Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
warm heute!" Er ließ das Hemd ins Gras rutschen und ging hinüber zum Ufer. Dort suchte er sich eine Stelle, die nicht dicht von Schilf bewachsen war und ging am Wasserrand in die Hocke. Mit der hohlen Hand spritzte er sich von dem kühlen Nass auf die Brust, rieb über seine nackten Arme und seufzte dann genießerisch. Wieder tauchte er die Hände ein. Er strich das Wasser in seine goldbraunen Haare, die dadurch dunkler wurden. Nochmal spritze er sich das Wasser über den Körper, dann strich er sich eine weitere großzügige Handvoll in die feuchten Haare. Dann endlich schien er zufrieden. Jeanne beobachtete ihn, wie er wieder hochkam und dann lächelnd in ihre Richtung ging.
Er strich sich mit beiden Händen die langen glatten Haare nach hinten und die Muskeln seiner Oberarme traten bei dieser Bewegung noch deutlicher hervor. Ihr Blick wanderte einen straffen harten Bauch hinunter bis zu schmalen Hüften, die in lange, muskulöse Beine übergingen. Selbst aus dieser Entfernung konnte sie das strahlende Blau seiner Augen sehen.
Luciens Art war amüsant, höflich und meist formvollendet charmant, sodass Jeanne dazu tendierte, sein Äußeres nicht so sehr zu beachten, weil sie meist viel zu sehr damit beschäftgt war, über seine Scherze zu lachen beziehungsweise unter seinen Komplimenten zu erröten.
Nun, da er so halbnackt und glitzernd vor Feuchtigkeit auf sie zukam, erinnerte sie sich daran, dass sie schon mal festgestellt hatte, dass er ein verdammt attraktiver Kerl war.
"Oh, hallo Victor!", sagte sie neckend zur Begrüßung und spielte darauf an, dass er ohne Hemd herumlief.
Lucien blieb vor den Decken stehen und tastete dann scheinbar suchend an seinem Hosenbund herum. "Verdammt", brummte er und ließ seine Stimme wie Victors klingen. "Ich habe meine Wurfmesser vergessen!" Er beugte sich hinunter und griff suchend in den Schaft seines rechten Stiefels.
"Aber zu Glück habe ich immer genug Ersatzwaffen dabei, sollte ein wildgewordenes Eichhörnchen mich zerfleischen wollen!"
Jeanne musste so sehr lachen, dass sie ihren Becher neben sich im Gras abstellen musste. Er war wirklich großartig darin, Victor zu imitieren! Lucien ließ sich neben sie fallen, griff dann sanft um ihre Mitte und beugte sich über sie.
"Du tropfst!", kicherte sie und stupste vor seine nassen Haare.
"Das tut mir wirklich Leid", sagte er und sein Lächeln verriet, dass er es überhaupt nicht so meinte.
"Das Wasser ist herrlich...", flüsterte er dann.
"Ich habe Angst davor", gab sie zu.
"Das musst du nicht." Seine blauen Augen wanderten über ihr Gesicht. Jeanne blickte ihn an und wieder mal sah er Balthasar so unglaublich ähnlich. Wären nicht die blauen Augen und die helleren Haare, die beiden hätten fast Zwillinge sein können.
"Glaubst du, ich würde zulassen, dass dir etwas passiert?", fragte er dann leise.
Jeanne schüttelte den Kopf, verwirrt von dieser Ähnlichkeit und seiner Nähe, diesem nackten Arm um ihre Taille und diesem breiten, feucht glitzernden Oberkörper über ihr.
"Ich habe ein Buch mitgebracht. Soll ich dir etwas vorlesen?"
Sie sah ungläubig zu ihm hoch. Noch nie hatte ihr jemand etwas vorgelesen!
"Wirklich?", hauchte sie, ihr hellen Augen fragend aufgerissen. Lucien schien hingerissen von ihrem Anblick.
"Sehr gerne sogar", erwiderte er mit leicht belegter Stimme. Seine Mund schloss sich ein Mal kurz um ihre zart geschwungene Oberlippe, saugte eine Sekunde kaum merklich daran und dann löste er sich wieder von ihr. Es war kein richtiger Kuss, eher ein halber und er war so vorsichtig, dass er sich fast angefühlt hatte, wie die Berührung eines samtigen Schmetterlingsflügels. Dann löste Lucien seinen Arm von ihrer Taille und drehte sich von ihr weg, um das Buch aus dem Korb zu angeln.
"Was ist es für ein Buch?", fragte Jeanne neugierig.
"Ein Märchenbuch", lächelte er und hielt ihr den dunklen Einband hin, der mit goldenen Intarsien kunstvoll verziert war. "Ich dachte, das gefällt dir bestimmt."
"Ja!", erwiderte sie begeistert und voller Vorfreude auf dieses bis dato noch unbekannte Erlebnis.
Lucien legte sich neben sie und schob sich eine der noch aufgerollten Decken unter den Kopf. Dann streckte er den Arm aus, damit Jeanne den Kopf an seine Schulter legen konnte und mit der anderen hielt er das Buch hoch und begann zu lesen.
"Es war ein Mal vor langer, langer Zeit, in einem weit entfernten Königreich..."
Jeanne lauschte dem ruhigen melodischen Klang seiner Stimme und bewunderte ihn
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