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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Sie wünschen«, sagte er lächelnd.
    Armstrong nickte stumm. Die SI-Wache hatte eine gewisse Menge Urin in den Eimer geschüttet, und auch das wurde auf der Tabelle vermerkt. »Sehr schlau von ihm, die Höhe zu messen«, meinte Malcolm Sun. »Hätte ich ihm gar nicht zugetraut.« Infrarote Strahlen machten es möglich, selbst die kleinsten Bewegungen eines Klienten aus Gucklöchern in den Deckenleuchten zu beobachten. » Dew neh loh moh, wer hätte gedacht, daß er der Maulwurf ist? Ja, er war immer verdammt schlau.«
    »Bleiben wir beim Zwei-Stunden-Zyklus, Inspektor?« erkundigte sich Doktor Dorn.
    Armstrong warf einen Blick auf seinen Freund. Die erste Droge im Bier war gegen halb zwei Uhr heute nachmittag verabreicht worden. Seitdem war Brian Kwok einer Klasse-2-Behandlung unterzogen worden – nach einem chemischen Schlafen-Wachen-Schlafen-Wachen-Zeitplan. Alle zwei Stunden. Sechs Injektionen knapp vor halb fünf, halb sieben, halb neun und so weiter, bis morgen früh um halb sieben vor der ersten Vernehmung. Drogen verstärkten Hunger- und Durstgefühle. Das Essen und der kalte Tee wurden gierig verschlungen, und die darin enthaltenen Drogen zeigten rasche Wirkung. Abwechselnd Dunkelheit und grelles Licht, abwechselnd metallische Stimmen und Stille. Dann wieder Wecken, Frühstück. Zwei Stunden später Abendessen, wieder zwei Stunden später abermals Frühstück. Für einen zunehmend desorientierten Geist wurden so zwölf Stunden zu sechs Tagen – mehr, wenn der »Kunde« es aushielt, zwölf Tage, Stunde um Stunde, rund um die Uhr. Folter erübrigte sich. Dunkelheit und Desorientierung reichten aus, um zu erfahren, was man von dem feindlichen »Kunden« zu erfahren wünschte, ihn zu nötigen, zu unterschreiben, was man unterschrieben zu haben wünschte.
    Barmherziger Gott, dachte Armstrong, du armes Schwein, du wirst versuchen, Widerstand zu leisten, und es wird dir nichts nützen. Aber schon gar nichts.
    Na und? schoß es Armstrong durch den Kopf. Er ist ja nicht dein Freund, sondern ein feindlicher Agent, ein »Kunde« und ein Feind, der dich und alle jahrelang verraten hat. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat er Fongfong und seine Leute hochgehen lassen, die jetzt in einer stinkenden Zelle sitzen und die gleiche Behandlung verpaßt bekommen, ohne Ärzte und sorgfältige Dosierungen. Aber bist du etwa stolz auf diese »wissenschaftliche« Behandlung? Ist es nötig, einen wehrlosen Körper mit Chemikalien vollzustopfen?
    Nein … Ja, ja, es ist nötig, manchmal, und manchmal ist es nötig zu töten. Man muß diese modernen psychischen Methoden anwenden, wie sie von Pawlow und anderen sowjetischen Wissenschaftlern, wie sie von Kommunisten unter einem KGB-Regime entwickelt wurden. Muß man?
    »Bleiben wir beim Zwei-Stunden-Zyklus, Inspektor?« wiederholte der Arzt beunruhigt.
    »Ja, und um halb sieben beginnen wir mit der ersten Vernehmung.«
    »Werden Sie selbst …?«
    »Es steht im Befehl, verdammt noch mal«, fuhr Armstrong ihn an. »Können Sie nicht lesen?«
    »Entschuldigen Sie«, erwiderte der Arzt rasch. Sie wußten alle, daß Armstrong mit dem »Kunden« befreundet gewesen war und daß Crosse ihm befohlen hatte, das Verhör durchzuführen. »Möchten Sie ein Sedativ?« fragte Dr. Dorn besorgt.
    Armstrong stieß einen derben Fluch aus und ging. Es ärgerte ihn, daß er sich von dem Arzt hatte reizen lassen. Er fuhr in die Offiziersmesse im Dachgeschoß hinauf.
    Sein gewohntes Seidel wurde ihm schnell serviert, aber an diesem Abend löschte das dunkle, stark malzhaltige Bier seinen Durst nicht. Tausendmal hatte er sich vorgestellt, was er tun würde, wenn sie ihn, der doch die meisten Methoden und Praktiken kannte, erwischten und nackt in so eine Zelle steckten. Sicher könnte er die Vernehmungen besser überstehen als dieser arme Hund, der so wenig darüber wußte.
    Ja, aber hilft denn dieses Mehrwissen, wenn man selbst der »Kunde« ist?
    »Abend, Robert. Kann ich Ihnen Gesellschaft leisten?« fragte Chief Inspector Donald C. C. Smyth.
    »Oh, guten Abend. Ja«, antwortete Armstrong, nicht sonderlich erfreut.
    Smyth schwang sich auf einen Hocker. »Wie geht’s denn so?«
    »Alles Routine.« Armstrong sah Smyth nicken und dachte: Wie passend doch sein Spitzname ist! Schlange Smyth sah gut aus, war glatt und geschmeidig wie eine Schlange, mit der gleichen tödlichen Ausstrahlung, und hatte die gleiche Gewohnheit, sich mit der Zungenspitze über die Lippen zu fahren.
    »Mann! Ich kann’s immer noch

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