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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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ich keinerlei Verbindung.«
    Thomsen überlegte, ob er den Mann weiter einweihen sollte. Warum
eigentlich nicht? »Wir haben am Tatort ein Heiligenbildchen mit diesem Spruch
und dem Wort ›Rosina‹ gefunden. Außerdem hat jemand handschriftlich ergänzt:
›Du bist des Ambrosius nicht würdig … ‹ Worauf könnte das hindeuten?«
    Wieder überlegte der Pfarrer längere Zeit. »Auf theologisches oder
moralisches Fehlverhalten«, sagte er dann. »Oder auf schlechten Honig.«

12. Herzenssache
    Hubertus Hummel hatte zwar keinen Sektenbeauftragten zur
Hand, dafür aber in Riesle einen Mitstreiter, der gleichzeitig drei Kilometer
entfernt das weltweite Web nach Informationen über die »Kinder der Sonne«
durchforstete. Das wenige, was er auf allgemeinen Seiten über Sekten fand,
beruhigte Hummel zwar nicht, aber immerhin gab es keine handfesten Beweise für
Sex-Orgien, wie sie die Stammtischrunde im Gasthaus kolportiert hatte.
    Zum preisgekrönten Honig der Sekte gab es relativ viele und
überwiegend positive Einträge, ansonsten fand er noch ein paar Hinweise wegen
des Mobilfunk-Streites. Offenbar war geplant, diesen Mobilfunkmasten
unmittelbar in der Nähe des Sonnenhofes zu errichten. Die Sekte fürchtete also
um ihr Funkloch. Daran, dass sie sich den Protesten anschloss, bestand aber von
Seiten der örtlichen Mobilfunkgegner offenbar kein Interesse. Hubertus klickte
von einer Mobilfunk-kritischen Homepage zur anderen, überflog Warnungen vor
Krebs, Berichte von elektrosensiblen Menschen, die in Wohnwägen in den wenigen
verbliebenen Funklöchern des Schwarzwaldes hausten.
    Eine halbe Stunde später saß er frisch geduscht und endlich mit
einer langen Stoffhose statt der demütigenden Bermudashorts in seinem
Arbeitszimmer, machte sich Notizen, biss in die zweite Tafel Schokolade zur
Beruhigung seiner Nerven und überlegte.
    Warum ließ er die Sekte nicht einfach Sekte sein, machte sich mit
Carolin einen schönen Abend oder gar ein schönes Leben und gönnte seiner
Ex-Frau ihren Willen?
    Er verließ den Computer und fand sich kurz darauf im Wohnzimmer vor
dem Fernseher wieder. Wo die Packung Chips herkam, die er dann aufriss, wusste
er selbst nicht. Lustlos zappte er hin und her und landete schließlich bei den
»Simpsons«. Wie er so die Fettmacher in sich hineinstopfte und auf die
Mattscheibe starrte, hatte er plötzlich den Eindruck, in Homer Simpson sein
Spiegelbild zu sehen.
    Schnell drückte er den Aus-Knopf, lief in den Flur und stieß beim
Blick in den Spiegel auf den immer noch dort klebenden Zettel: »Boden einmal
wöchentlich saugen. BITTE. «
    Eine schwierige Situation – und überall Probleme. Elke, Carolin,
vielleicht auch Martina und Maximilian, nicht zuletzt sein Auto, genauer das
von Pergel-Bülows, die im »Simpsons«-Kosmos wohl in etwa der Familie Flanders
entsprachen.
    Hummel hatte nach dem Unfall am Vortag nicht mehr gewagt,
Pergel-Bülow den Wagen zurückzugeben, denn das Reh hatte doch beträchtlichen
Schaden am Kühler hinterlassen.
    Es war aber auch definitiv keine gute Idee gewesen, stattdessen
Klaus das Hybridauto zur Reparatur zu überlassen, der sich in den Monaten
seiner Einsamkeit zum Technik-Freak entwickelt hatte. Er hatte sogar eine
kleine Werkstatt auf dem Welvert-Gelände angemietet, einem Kasernen-Areal, das
nach dem Abzug der französischen Streitkräfte leer gestanden hatte und nun erst
nach und nach wieder bebaut wurde. Dort stand der Wagen jetzt. Klaus hingegen
saß zu Hause, nachdem er mehr sporadisch in der Redaktion vorbeigeschaut und
zum Ärger der Kollegen verkündet hatte, in Sachen »Sektenmord« weiter zu
recherchieren.
    »Nächste Woche bist du aber Blattmacher«, hatte die Kollegin Beuger
gemurrt. Viel mehr konnte sie allerdings nicht sagen, denn Klaus’ Geschichte
war in der Konferenz sehr gelobt worden.
    In der Küche kam Hummel nach zwei Espresso Doppio und zwei altbackenen
Croissants zu einem Entschluss: er würde Carolin anrufen und sich baldmöglichst
mit ihr verabreden.
    Das war jedenfalls besser, als hinter Elke samt Brindur,
eigenartiger Weltanschauung und weißer Tunika herzurätseln – Hubertus merkte,
dass ihm das alles nicht guttat.
    Da klingelte es an der Haustür.
    Pergel-Bülows.
    »Hallo«, sagte Hummel lahm und kam gleich zur Sache. »Der
Hybridwagen ist wirklich toll. Äh … Wäre es möglich, dass ihr ihn mir noch einen
Tag leiht? Ich würde gerne einen 48-Stunden-Test machen.
Weil …« Er rang nach Worten.
    »Aber natürlich: Der Wagen

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