Hongkong 02 - Noble House Hongkong
schlage Ihnen einen Tausch vor: Ihr Leben gegen den Amerikaner und Arthur.«
»Ich kenne keinen Arthur.«
»Es wird unser Geheimnis sein. Ich werde es niemandem sagen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.«
»Ich kenne keinen Arthur.«
»Sie singen, und Sie sind in Sicherheit. Sie und ich, wir sind Profis. Wir verstehen etwas von Tauschgeschäften. Diesmal hängen Sie, also müssen Sie liefern. Wenn Sie auslaufen, ohne mir zu sagen, wer Arthur ist, lasse ich Sie ohne Erbarmen hochgehen. Guten Tag, Genosse Kapitän!«
Suslew erhob sich und ging. Als er und Boradinow wieder draußen waren, in der Wirklichkeit Hongkongs, begannen beide wieder frei zu atmen. Schweigend ging Suslew seinem Ersten Offizier voran über die Straße in die nächste Kneipe. »Zwei doppelte Wodka!«
Suslew schwirrte der Kopf. Kristos, hätte er schreien mögen, ich bin ein toter Mann, wenn ich es tue, und ein toter Mann, wenn ich es nicht tue. Dieses verdammte Telegramm! Wenn ich Banastasio und Arthur verpfeife, gebe ich gleichzeitig zu, daß ich über Sevrin Bescheid weiß, und sie haben mich für immer in der Hand. Tue ich’s nicht, kann ich mit meinem Leben abschließen. So oder so, es wird gefährlich sein, jetzt nach Hause zurückzukehren, und genauso gefährlich, noch einmal hierherzukommen. So oder so, um mich zu schützen, brauche ich jetzt diese AMG-Berichte oder Dunross oder beides. So oder so … »Noch zwei Wodka«, rief er. »Bitte!«
Die junge Kellnerin brachte die Getränke. »Ich heiße Sally, wie heißt du, heya ?«
»Verpiß dich«, fuhr Boradinow sie an.
» Dew neh loh moh auf dein ›verpiß dich‹! Mir gefällt dein Gesicht nicht, Mister Verpiß-dich. Also verpiß du dich, ohne dreckige Reden zu führen!« Sie nahm die Wodkaflasche und wollte gehen.
»Entschuldige dich bei ihr«, befahl Suslew. Er wollte nichts riskieren. Die Kneipe lag zu nahe beim Polizeipräsidium. Wer konnte wissen, ob das Mädchen nicht eine Agentin war?
Boradinow starrte ihn an. »Was?«
»Entschuldige dich bei ihr, du mutterloser Scheißer!«
»Verzeihung«, murmelte Boradinow mit rotem Gesicht. Das Mädchen lachte. »He, du starker Mann, willst du ficki-ficki machen?«
»Nein«, antwortete Suslew. »Bring noch Wodka!«
Crosse stieg aus dem Polizeiauto und eilte durch den leichten Regen in das Struan-Building. Auf den Straßen hinter ihm staute sich der Verkehr und drängten sich die Regenschirme. Die Gehsteige waren überfüllt, Menschen gingen zur Arbeit oder kamen wieder heim, denn der Sonntag galt nicht als allgemeiner Feiertag. Im zwanzigsten Stockwerk verließ er den Aufzug.
»Guten Morgen, Oberinspektor Crosse! Ich bin Sandra Yi, Mr. Dunross’ Sekretärin. Hier lang, bitte!«
Crosse folgte ihr den Gang hinunter. Sie öffnete eine Tür, und er trat ein.
»Hallo, Sinders«, begrüßte er den Leiter der MI-6.
»Sie sind zu früh dran, wie gewöhnlich.« Sinders nippte an einem Bier. »Wie wir es in der Armee gelernt haben, hm?« Im elegant eingerichteten Konferenzzimmer befand sich eine gut ausgestattete Bar. Und es gab Kaffee.
»Darf ich Ihnen etwas anbieten, Sir? Bloody Marys sind gemixt«, sagte Sandra Yi.
»Vielen Dank! Nur Kaffee. Schwarz, bitte!«
Sie brachte ihm das Gewünschte und verließ den Raum.
»Wie ist es gelaufen?«
»Sie meinen unseren Besucher? Ausgezeichnet. Wunderbar. Ich möchte sagen, daß ihm der Arsch mit Grundeis geht.« Er lächelte. »Ich habe das Gespräch aufgezeichnet. Sie können es sich nach dem Essen anhören.«
»Gern.« Crosse unterdrückte ein Gähnen. Er war die halbe Nacht damit beschäftigt gewesen, den Film, den er in der Stahlkammer aufgenommen hatte, zu entwickeln und zu kopieren. Am Vormittag hatte er die echten Berichte mit großem Interesse studiert und sich eingestanden, daß es völlig richtig von Dunross gewesen war, so vorsichtig zu sein. Keine Frage, daß die Berichte ein Vermögen wert waren.
Die Uhr schlug die volle Stunde. Mittag. Die Tür ging auf, Dunross trat ein. »Guten Morgen. Danke, daß Sie gekommen sind!«
Höflich standen die beiden Polizeibeamten auf und schüttelten ihm die Hand.
»Noch Kaffee?«
»Nein, danke, Mr. Dunross!«
Dunross nahm einen verschlossenen Briefumschlag aus seiner Tasche und reichte ihn Sinders. Der Engländer nahm ihn und wog ihn in der Hand. »Sie kennen den Inhalt natürlich schon, Mr. Dunross?«
»Ja, Mr. Sinders.«
»Und?«
»Und nichts. Sehen Sie selbst!«
Sinders öffnete den Umschlag. Er starrte die erste Seite an; dann
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