Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
gerecht werden könnte.« Ihre Hand flog an ihr Herz.
    »So wahr mir Gott helfe: kein Artikel, alles privat! Ich schwöre es bei der Madonna«, rief sie.
    »He, du brauchst doch nicht so dramatisch zu werden!«
    Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen das Geländer; die Straße lag in achtzig Fuß Tiefe. Er glaubte ihr vorbehaltlos und war erleichtert. Der Artikel war der einzige Gefahrenpunkt für ihn gewesen – und ihre Tätigkeit als Journalistin. Er beugte sich vor und küßte sie leicht – absichtlich ganz leicht.
    Einen Augenblick lang genossen beide die Aussicht.
    »Was denkst du, hat es sich ausgeregnet?«
    »Ich hoffe nicht. Wir brauchen noch viele Regengüsse, um die Reservoirs zu füllen. Es ist so schwer, sich zu pflegen; immer noch nur jeden vierten Tag Wasser.« Sie lächelte spitzbübisch. »Während des Sturms gestern nacht habe ich mich nackt ausgezogen und hier geduscht. Es war phantastisch!«
    Das Bild dieser schönen Frau, hier nackt auf der Veranda, entfachte seine Phantasie.
    »Du mußt aufpassen«, sagte er. »So hoch ist das Geländer nicht.«
    »Seltsam. Vor dem Meer habe ich eine Heidenangst, aber vor der Tiefe fürchte ich mich nicht. Du hast mir ja ohne Zweifel das Leben gerettet.«
    »Komm schon! Du hättest es auch ohne mich geschafft.«
    »Vielleicht, aber ganz sicher hast du mich davor bewahrt, das Gesicht zu verlieren. Ohne dich hätte ich mich unmöglich gemacht. Darum danke für mein Gesicht!«
    »Das ist ja bei euch wichtiger als das Leben, nicht wahr?«
    »Manchmal ja. Warum sagst du das?«
    »Ich dachte gerade an Dunross und Quillan Gornt. Sie hören nicht auf, einander zu bekämpfen, und dabei geht es hauptsächlich um das Gesicht.«
    »Da hast du natürlich recht.« Und nachdenklich fügte sie hinzu: »Auf der einen Seite sind sie beide ehrenwerte Männer, aber auf der anderen – wahre Teufel! Sie sind beide erbarmungslos, sehr, sehr kraftvoll, sehr hart, geschickt und … sie kennen das Leben. Sie wurzeln tief im Boden Asiens. Sehr tief, zu tief. Es wäre schwierig, diese Wurzeln auszurotten.« Sie nippte an ihrem Wein und lächelte. »Und vermutlich nicht sehr gut für Hongkong. Noch etwas Pastete?«
    »Bitte. Sie schmeckt wunderbar. Hast du sie selbst gemacht?«
    »Ja. Ein altes englisches Rezept.«
    »Warum wäre das nicht gut für Hongkong?«
    »Ach, vielleicht weil sie sich ausgleichen. Wenn einer den anderen vernichtet – ich meine nicht gerade Quillan oder Dunross, ich meine die hongs, die Gesellschaften, Struan’s und Rothwell-Gornt, wenn eine die andere verschlingt, wäre der siegreiche Konzern vielleicht zu stark, der Tai-Pan vielleicht zu gierig … Entschuldige, ich rede zu viel! Es ist nur so eine Idee. Noch ein Bier?«
    »Ja, gleich, danke, das ist ein interessanter Blickwinkel.« So habe ich die Dinge noch nie gesehen. Und Casey auch nicht. Brauchen die beiden Tai-Pane einander? Er sah, daß sie ihn beobachtete, und erwiderte ihr Lächeln. »Es ist ja kein Geheimnis, daß ich dabei bin, mit einem von ihnen abzuschließen. An meiner Stelle, für wen würdest du dich entscheiden?«
    »Für keinen«, antwortete sie rasch und lachte.
    »Warum?«
    »Du bist kein Brite, keiner von den ›alten Knaben‹ und kein eingesessenes Mitglied eines der Klubs. Du kannst soviel Geld bringen, wie du nur magst, es werden immer die alten Knaben sein, die bestimmen, was geschehen soll.«
    »Sind sie so schlau?«
    »Nein, aber sie sind Asiaten. Hier sind sie zu Hause. Es gibt ein chinesisches Sprichwort: › Tien hsia wu ya i pan hei ‹ – Am Himmel sind alle Raben schwarz, und das heißt, daß alle Tai-Pane gleich sind und immer zusammenhalten werden, um den Außenseiter zu vernichten.«
    »Also würden weder Dunross noch Gornt einen Geschäftspartner willkommen heißen?«
    »Mit dieser Frage überforderst du mich, denn von Geschäften verstehe ich nichts. Aber ich habe noch nie gehört, daß ein Amerikaner, der nach Hongkong gekommen ist, hier groß Tritt gefaßt hätte. Nicht einmal Cooper and Tillman haben es geschafft. Sie waren Yankee Trader der ersten Stunde – Opiumhändler – und sie standen unter Dirk Struans Schutz. Sie sind sogar verwandt, die Struans und die Coopers. Die ›Hexe‹ verheiratete ihre älteste Tochter Emma mit Jeff Cooper – Alte Hakennase nannte man ihn im Alter. Die Ehe war die Belohnung dafür, daß er ihr geholfen hatte, Tyler Brock zu vernichten. Hast du schon von ihnen gehört, Linc? Von den Brocks, Sir Gordon, seinem Vater Tyler

Weitere Kostenlose Bücher