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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hervorquollen und weiter hervorquellen würden, bis Brian Karshun Kwok nur mehr eine leere Schale war. Und er wußte, daß er noch mehr bohren, schmeicheln oder drohen, ungeduldig oder zornig werden oder so tun würde, als wollte er gehen. Er war nur ein Werkzeug, so wie Brian Kwok das Werkzeug anderer gewesen war, die seinen Verstand und seine Gaben für ihre Zwecke mißbraucht hatten. Er spielte den Mittelsmann, und seine Aufgabe war es, den Gefangenen am Reden zu halten, ihn zurückzuholen, wenn er vom Thema abschweifte oder sich in Belanglosigkeiten verlor, sein einziger Freund zu sein, seine einzige Stütze in diesem unwirklichen Universum, der Mann, der die Wahrheit ans Licht brachte – wie etwa über John Chancellor aus Ottawa. Wer ist das? Wo paßt er hin? Ich weiß es noch nicht.
    Wir bekommen alles aus ihm heraus, dachte er, wir erfahren alles über seine Kontakte, Berater, Feinde und Freunde. Der arme Fongfong und seine Leute. Wir werden sie nie wieder sehen – außer sie tauchen als Agenten für die andere Seite auf.
    Was ist das bloß für ein mieses, dreckiges Geschäft, bei dem man seine Freunde verkauft und mit dem Feind zusammenarbeitet, der, wie man weiß, nichts anderes im Sinn hat, als dich zu versklaven?
    »… herrlich in Vancouver, Robert, herrlich! Es gab da ein Mädchen … beinahe hätte ich sie geheiratet, aber der kluge Tok, er wohnte … er wohnte … ach ja, er wohnte in der Pedder Street im Chinesenviertel, er war der Besitzer des Hoho-tok-Restaurants … Ja, der kluge Tok meinte, der Vorsitzende Mao hätte Vorrang vor jeder quai loh … O wie liebte ich sie, aber er sagte, die quai loh hätten China seit Jahrhunderten ausgeplündert … das ist wahr, weißt du? …«
    »Ja, das ist wahr«, stimmte er ihm zu. »War der kluge Tok dein einziger Freund in Kanada?«
    »Ach nein, Robert, ich hatte Dutzende …«
    Armstrong hörte ihm zu, überrascht von der Fülle von Informationen über die innerbetrieblichen Vorgänge in der Canadian Mounted Police und das Ausmaß der chinesisch-kommunistischen Infiltration in Amerika und Europa, insbesondere an der Westküste der Vereinigten Staaten – Vancouver, Seattle, San Francisco. Los Angeles, San Diego – wo immer es chinesische Restaurants, Läden oder Firmen gab, konnte man mit ihrer Hilfe rechnen – wirtschaftlicher Druck, Geldmittel und vor allem Wissen. »… und das Wo Tuk in der Gerrard Street in London ist die Zentrale, wo ich, … als ich … mein Kopf tut mir weh, ich bin so durstig …«
    Armstrong gab ihm von dem Wasser, das ein Stimulans enthielt. Immer, wenn er oder Crosse die Zeit für gekommen erachteten, bekam der Gefangene den durstlöschenden, schmackhaften chinesischen Tee, den er am liebsten hatte. Der Tee enthielt das Schlafmittel.
    Dann entschieden Crosse und Sinders, wie es weitergehen sollte. Sinders hat recht, wenn er den Gefangenen auspressen will, solange uns noch Zeit bleibt. Brian weiß zuviel. Er ist zu gut geschult, und wenn wir ihn zurückgeben müssen, ohne erfahren zu haben, was er weiß, nun ja, das wäre unverantwortlich. Wir müssen dranbleiben.
    Armstrong zündete zwei Zigaretten an und tat einen kräftigen Zug aus der seinen.
    Zu Weihnachten werde ich das Rauchen aufgeben. Jetzt kann ich nicht, solange ich dieses Entsetzen miterlebe. Es waren Brian Kwoks wimmernde Schreie gewesen, kaum zwanzig Minuten, nachdem er in jenen Raum gebracht worden war, die Armstrong so erschüttert hatten. Gemeinsam mit Crosse und Sinders hatte er durch Gucklöcher Brians verzweifelte Versuche beobachtet, die Decke zu erreichen, die der Fußboden war, der die Decke war …
    »Ob er uns nicht vielleicht etwas vormacht?« Sinders blieb skeptisch.
    »Nein«, hatte Crosse ihm versichert. »Für ihn ist es Wirklichkeit. Ich weiß, wovon ich rede.«
    »Ich glaube nicht, daß wir seinen Widerstand so leicht brechen können.«
    »Sie werden es erleben, Robert. Versuchen Sie es doch selbst einmal!«
    »Vielen Dank! Das ist wie etwas aus dem Kabinett des Dr. Caligari .«
    »Bitte, versuchen Sie es! Nur eine Minute lang. Es wird eine wichtige Erfahrung für Sie sein. Irgendeinmal könnten Sie den Burschen von der anderen Seite in die Hände fallen. Darauf sollten Sie vorbereitet sein. Probieren Sie es aus zu Ihrer eigenen Sicherheit!«
    Er hatte schließlich zugestimmt, und sie hatten die Tür hinter ihm geschlossen. Der Raum war völlig rot, klein, aber alles lag schräg, die Winkel waren spitz, die Perspektiven

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