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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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entlang, auf die feuchte, rutschige Treppe zu. Lachend, schnatternd und winkend warteten schon fünf sportlich gekleidete junge Chinesinnen auf dem Landeplatz. Von einem Matrosen gestützt, sprangen sie unbeholfen an Bord. Sie schleuderten ihre hochhackigen Schuhe fort. Eine ging auf Barre zu, eine auf Plumm, eine dritte auf Pugmire, während die beiden anderen munter nach unten kletterten.
    Verdammt noch mal, dachte sie angewidert. Eine von diesen Partys. Sie wollte sich schon zum Gehen wenden, als sie Gornt sah, der sich über die Reling beugte und sie beobachtete. »Hallo, Casey«, rief er, »tut mir leid wegen des Regens, kommen Sie an Bord! Es ist ganz ungefährlich!«
    Casey, die seine Bemerkung als Spott auffaßte, reagierte sofort, indem sie rasch die Treppe herunterkam und, die dargebotene Hilfe des Matrosen abweisend, den geeigneten Moment abwartete und an Bord sprang. »Das haben Sie gemacht, als ob sie heute nicht das erstemal auf einer Jacht wären«, sagte Gornt bewundernd, während er ihr entgegenkam. »Willkommen an Bord der Sea Witch !«
    »Ich bin gern auf dem Wasser, Quillan, aber ich habe das Gefühl, daß ich hier auf dem falschen Dampfer sitze.«
    »So? Sie meinen die Mädchen?«
    »Ja.«
    »Sie sind Gäste meiner Gäste.« Seine Blicke bohrten sich in die ihren. »Ich hatte den Eindruck, Sie treten für Gleichheit von Mann und Frau ein.«
    »Bitte?«
    »Ich dachte, es wäre Ihr Wunsch, in einer Männerwelt auf gleicher Stufe zu stehen? Akzeptiert zu werden?«
    »Das ist richtig«, versetzte sie kühl.
    Er blieb liebenswürdig. »Sind Sie verärgert, weil die Herren verheiratet sind und Sie einige ihrer Frauen kennengelernt haben?«
    »Ja, das bin ich wohl.«
    »Ist das nicht etwas unfair?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, antwortete sie unsicher.
    » Sie sind mein Gast, mein Gast, die anderen sind die Gäste meiner Gäste. Wenn Sie Gleichheit wollen, sollten Sie vielleicht auch bereit sein, Gleichheit zu akzeptieren.«
    »Das ist keine Gleichheit.«
    »Ich gewähre Ihnen zweifellos einen Vertrauensvorschuß – als Gleichgestellte. Ich muß Ihnen sagen, daß die anderen Sie nicht für so vertrauenswürdig gehalten haben wie ich.« Sein Lächeln verhärtete sich. »Wir sind in Hongkong, wir haben hier andere Bräuche. Dies ist keine puritanische Gesellschaft, obwohl wir sehr strenge Regeln haben. Sie sind allein. Unverheiratet. Sehr hübsch und sehr willkommen. Wären Sie eine Mrs. Bartlett, ich hätte Sie nicht eingeladen, weder allein noch zusammen mit Ihrem Gatten.«
    »Sie sagen, das ist hier der Brauch – Jungs und Mädels gemeinsam auf Sonntagsausflügen?«
    »Nein, keineswegs. Meine Gäste haben mich nur gefragt, ob sie ihrerseits Gäste einladen könnten, die ein sonst möglicherweise ein wenig steifes Luncheon ein wenig auflockern würden.« Gornt zuckte nicht mit der Wimper.
    Die Sea Witch krängte unter einer Welle, und Barre und seine Freundin schwankten und hätten beinahe das Gleichgewicht verloren. Gornt hatte sich nicht gerührt – ebensowenig wie Casey. Sie brauchte sich nicht einmal festzuhalten.
    »Sie haben viel gesegelt?« fragte er bewundernd.
    »Ich besitze ein Segelboot. Achtzehn Fuß, Fiberglas, Olympikklasse, Schaluppentakelung. An manchen Wochenenden segle ich.«
    »Allein?«
    »Meistens. Manchmal kommt auch Mr. Bartlett mit.«
    »Fliegt er heute nachmittag nach Taipeh?«
    »Nein. Soviel ich weiß, wurde der Ausflug verschoben.«
    Gornt nickte. »Sehr klug. Morgen gibt es viel zu tun.« Seine Augen blieben freundlich. »Tut mir leid, daß Sie verletzt sind. Ich bedaure es jetzt, daß auch die anderen gekommen sind.«
    Casey hörte die sonderbare Sanftmut heraus. »Ja, das bedaure ich auch.«
    »Möchten Sie trotzdem bleiben? Ich hoffe es, aber ich muß mich auf Ihre Diskretion verlassen können – ich habe sie garantiert.«
    »Ich bleibe«, antwortete sie schlicht. »Danke für Ihr Vertrauen!«
    »Kommen Sie auf die Brücke, es gibt Champagner! Ich glaube, der Lunch wird Ihnen schmecken.«
    Nach dieser Entscheidung beschloß Casey, ihre Vorbehalte zu vergessen und den Tag zu genießen. »Wohin fahren wir?«
    »In die Gegend von Sha Tin. Dort wird das Meer ruhiger sein.«
    »Das ist ein herrliches Schiff, Quillan.«
    »Ich werde Ihnen gleich alles zeigen.« Ein Schauer nötigte sie, unter dem überhängenden Deck Schutz zu suchen. Gornt warf einen Blick auf die Turmuhr. Es war zehn nach zehn. Schon wollte er Befehl zum Ablegen geben, als Peter Marlowe die Treppe

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