! Sie machen einen Fehler!« protestierte der Mann ebenfalls auf Russisch. »Lassen Sie mich gehen!«
    Malcolm Sun wandte sich an Armstrong. »Er versteht nicht gut Russisch, Sir. Ich fürchte, wir werden ihn mitnehmen müssen. Sergeant, lassen Sie den Gefangenenwagen kommen!«
    »Ja, Sir.« Ein anderer Beamter entfernte sich rasch. Der Russe war graumeliert, ein untersetzter Mann mit kleinen zornigen Augen. Er wurde so fest gehalten, daß er keine Möglichkeit hatte, zu entkommen, eine Hand in die Tasche oder in den Mund zu stecken, um Beweismaterial zu vernichten – oder sich zu töten.
    Armstrong durchsuchte ihn fachmännisch. Kein Schriftstück, keine Filmrolle. »Wo haben Sie es versteckt?« fragte er.
    »Ich nicht verstehen!«
    Der Haß des Mannes störte Armstrong nicht, und er trug ihm auch nichts nach. Wer wohl den armen Scheißer verpfiffen hat? Kein Wunder, daß ihm der Arsch auf Grundeis ging: Beim KGB ist er jetzt natürlich unten durch. Wie hat Crosse davon erfahren? Crosse hatte ihm nur gesagt, wo und wie die Sache über die Bühne gehen, daß ein Matrose vom Flugzeugträger irgendeinen Behälter zurücklassen und daß ein Mann von der Iwanow ihn abholen werde.
    »Sie haben das Kommando, und tun Sie mir den Gefallen: Versauen Sie die Sache nicht!«
    »Natürlich nicht. Aber bitte nehmen Sie einen anderen für Brian …«
    »Zum letzten Mal, Robert, Sie übernehmen Kwoks Befragung, und Sie sind zum SI abkommandiert, bis ich Sie wieder freistelle! Ist das jetzt ein für allemal klar? Morgen um sechs Uhr früh wird Brian für Sie bereit sein.«
    Armstrong fröstelte. Was wir doch für ein unglaubliches Glück hatten, ihn zu erwischen! Wenn Augenglas Wu nicht aus Ningtok gekommen wäre – wenn die alte amah nicht mit dem Werwolf gesprochen hätte – wenn es keinen Run auf die Bank gegeben hätte – mein Gott, so viele Wenn! Aber so fängt man einen Fisch, einen großen Fisch. Mein

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