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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Besseren besonnen und ihn gefragt hatte: »Wie war das eigentlich mit ›der Hexe‹? Wie hat sie es geschafft? Was war ihr Geheimnis?«
    »Sie hielt den Daumen auf den Geldbeutel. Natürlich überließ sie Culum und den folgenden Tai-Panen die äußeren Zeichen ihrer Würde, aber sie führte die Bücher, sie entschied über Einstellungen und Entlassungen – sie war die treibende Kraft der Familie. Als Culum im Sterben lag, ließ er sich leicht überreden, sie zum Tai-Pan zu machen. Aber sie war klug genug, alles geheimzuhalten und nur Leute anzustellen, über die sie Gewalt hatte; und bis zu ihrem Tod behielt sie die Zügel in der Hand.«
    »Aber ist das genug, nur durch andere zu herrschen?«
    »Macht ist Macht, und solange man sie ausüben kann, spielt das keine Rolle. Eine Frau kann erst Macht ausüben, wenn sie den Geldbeutel verwaltet. Aber mit dem Startgeld haben Sie recht. Hongkong ist der einzige Ort auf der Welt, wo Sie es verdienen – und behalten – können. Mit Geld – viel Geld – können Sie gleicher sein als die anderen. Gleicher als Linc Bartlett. Ich kann ihn übrigens gut leiden.«
    »Ich liebe ihn. Unsere Partnerschaft hat funktioniert. Ich glaube, sie war gut für ihn – ich hoffe es so sehr. Er ist unser Tai-Pan, und ich versuche nicht, einer zu werden. Ich will nur als Frau Erfolg haben. Er hat mir sehr geholfen – ohne ihn hätte ich es nie geschafft. Und mein Geburtstag, der 25. November, ist D-Tag. Dann werden wir uns beide entscheiden.«
    »Und?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Oh, ich liebe Linc, mehr denn je, aber er ist nicht mein Geliebter.«
    Sie war versucht gewesen, ihn nach Orlanda zu fragen, hatte es aber unterlassen.
    »Vielleicht hätte ich es tun sollen«, murmelte sie jetzt.
    »Wie?«
    »Ach!« Sie kehrte in die Wirklichkeit zurück, in die Limousine auf der Autofähre nach Hongkong. »Entschuldige, Linc, ich habe geträumt!«
    Sie betrachtete ihn und stellte fest, daß er so gut aussah wie immer, obwohl er ihren Blick kalt erwiderte. Du wirkst anziehender auf mich als Dunross oder Gornt, aber trotzdem möchte ich im Augenblick lieber mit einem von ihnen schlafen als mit dir.
    Weil du ein Bastard bist!
    »Willst du es mit mir ausfechten«, fragte er, »willst du deine Stimmrechte gegen meine ausüben?«
    Wütend funkelte sie ihn an. Sag ihm, er kann dich! zischte ihr der Teufel ins Ohr. Er braucht dich mehr, als du ihn brauchst, du hast die Zügel von Par-Con in der Hand, du weißt, wo’s lang geht, du kannst in Stücke schlagen, was du aufzubauen geholfen hast. – Aber ihr guter Geist mahnte zur Vernunft. Wir leben in einer Männerwelt, hatte der Tai-Pan gesagt. Und sie dachte an »die Hexe« und ihre Macht.
    Sie senkte den Blick und ließ die Tränen über ihre Wangen rollen – und sah die Veränderung, die in ihm vorging.
    »Mein Gott, Casey, wein doch nicht … entschuldige«, stammelte er und streckte seine Arme nach ihr aus. »Jesus, du hast noch nie geweint … Hör mal, Struan’s und Rothwell-Gornt liefern sich einen erbitterten Kampf. Am Ende macht es für uns keinen Unterschied aus. Wir werden auf jeden Fall das Noble House sein, aber als Fassade ist Gornt besser. Ich weiß, daß ich recht habe.«
    Oh, das hast du nicht, dachte sie und lag zufrieden in seinen Armen.

3
    12.32 Uhr:
    Brian Kwok schrie. Er wußte, er war im Gefängnis und in der Hölle, seit er denken konnte. Seine ganze irrsinnige Welt war ein Augenblick nicht endenwollenden grellen Lichts, alles blutfarben, Wand, Boden, Decke blutfarben, keine Türen, keine Fenster, der Fußboden mit Blut bespritzt, aber alles verdreht und umgekehrt, denn irgendwie lag er, Höllenqualen erduldend, auf der Decke, versuchte fieberhaft, sich in ein normales Leben emporzutauchen, fiel immer wieder in die Lache seiner Kotze zurück und war im nächsten Augenblick abermals von Dunkelheit eingeschlossen.
    Ächzende, bohrende, lachende Stimmen, die seinen Freund Robert übertönten, der die Teufel anflehte, doch endlich Schluß zu machen, dann wieder das Augen zermarternde, in tausend Splitter zerspringende Blutlicht, das Blutwasser, das nicht fallen wollte. Verzweifelt tastete er nach dem Tisch und den Stühlen, die im Blutwasser standen, aber nach hinten kippten. Fußboden und Decke eins, alles verkehrt … Er wußte, daß es Jahre her war, daß er sie bat, aufzuhören, ihn gehen zu lassen … und immer wieder beteuerte, daß er nicht der war, den sie suchten … Ein Irrtum ist

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