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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Abgrund des Schlafes. Panik überkam ihn. Dann wurde ihm bewußt, daß er nackt war und immer noch im warmen Dunkel der Zelle, und er erinnerte sich, wer und wo er war. Sie müssen mich mit Drogen betäubt haben, dachte er. Seine Kehle war trocken, sein Kopf schmerzte; er ließ sich auf die Matratze zurückfallen und versuchte seine Gedanken zusammenzunehmen. Er erinnerte sich vage, bei Armstrong im Büro gewesen zu sein und vorher mit Crosse über den 16/2-Einsatz gesprochen zu haben. Eine Weile später war er in diesem Dunkel aufgewacht, hatte die Wände abgetastet und begriffen, daß er sich im Inneren des Polizeipräsidiums befand, in einem Loch, das irgendwo eine Tür und kein Licht hatte. Dann war er in einen tiefen Erschöpfungsschlaf gefallen und wieder aufgewacht – und hatte wieder geschlafen … Nein, zuerst habe ich gegessen … Spülwasser, das sie Dinner nannten, und kalten Tee … Und dann später Frühstück, Eier … Jedesmal, wenn ich aß, ging für kurze Zeit das Licht an, gerade nur so lange, bis ich fertiggegessen hatte … nein, das Licht ging jedesmal an und aus, und ich aß im Dunkeln zu Ende. Es war mir zuwider, im Dunkeln zu essen, und dann, auch noch im Dunkeln, pinkelte ich in den Kübel und legte mich wieder hin.
    Wie lange bin ich schon hier? Ich muß die Tage zählen. Müde schwang er seine Beine von der Pritsche und taumelte auf eine Wand zu. Seine Glieder schmerzten ihn – wie sein Kopf. Ich muß mich bewegen, dachte er, den Kopf klar bekommen für das Verhör. Meine Sinne beisammen haben – wenn sie glauben, daß ich mürbe bin.
    Dann werden sie mich wachhalten, bis sie meinen Widerstand gebrochen haben.
    Aber sie werden ihn nicht brechen, ich bin stark und gut vorbereitet … Wer hat mich verraten?
    Die Anstrengung, diese Frage zu beantworten, war zuviel für ihn. Er machte ein paar unbeholfene Kniebeugen. Dann hörte er Schritte. Hastig tastete er sich zu seiner Pritsche zurück, legte sich nieder und stellte sich schlafend.
    Die Schritte hielten inne. Eine Klappe öffnete sich, ein Lichtstrahl fiel in die Zelle, und eine Hand stellte einen Blechteller und einen Blechbecher nieder.
    »Iß dein Frühstück und beeil dich«, sagte eine Stimme auf Kantonesisch. »Du mußt bald zum Verhör.«
    »Hören Sie, ich möchte …« rief Brian Kwok, aber die Klappe war schon wieder zu, und er lag allein im Dunkel.
    Plötzlich erhellte grelles Licht die Zelle. Es tat ihm in den Augen weh. Als er sich daran gewöhnt hatte, sah er, daß es aus den in die Decke eingelassenen Leuchtkörpern kam. Die Wände waren dunkel, fast schwarz, und schienen ihn erdrücken zu wollen. Sorg dich nicht, dachte er, du hast diese dunklen Zellen schon gesehen, und wenn du auch noch nie einer tiefenpsychologischen Vernehmung unterzogen wurdest, du kennst das Prinzip und einige der Tricks.
    Er spürte Augen auf sich gerichtet, konnte aber keine Gucklöcher sehen. Auf dem Teller lagen zwei Spiegeleier und eine dicke Scheibe Brot. Die Eier waren kalt und unappetitlich. Der Becher enthielt kalten Tee. Besteck war keines dabei.
    Hastig trank er. Der Becher war schnell geleert und hatte seinen Durst nicht gelöscht. Dew neh loh moh, was gäbe ich nicht für eine Zahnbürste und eine Flasche Bier und …
    Das Licht erlosch plötzlich. Er brauchte lange Zeit, um sich wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen. Bleib ruhig: Es ist nur hell und dunkel, dunkel und hell, um dich zu verwirren.
    Schrecken lähmte ihn. Er wußte, daß er nicht wirklich vorbereitet, nicht erfahren genug war, obwohl er für den Fall der Gefangennahme durch den Feind, den kommunistischen Feind in der Volksrepublik China, in England ein Überlebenstraining absolviert hatte. Aber die VRC war nicht der Feind. Die wirklichen Feinde sind die Engländer und Kanadier, die sich als Freunde und Lehrer ausgeben.
    Denk jetzt nicht darüber nach, versuche nicht, dich selbst zu überzeugen! Du mußt versuchen, sie zu überzeugen!
    Ich muß mich zusammennehmen. Solange es geht, muß ich so tun, als ob alles ein schrecklicher Irrtum wäre; dann erzähle ich die Geschichte, die ich mir in all den Jahren zurechtgelegt habe, und verwirre sie. Das ist meine Pflicht.
    Behalte einen kühlen Kopf! Gebrauche dein Training! Setze Theorie in Praxis um! Erinnere dich, was du in diesem Überlebenskurs in England gelernt hast! Was ist jetzt zu tun?
    Du mußt, so lautete eines der Gebote, essen, trinken und schlafen, so oft du kannst, denn du weißt nie, wann sie dir

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