Hongkong 02 - Noble House Hongkong
du von Duncan gehört?«
»Ja. Er kommt morgen an – ich werde dafür sorgen, daß er dich gleich anruft. Das war’s, Penn. Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch und wünschte, du wärst hier. Wie geht es Adryon?«
»Immer das gleiche. Sie und dieser Haply sind unzertrennlich.«
»Vergiß nicht, daß sie erwachsen ist, Liebster, und mach dir keine Sorgen!«
Er trocknete sich fertig ab und betrachtete sich im Spiegel, wobei er sich die Frage stellte, ob er für seine Jahre alt oder jung war. Er fühlte sich nicht anders, als er sich mit neunzehn gefühlt hatte – an der Universität oder im Krieg. »Du hast Glück, daß du noch lebst, alter Knabe«, sagte er nach einer kleinen Weile. »Mann, hast du Glück gehabt!«
Er hatte tief geschlafen und von Tiptop geträumt. Kurz vor seinem Erwachen hatte ihn jemand in seinem Traum gefragt: »Was wirst du tun?« Ich weiß es nicht, dachte er. Wie weit kann ich diesem Sinders trauen? Nicht sehr weit. Aber ich bin ihm in die Parade gefahren mit meiner Drohung … mit meinem Versprechen, die elf Papiere zu veröffentlichen. Und ich werde mein Versprechen halten, bei Gott! Ich täte gut daran, Tiptop anzurufen, bevor ich zu Plumm fahre.
Er hörte die Schlafzimmertür aufgehen; Ah Tat kam durch den Raum getappt und blieb an der Badezimmertür stehen. »Ich vergaß, dir zu sagen, mein Sohn, unten wartet ein Barbar auf dich.«
»Wer denn?«
Sie zuckte die Achseln. »Ein Barbar. Nicht so groß wie du. Er hat einen komischen Namen und ist mit seinem strohblonden Haar besonders häßlich.« Sie kramte in ihrer Tasche und fand eine Visitenkarte. »Hier.«
Auf der Karte stand: Dave Murdagh HI, Royal Belgium and Far East Bank. Dunross’ Magen krampfte sich zusammen. »Wie lange wartet er schon?«
»Eine Stunde, vielleicht auch länger.«
»Was? Zum Teufel mit allen Göttern! Warum hast du mich nicht geweckt?«
»Warum ich dich nicht geweckt habe?« Sie schüttelte den Kopf. »Warum wohl? Was denkst du? Bin ich verrückt? Wegen eines fremden Teufels? Ayeeyah, was ist wichtiger, sein Warten oder dein Ausruhen? Ayeeyah !« Murrend zog sie ab. »Als ob ich nicht wüßte, was dir am besten frommt!«
Dunross kleidete sich eilig an und lief die Treppe hinunter. Murdagh lag ausgestreckt in einem Lehnsessel. Als die Tür aufging, schreckte er hoch. »Oh, hallo!«
»Tut mir entsetzlich leid. Ich hielt ein Nickerchen und wußte nicht, daß Sie da sind.«
»Schon recht, Tai-Pan.« Dave Murdagh machte einen angeschlagenen Eindruck. »Ihr Hausdrachen hat mir mit Mord und Totschlag gedroht, wenn ich nur ein lautes Wort spräche. Aber das war gar nicht nötig – ich muß gleich eingedöst sein. Entschuldigen Sie, daß ich uneingeladen gekommen bin, aber ich hielt es für besser, als zu telefonieren.«
Dunross ließ sich seine schmerzliche Enttäuschung nicht anmerken. Es ist eine Absage, dachte er. »Whisky?«
»Ja, bitte, mit Soda! Danke! Mein Gott, bin ich müde!«
Dunross schenkte zwei Gläser ein. »Zum Wohl!« sagte er.
Sie stießen an.
»Zum Wohl! Und Sie haben Ihr Deal!« Der junge Mann lachte über das ganze Gesicht. »Wir haben es geschafft«, rief er. »Sie haben gebrüllt und gezetert, aber vor einer Stunde haben sie zugestimmt. Wir haben alles bekommen! 120 Prozent der Schiffe und einen Revolving-Fonds in der Höhe von 50 Millionen US-Dollar, das Geld kommt Mittwoch, aber Sie können ab Montag um zehn darüber verfügen. Mein Gott, wir haben’s geschafft!«
Es bedurfte Dunross’ ganzer Selbstbeherrschung, um nicht in ein Triumphgeheul auszubrechen und nur ruhig zu sagen: »Wie schön« und einen zweiten Schluck von seinem Whisky zu nehmen. »Was haben Sie denn?« Er sah den Schock auf dem Gesicht des jungen Mannes.
Murdagh schüttelte den Kopf. »Ihr Engländer! Ich werde euch nie verstehen! Ich bringe Ihnen das große Los und alles, was Sie dazu zu sagen haben, ist ›Wie schön!‹«
Dunross lachte, er brüllte vor Lachen, und die Schale seines Glücks lief über. Er schüttelte Murdagh die Hand und dankte ihm. »Besser so?« fragte er strahlend.
»Viel besser!« Murdagh langte nach seiner Aktentasche und zog einen Stoß von Verträgen und Papieren heraus. »Es ist alles wie besprochen. Ich habe die ganze Nacht daran gearbeitet. Das ist der Hauptdarlehensvertrag, das ist Ihre persönliche Garantie, die sind für das Gesellschaftssiegel, zehn Ausfertigungen von allem.«
»Ich paraphiere jetzt einen Satz, den können Sie behalten, und Sie paraphieren
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