Hongkong 02 - Noble House Hongkong
hin und wieder brachten seine Angaben – zumeist weitschweifig und unzusammenhängend – wertvolle Einzelheiten ans Licht: Namen und Adressen von Kontakten in Hongkong und Kanton, Sicherheitsrisiken hier und eine Informationsflut über die Royal Canadian Mounted Police, dazu unglaublich interessante Hinweise auf die gewaltige sowjetische Infiltration in Kanada.
»Wieso Kanada, Brian?« Armstrong zeigte sich erstaunt.
»Die Nordgrenze, Robert … der schwächste Zaun der Welt, es gibt gar keinen. Kanadas Reichtümer … Fast hätte ich dieses Mädchen geheiratet, aber sie sagten, meine Pflicht … Wenn es den Sowjets gelingt, die Kanadier zu spalten … sie sind ja so einfältig da oben, so wunderbar … Kann ich eine Zigarette haben? … Danke … Etwas zu trinken? … Darum haben wir oben überall Gegenspionagezellen, um die sowjetischen Zellen zu vernichten … Auch in Mexiko stoßen die Russen vor … Kennst du Philby …?«
Eine Stunde hatte ihnen genügt.
»Erstaunlich, daß er so rasch umgefallen ist«, meinte Sinders.
Crosse zeigte sich geschockt. »Ich garantiere, daß er nicht lügt, daß er alles so sagt, wie es seiner Überzeugung entspricht, alles so erzählt, wie es geschehen ist …«
»Ja, natürlich«, gab Sinders ein wenig gereizt zurück. »Ich finde es nur erstaunlich, daß ein Mann seines Kalibers so schnell jeden Widerstand aufgeben sollte. Ich nehme an, daß er schon seit Jahren in seiner Loyalität geschwankt hat, daß er wahrscheinlich drauf und dran war, auf unsere Seite zu kommen, sich aber doch nicht aus seiner alten Bindung lösen konnte. Schade. Er wäre sehr wertvoll für uns gewesen.«
Sinders seufzte. »Das passiert den Maulwürfen in unserer Gesellschaft immer wieder. Da kommt ein Freund oder eine Freundin, dem Maulwurf wird eine Wohltat erwiesen, er lernt die Freiheit schätzen, das Glück begegnet ihm – und seine ganze Welt steht Kopf. Darum werden wir am Ende siegen. Das Blatt wird sich wenden – auch in Rußland. Das KGB wird seiner wohlverdienten Strafe nicht entgehen.« Er klopfte seine Pfeife aus. »Meinen Sie nicht, Oberinspektor?«
Crosse nickte, starrte in die durchdringenden, blaßblauen Augen und fragte sich, was sie verbargen. »Werden Sie den Minister anrufen, um sich Weisungen geben zu lassen?«
»Nein. Ich kann selbst die Verantwortung übernehmen. Wir werden um halb neun eine Entscheidung treffen.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Gehen wir zu Armstrong zurück! Es ist gleich Zeit, weiterzumachen. Armstrong ist ein guter Mann.
Wissen Sie schon, daß er heute groß gewonnen hat?«
8
20.05 Uhr:
»Ian«, fragte Bartlett, »darf ich kurz stören?«
»Selbstverständlich!« Dunross wandte sich von den anderen Gästen ab, mit denen er geplaudert hatte. »Ich hoffe, Sie beide gehen noch nicht?«
»Casey bleibt noch eine Weile. Ich habe eine Verabredung.«
Dunross lachte. »Ich hoffe, sie ist hübsch.«
»Das ist sie, aber das kommt später. Zuerst noch ein geschäftlicher Termin. Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
»Selbstverständlich.« Dunross ging auf eine der Terrassen voran. Der Regen war schwächer geworden, hielt aber weiter an. »Die Übernahme von General Stores wird fast sicher über die Bühne gehen; Superfoods wird unseren Konditionen nichts entgegenzusetzen haben. Wir werden klotzig absahnen – wenn ich Gornt stoppen kann …«
»Ja. Montag werden wir es erfahren.«
Dunross fixierte ihn. »Ich bin sehr zuversichtlich.«
Bartlett lächelte, und hinter seinem Lächeln verbargen sich Müdigkeit und Sorge.
»Das habe ich bemerkt. Was ich fragen wollte: Bleibt es dabei, daß wir morgen nach Taipeh fliegen?«
»Ich wollte vorschlagen, daß wir das auf nächste Woche, auf das nächste Wochenende verschieben. Morgen und Montag sind für uns beide ziemlich wichtig. Sind Sieeinverstanden?«
Bartlett nickte. »Ist mir recht.« Und das löst mein Problem mit Orlanda, dachte er.
»Also dann geh’ ich jetzt.«
»Nehmen Sie den Wagen! Schicken Sie Lim einfach zurück, wenn Sie fertig sind! Kommen Sie zum Bergrennen, wenn es stattfindet? Es fängt um 10 Uhr an und dauert etwa bis zum Mittag.«
»Wo ist das?«
»Auf den New Territories. Ich schicke Ihnen den Wagen – wenn das Wetter es erlaubt. Casey kann natürlich mitkommen.«
»Danke!«
»Machen Sie sich um Casey keine Gedanken! Ich werde dafür sorgen, daß sie sicher ins Hotel zurückkommt. Hat sie nachher noch etwas vor?«
»Ich denke nicht.«
»Gut, dann
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