Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
Waldes schien mal wieder näher, als sie tatsächlich war und sie mussten eine ganze Weile durch die Hitze reiten, bis sie die ersten Bäume erreichten.
Lucien ließ sich von Poseidons Rücken hinuntergleiten und führte das Pferd nun locker am Zügel. Er ging ein Stück am Waldrand entlang, als suche er etwas. Dann endlich entdeckte er einen schmalen Pfad, der fast komplett durch das wild wachsende Unterholz verborgen schien.
"Ist das ein Geheimweg?", lachte Jeanne.
Lucien nickte und macht ein gespielt finsteres Gesicht. "Ein sehr geheimer Geheimweg." Er ging darauf zu und führte Poseidon hinter sich her. Jeanne duckte sich, um ein paar tief hängenden Ästen auszuweichen. "Der Weg ist so geheim, dass ich ihn manchmal selbst nicht finde", fügte Lucien noch hinzu.
"Und wo führt er hin?"
"Nun...das ist auch geheim!", lachte Lucien. "Mach die Augen zu, mein honiggoldener Käfer, du wirst schon sehen..."
Jeanne lächelte breit und schloss die Lider. Sie hielt sich an Poseidons weicher Mähne fest und lauschte dem Geräusch seiner Hufe und dem vielstimmigen Klang des Waldes. Sie fühlte, wie sie um eine enge Kurve bogen, dann ging es ein Stück bergab und dann blieb das Pferd stehen.
"Augen auf", flüsterte Lucien.
Jeanne öffnete die Lider und erblickte kristallklares türkisblaues Wasser, umrahmt von dichten Schilfgewächsen und halb überdacht durch die weit herüber hängenden Äste der Baumkronen. Seerosen leuchteten auf der Wasseroberfläche und die spiegelglatte Fläche kräuselte sich, als ein Frosch quakend in das glitzernde Nass sprang. Jeanne keuchte vor Entzücken, denn was sie erblickte, schien wie aus einem Märchen entsprungen. Der kleine See schmiegte sich anmutig in die Landschaft, so als hätte der düstere Wald im ehrerbietend Platz gemacht. Sein Wasser war so klar, dass Jeanne bis auf den Grund sehen konnte. Überall um seine Ufer summte und brummte es in einträglicher Harmonie. Das Schilf bewegte sich sanft und an einigen Stelle fielen seine Ufer so flach ab, dass Jeanne die dort herumschwimmenden kleinen Fische sehen konnte. Die Luft flirrte über der glatten Oberfläche des Wassers, Libellen tanzten in ihrer trägen Hitze und es schien kein Lufthauch zu wehen.
"Es ist wunderschön!", flüsterte Jeanne ehrfürchtig. Lucien lächelte zu ihre herauf.
"Das finde ich auch. Und da der See gut zur Hälfte im Schatten liegt, sollte das Wasser eine angenehme Temperatur haben. Diese Hitze heute ist wirklich unerträglich." Er half ihr von Poseidons Rücken hinunter. Jeanne spazierte um das raschelnde Ufer, während Lucien ein einladendes Plätzchen im Halbschatten suchte und dort die Decken ausbreitete. Dann begann er, den Picknickkorb auszupacken. Poseidon hatte sich in den kühlen Schatten gestellt und kaute auf einem Büschel des dunklen, saftiges Grüns das dort wuchs.
"Hast du schon Hunger?", rief Lucien zu Jeanne hinüber. Sie schüttelte den Kopf.
"Nein, danke. Ich habe erst so spät gefrühstückt!"
"Aber etwas zu trinken?"
"Gerne!" Sie spazierte zu ihm hinüber. Er saß auf den weichen Decken und hatte den Picknickkorb mit einem Tuch gegen neugierige Insekten und andere Waldbewohner abgedeckt. Als sie sich neben ihn sinken ließ, reichte er ihr einen Becher und erhob dann seinen eigenen.
"Auf einen herrlichen Tag am See!", sagte er fast etwas feierlich.
"Auf einen herrlichen Tag am See!," erwiderte sie lächelnd. Sie wartete, bis er den Becher an die Lippen setzte, dann nahm auch sie einen Schluck.
"Das ist ein trockener Weißwein, gemischt mit Wasser", erklärte Lucien. Das Getränk war angenehm kalt und die leichte Säure der Trauben hatte eine prickelnde, erfrischende Wirkung. Sie nickte anerkennend.
"Ganz köstlich!"
Lucien strahlte sie an und sie lächelte zurück.
"Kannst du schwimmen?"
"Nein, leider nicht."
"Das macht nichts, der See ist am Ufer überhaupt nicht tief. Und er fällt sehr langsam in tiefere Bereiche ab, du brauchst also keine Angst zu haben."
"Heißt das, wir werden schwimmen gehen?", lachte sie.
"Genau das meine ich damit!"
"Ich weiß nicht....", begann sie zögernd. Sie hatte ein wenig Angst vor Wasser, obwohl es nicht tief zu sein schien und in Anbetracht der vermutlich noch mehr ansteigenden Hitze eine willkommene Abkühlung darstellen würde.
"Ich gehe mal die Temperatur testen", unterbrach Lucien ihr Zweifeln und sprang auf. Er trat aus dem Schatten hinaus in die hochstehende Sonne und zog sich dann sein Oberhemd über den Kopf.
"Ist das
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