Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
japanischsten aller Begriffe, der Erbgut und Lebensweise in einem Wort zusammenfaßte. »Wie sieht Ihre Mutter Ihren giri jetzt?«
    »Meine Mutter ist tot, Tai-Pan. Als mein Stiefvater starb, wollte meine Mutter nicht weiterleben. Kaum war ich verheiratet, fuhr sie ins Gebirge, schnallte sich ihre Schi an und raste in eine Gletscherspalte.«
    »Entsetzlich!«
    »O nein, Tai-Pan, sehr gut! Sie starb, wie sie zu sterben wünschte, zu einer Zeit und an einem Ort ihrer Wahl. Ihr Mann war tot, ich war versorgt, was blieb ihr da noch zu tun?«
    »Nichts«, sagte er, beeindruckt von ihrer Aufrichtigkeit und ihrer Ruhe. Das japanische Wort wa kam ihm in den Sinn: Harmonie. Das ist es, was diese Frau besitzt, dachte er: Harmonie. Vielleicht ist es das, was sie so schön macht.
    Eines der Telefone läutete. »Ja, Claudia?«
    »Es ist Alexei Travkin, Tai-Pan. Entschuldigen Sie, aber er sagte, es sei wichtig.«
    »Danke!« Zu seiner Besucherin sagte er: »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick! Ja, Alexei?«
    »Verzeihen Sie die Störung, Tai-Pan, aber Johnny Moore ist krank und wird nicht reiten können.« Johnny Moore war ihr bester Jockey.
    »Aber heute morgen hat ihm doch nichts gefehlt?«
    »Er hat neununddreißig-neun Fieber. Der Arzt meint, es könnte eine Lebensmittelvergiftung sein.«
    »Glauben Sie, daß man ihm etwas ins Essen gemischt hat?«
    »Ich weiß es nicht, Tai-Pan. Ich weiß nur, daß er heute für uns nichts taugt.«
    Dunross zögerte. Er wußte, daß er besser war als die anderen Jockeys seines Stalls, obwohl das zusätzliche Gewicht dem Pferd zu schaffen machte. Soll ich oder soll ich nicht? »Tragen Sie Tom Wong in die Liste ein, Alexei! Wir werden vor dem Rennen entscheiden.«
    »Mache ich. Danke!«
    Dunross legte den Hörer auf. »Anjin ist ein eigenartiger Name«, sagte er. »Er bedeutet Pilot oder Steuermann, nicht wahr?«
    »Man erzählt sich in meiner Familie, daß einer unserer Vorfahren ein Engländer war, der vor vielen, vielen Jahren Samurai und Ratgeber des Shogun Ieyasu Tokugawa wurde.« Wieder das Lächeln und das Achselzucken. Mit der Zungenspitze befeuchtete sie ihre Lippen. »Das ist natürlich nur eine Legende, Tai-Pan. Angeblich hat er eine hochgeborene Dame namens Riko geheiratet.« Sie kicherte. »Sie kennen ja die Japaner! Ein Fremder, der eine hochgeborene Dame heiratet – wie sollte das möglich sein? Aber es ist eine unterhaltsame Geschichte und eine Erklärung für den Namen, neh ?« Sie erhob sich, und er folgte ihrem Beispiel. »Ich sollte jetzt gehen, ja?«
    Nein, hätte er sagen mögen.
    Der schwarze Daimler hielt vor dem V and A. Casey und Bartlett warteten auf dem oberen Treppenabsatz. Casey trug ein grünes Kleid, einen kecken, grünen Topfhut und weiße Handschuhe; Bartletts blaue Krawatte paßte zu seinem gutgeschnittenen Anzug. Beide blickten starr vor sich hin.
    Der Fahrer kam auf sie zu. »Mr. Bartlett?«
    »Ja.« Sie stiegen die Treppe hinunter, ihm entgegen. »Hat Mr. Dunross Sie geschickt?«
    »Ja, Sir. Verzeihen Sie, Sir, haben Sie beide Ihre Abzeichen und die Einladungskarten?«
    »Ja, hier sind sie«, antwortete Casey.
    »Gut, gut. Ich heiße Lim. Es … es ist üblich, daß die Herren das Abzeichen durch das Loch in ihrem Rockaufschlag knoten; die Damen befestigen es für gewöhnlich mit einer Stecknadel.«
    »Wie Sie wünschen«, sagte Bartlett. Sie stiegen ein und machten sich daran, ihre Abzeichen anzustecken.
    Mit ausdrucksloser Miene schloß Lim die Tür und setzte sich ans Steuer. Sich ein Lächeln verbeißend, ließ er das elektrische Trennfenster zugehen und schaltete das Mikrofon der Sprechanlage ein. »Wenn Sie mit mir sprechen wollen, Sir, schalten Sie bitte das Mikrofon über Ihnen ein.« Durch den Rückspiegel sah er, wie Bartlett sofort den Schalter betätigte.
    »Danke, Lim.«
    Sobald sie unterwegs waren, langte er unter das Armaturenbrett und drückte auf einen versteckten Knopf. Bartletts Stimme kam aus dem Lautsprecher: »… ob es regnen wird?«
    »Ich weiß es nicht, Linc.« Eine kleine Pause und dann kalt: »Ich bin immer noch überzeugt, daß du falschliegst.«
    Lim lehnte sich zufrieden zurück. Sein verehrter älterer Bruder Lim Tschu, Majordomus des Tai-Pan von Noble House, hatte einen jüngeren Bruder, einen Radiomechaniker, beauftragt, diese Ausweichschaltung zu installieren, damit er hören konnte, was die Fahrgäste sprachen. Allerdings durfte es nie verwendet werden, wenn der Tai-Pan im Wagen war. Nie, nie, nie. Trotzdem

Weitere Kostenlose Bücher