Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Knüppel zwischen die Beine werfen könnte. »Möchtest du nicht ein Glas mit uns trinken, Adryon?« Er fragte sie beiläufig in dem Augenblick, da ihr Gespräch versickerte und sie sich anschickte zu gehen.
»Danke, Vater, aber ich möchte dich nicht stören.«
»Wir sind gleich fertig. Komm nur! Wie geht’s denn so?«
»Gut, gut!« Adryon wandte sich wieder an Ah Tat, die sich nicht vom Fleck gerührt hatte. »Du wirst meine Bluse plätten, bitte«, sagte sie auf Kantonesisch in gebieterischem Ton. »In fünfzehn Minuten muß ich gehen.«
» Dew neh loh moh auf deine fünfzehn Minuten, junge Kaiserin«, schnaubte Ah Tat und kehrte murrend in die Küche zurück.
Adryon richtete ihr Augenmerk auf Murdagh, der sichtlich aufblühte und seine Müdigkeit vergessen zu haben schien. »Aus welchem Teil der Vereinigten Staaten kommen Sie?«
»Aus Texas, Ma’am, aber ich war auch in Los Angeles, New York und New Orleans. Spielen Sie Tennis?«
»O ja.«
»Wir haben ein paar gute Plätze im Amerikanischen Klub. Würden Sie vielleicht nächste Woche einmal mit mir spielen wollen?«
»Sehr gern. Ich habe dort schon gespielt. Sind Sie gut?«
»Nein, Ma’am, äh, Miss Dunross, nur Collegeklasse.«
»Collegeklasse könnte heißen sehr gut. Nennen Sie mich doch Adryon!«
Dunross reichte ihr das Glas Sherry, das er eingeschenkt hatte. Du wirst dich anstrengen müssen, junger Freund, dachte er, denn er wußte, mit wie vielen Mitbewerbern er es zu tun bekommen würde. Es kann dir leicht passieren, daß du eins auf den Deckel kriegst.
Könnte ich mich mit dem Gedanken anfreunden, einen Bankier in der Familie zu haben? Vielleicht sollte ich Erkundigungen über ihn einziehen. Du lieber Gott, ein Amerikaner! Na ja, ein Texaner, und das ist nicht das gleiche, nicht wahr? Ich wollte, Penn wäre wieder da.
»… nein, nein, ich wohne in einem firmeneigenen Apartment drüben in West Point. Nicht groß, aber sehr nett.«
»Und das ist so wichtig, nicht wahr? Ich wohne hier, aber bald werde ich mein eigenes Apartment haben.« Gezielt fügte sie hinzu: »Nicht wahr, Vater?«
»Selbstverständlich«, antwortete Dunross, »nach der Universität. Hier ist mein Satz, Mr. Murdagh. Ob Sie jetzt wohl Ihren paraphieren könnten?«
»Ach ja … entschuldigen Sie!« Eilig unterzeichnete Murdagh die Dokumente.
»Hier, Sir! Sie sagten, morgen um halb acht in Ihrem Büro, nicht wahr?«
Adryon zog eine Augenbraue hoch. »Seien Sie pünktlich, Dave! Auf Unpünktlichkeit reagiert der Tai-Pan ziemlich sauer.«
»Unsinn«, bemerkte Dunross.
»Ich liebe dich, Vater, aber das ist kein Unsinn!«
Sie plauderten noch eine kleine Weile, dann warf Dunross einen Blick auf die Uhr.
»Verflixt! Ich muß noch einen Anruf machen und dann laufen.« Sofort griff Murdagh zu seiner Aktentasche, aber Dunross setzte unschuldsvoll hinzu: »Du sagtest doch, du würdest in ein paar Minuten gehen. Ob du Mr. Murdagh wohl absetzen könntest?«
»Ach, ich kann mir doch ein Taxi nehmen«, protestierte der junge Bankier. »Sie brauchen sich keine Mühe …«
»Das ist doch keine Mühe«, sagte sie heiter. »West Point liegt auf meinem Weg.«
Dunross wünschte ihnen einen guten Abend und verließ sie. Er begab sich in sein Arbeitszimmer, schloß die Tür hinter sich – und schloß damit bis auf Tiptop alles aus. Dirk Struan beobachtete ihn, und einen Augenblick lang erwiderte Dunross seinen Blick.
»Ich habe drei Pläne – A, B und C«, sagte er laut, »und alle drei sind zum Scheitern verurteilt, wenn Sinders mich hängen läßt.«
Die Augen lächelten in ihrer sonderbaren Art.
Er hatte die Pläne mit Philip Tschen durchgesprochen. »Gefahren bergen sie alle«, hatte der Comprador gemeint. »Die Entscheidung, nach welchem du vorgehen willst, liegt bei dir. Du wirst persönliche Garantien abgeben müssen. Es geht auch um dein Gesicht, obwohl ich dich in allem unterstützen würde, und du ja als ›alter Freund‹ um eine Gefälligkeit ersucht hast.«
»Wie steht es mit Sir Luis?«
»Ich bin für heute abend mit ihm verabredet. Ich hoffe auf seine Hilfe.« Philip Tschen war ihm grauer und älter als je zuvor erschienen. »Nur schade, daß wir Tiptop nichts anbieten können – im Fall Sinders sind unsere Erwartungen enttäuscht.«
»Und wenn wir die Tankerflotte zum Tauschobjekt machten? Können wir Vee Cee unter Druck setzen? Was ist mit den Thoriumverbindungen – oder Joseph Yu?«
»Mit Drohungen kommt Tiptop nicht weiter. Hat P. B. Hilfe
Weitere Kostenlose Bücher