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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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einen Vorschlag«, sagte er, bezaubert von ihrer Anmut. »In ein paar Minuten lasse ich Sie mit dem Wagen ins Hotel fahren. Sie können den Umschlag holen und gleich zurückkommen. Würden Sie uns das Vergnügen machen, zum Lunch auf den Rennplatz zu kommen?«
    »Aber … ich müßte mich umziehen und … Danke, aber lieber nicht, das wären zuviel Ungelegenheiten für Sie. Vielleicht kann ich Ihnen den Brief später bringen, oder morgen? Mein Mann hat gesagt, ich dürfte ihn nur persönlich dem Tai-Pan übergeben.«
    »Sie brauchen sich nicht umzuziehen, Rikosan. Sie sehen reizend aus. Oh, haben Sie einen Hut?«
    Verdutzt starrte sie ihn an. »Bitte?«
    »Tja, es ist hier so Brauch, daß die Damen mit Hüten und Handschuhen zum Rennen kommen. Ein dummer Brauch, aber … haben Sie einen Hut?«
    »Ja. Jede Dame hat einen Hut. Selbstverständlich.«
    »Gut. Das wäre dann erledigt.«
    »Oh. Also wenn Sie meinen …« Sie erhob sich. »Soll ich gleich ins Hotel zurückfahren?«
    »Nein. Wenn Sie noch Zeit haben, bitte behalten Sie Platz! Wie lange waren Sie verheiratet?«
    »Vier Jahre. Hans …« Sie zögerte. Dann fuhr sie mit fester Stimme fort: »Hans hat mir aufgetragen, Ihnen, aber nur Ihnen allein, wenn er sterben sollte, zu sagen, daß unsere Ehe eine Vernunftehe war.«
    »Was?«
    Sie errötete ein wenig und fuhr fort. »Bitte entschuldigen Sie, aber er wollte, daß ich es Ihnen sage! Es war für uns beide eine Zweckehe. Ich bekam die schweizerische Staatsbürgerschaft und einen Schweizer Paß, und er bekam einen Menschen, der sich um ihn kümmerte, wenn er in die Schweiz kam. Ich wollte nicht heiraten, aber er hat mich oftmals gebeten, und er … er betonte, daß es mich im Falle seines Todes schützen würde.«
    »Wußte er denn, daß er sterben würde?« Dunross sah sie erstaunt an.
    »Ich glaube, ja. Er sagte, wir sollten den Ehevertrag auf fünf Jahre schließen und keine Kinder haben.« Sie öffnete ihre Handtasche. Ihre Finger zitterten, aber ihre Stimme nicht. »Hans hat mich gebeten, Ihnen diese Dokumente zu geben. Es sind Kopien des Ehevertrages, meiner Geburtsurkunde, des Trauscheins, seiner Geburtsurkunde und seines Testaments.« Sie drückte ein Papiertaschentuch an ihre Nase.
    »Entschuldigen Sie!« Behutsam entfernte sie die Schnur, die den Umschlag zusammenhielt, entnahm ihm einen Brief und reichte ihn Dunross.
    Dunross erkannte AMGs Handschrift. »Damit bestätige ich, daß die Überbringerin dieses Briefes meine Frau, Riko Gresserhoff – Riko Anjin –, ist. Ich liebe sie von ganzem Herzen. Sie hat etwas Besseres verdient als mich. Wenn sie Hilfe braucht … bitte, bitte, bitte!«
    »Ich habe nichts Besseres verdient, Tai-Pan«, sagte sie mit ihrer traurigen, zarten, aber zuversichtlichen Stimme. »Mein Mann war gut zu mir, sehr gut, und ich trauere um ihn.«
    Dunross musterte sie. »War er krank? Glaubte er zu wissen, daß er an einer Krankheit sterben werde?«
    »Ich weiß es nicht. Er hat es mir nie gesagt. Bevor wir heirateten, bat er mich, ihn nie über seine Person zu befragen – wo er hinging und warum und wann er wieder zurückkäme. Ich mußte ihn nehmen, wie er war.« Ein leichter Schauder überlief sie.
    »Es war nicht leicht, so zu leben.«
    »Warum haben Sie sich dann damit abgefunden, so zu leben? War es wirklich nötig?«
    Wieder zögerte Riko. »Ich wurde 1939 in Japan geboren. Meine Eltern nahmen mich mit nach Bern – mein Vater war ein kleiner Beamter an der dortigen japanischen Botschaft. Im Jahre 1943 ging er nach Japan zurück und ließ uns in Genf. Unsere Familie kam aus Nagasaki. Dort starben 1945 mein Vater und alle unsere Angehörigen. Meine Mutter entschloß sich, in der Schweiz zu bleiben, und wir zogen nach Zürich – zu einem guten Mann, der vier Jahre später starb. Er zahlte für meine Erziehung, und wir waren eine glückliche Familie. Als er starb, hinterließ er uns nur sehr wenig Geld. Hans Gresserhoff war ein Bekannter von diesem Mann, meinem Stiefvater; er hieß Simeon Tzerak und war ein staatenloser Ungar, der sich in der Schweiz niedergelassen hatte. Meine Mutter drängte mich, Hans Gresserhoff zu heiraten.« Sie blickte auf und sah Dunross an. »Es war … es war eine gute Ehe, Tai-Pan. Zumindest bemühte ich mich sehr, das zu sein, was mein Mann und meine Mutter von mir erwarteten. Es war doch mein giri, meine Pflicht, meiner Mutter zu gehorchen, nicht? «
    »Ja«, sagte er mitfühlend, denn er verstand Pflicht und giri, jenen

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