Hongkong 02 - Noble House Hongkong
entschuldigen Sie!« Er stieß die Tür auf.
Suslew stand in dem schäbigen Appartement in Kowloon – einer von Arthurs konspirativen Wohnungen; noch klopfte ihm das Herz von der Plötzlichkeit des Anrufs.
Ein feuchter, öliger, an Moschus erinnernder Geruch nach abgestandenem Essen hing in der Luft. Wütend auf Jacques deVille, starrte er das Telefon an. Dieser vertrottelte mutterlose Scheißer! Jacques wird zur Belastung. Heute abend werde ich Arthur sagen, was mit ihm geschehen sollte. Je eher, desto besser! Ja, und je eher du dich wieder beruhigst, desto besser, ermahnte er sich und ging auf den halbdunklen Treppenabsatz hinaus. Dort öffnete er Ginny Fus Tür neben der seinen.
»Ein Glas Wodka?« fragte sie mit ihrem lausbübischen Lächeln.
»Ja.« Er erwiderte ihr Lächeln. Es bereitete ihm Vergnügen, sie anzusehen. Sie saß mit gekreuzten Beinen auf dem alten Sofa und trug nur ihr Lächeln am Leib. Sie hatten sich gerade geküßt, als das Telefon das erstemal geläutet hatte. Arthur hatte ihm garantiert, daß es völlig sicher sei und nicht abgehört werden könnte. Trotzdem benutzte Suslew in Notsituationen nur die andere Wohnung und das dortige Telefon.
»Trink, towarisch «, sagte Ginny und hielt ihm das Glas hin. »Und dann trinkst du mich, heya ?«
Er nahm den Wodka und strich mit einer Hand genießerisch über ihr schnuckeliges kleines Hinterteil. »Ginny, golubuschka, du bist ein gutes Kind.«
»Bin ich auch! Ich bestes Kind für dich!« Sie langte nach oben und zupfte ihn zärtlich am Ohrläppchen.
»Nächste Woche fahre ich«, sagte er und legte die Arme um sie. »Willst du nicht mitkommen? Ferien machen, wie ich es dir immer versprochen habe?«
»Wirklich?« Sie strahlte über das ganze Gesicht. »Wann? Wann? Du mich nicht necken?«
»Du kannst mitkommen. Wir nehmen Kurs auf Manila, dann geht’s weiter nach Norden, und in einem Monat sind wir wieder zurück.«
»Einen ganzen Monat … O Gregy!« Sie umarmte ihn mit aller Kraft. »Ich werde sein bestes Schiffskapitänmädchen von ganz China. Wann wir fahren … wann wir fahren?«
»Nächste Woche. Ich sage es dir noch rechtzeitig.«
»Gut. Morgen ich gehe wegen Paß …«
»Nein, kein Paß, Ginny! Den geben sie dir nie. Diese viblyadok lassen dich nicht mit mir fort … O nein, golubuschka, diese gemeine Polizei läßt dich nicht weg.«
»Was mache ich denn da, heya ?«
»Ich schmuggle dich in einer Kiste an Bord«, versprach er fröhlich. »Oder mit einem fliegenden Teppich. Was hältst du davon?«
Mit großen, feuchten, begehrlichen Augen spähte sie zu ihm auf. »Ist wahr, du mich mitnehmen? Wahr? Einen Monat auf deinem Schiff, heya ?«
»Mindestens einen Monat. Aber sag es niemandem! Ich werde ständig von der Polizei beschattet, und wenn die etwas davon erfahren, wirst du nicht mitkommen können. Kapiert?«
»Alle Götter sind Zeugen, ich stumm wie ein Fisch, nicht einmal meiner Mutter erzähle ich«, gelobte Ginny. »Ich gewinnen viel an Gesicht als Dame von Kapitän!«
Noch eine ungestüme Umarmung, dann ließ sie ihre Hände streunen, und er zuckte zusammen. »Ich machen dich glücklich, sehr glücklich.«
Geschickt gebrauchte sie Finger und Lippen, stieß zu erregenden Berührungen vor und zog sich wieder zurück und glitt an ihm auf und nieder, bis er aufschrie und eins wurde mit den Göttern in den Wolken und im Regen. Dann erst ließ sie von ihm ab, kuschelte sich an ihn und lauschte der Tiefe seiner Atemzüge; es befriedigte sie zu wissen, daß sie ihre Sache gut gemacht hatte. Sie selbst hatte die Wolken und den Regen nicht empfunden, obwohl sie, um seinen Genuß zu erhöhen, mehrmals so getan hatte. Seitdem sie miteinander schliefen, hatte sie nur zweimal den Höhepunkt erreicht, war aber beide Male sehr betrunken gewesen und nicht ganz sicher, ob sie es nun wirklich geschafft hatte oder nicht.
Müdigkeit kam über sie, denn es war harte Arbeit gewesen, und darum schmiegte sie sich noch mehr an ihn, schloß die Augen und dankte den Göttern, daß sie ihr geholfen hatten, ihren Widerwillen gegen seine Größe, seine weiße, krötenartige Haut und seinen ranzigen Körpergeruch zu überwinden. Den Göttern sei Dank, dachte sie selig, während sie in Schlaf sank.
Suslew schlief nicht. Leib und Seele in friedlicher Gelöstheit, döste er vor sich hin. Es war ein guter Tag gewesen und nur ein klein wenig haarig. Entsetzt über die Möglichkeit, daß es auf der Iwanow eine undichte Stelle geben könnte, war er
Weitere Kostenlose Bücher