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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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gab ihm einen Kick. Hier am Waldrand in seiner rollenden Kommandozentrale
auf der Lauer zu liegen und vermutlich gleich über seinen selbstgebauten
Empfänger direkt mit dem Sektenhaus verbunden zu sein, das löste in ihm
Anspannung und Vorfreude aus.
    Ein paar Unsicherheitsfaktoren gab es freilich. Einer davon war Elke.
Sie konnte das Amulett verschmähen, es also gar nicht tragen wollen, sie konnte
es aber auch gar nicht erst bekommen haben. In beiden Fällen würde Funkstille
herrschen.
    Auch technische Gründe waren im Falle eines Scheiterns denkbar.
Dabei bereitete ihm weniger der Minisender Sorgen. Den hatte er sich per
Internet und Eilzustellung bei einem Stuttgarter Geschäft für Spionageartikel
besorgt. Kopfzerbrechen machte ihm, ob der klobige, nach dem »Kleinen
Abhör-Ratgeber« selbst zusammengebaute Empfänger so funktionieren würde, wie er
es noch heute Morgen beim Ausprobieren getan hatte. Mangels Gesprächspartner
hatte er den Sender am Polizeifunk-Abhörgerät installiert und sich dann mit dem
Empfänger in die Werkstatt in etwa 150 Meter
Entfernung zurückgezogen. Nach einigen Minuten hatte er sich doppelt gefreut:
er hatte etwas gehört – und dieses Etwas war die Beamtin mit seiner
Lieblingsstimme gewesen.
    Apropos Polizei: Eine weitere Möglichkeit des Scheiterns bestand
darin, dass ihn die ja hier nur einen Steinwurf vom Sonnenhof ziemlich stark
vertretene Staatsmacht kontrollierte, seine technischen Hilfsmittel entdeckte
und diese aus dem Verkehr zog.
    Riesle hatte nur wenig mit den Sektenleuten gemein – aber er
entschloss sich, künftig deren positives Denken zu übernehmen.
    Er betätigte den Regler des Empfängers, um nach dem entsprechenden
frei schwingenden Sender zu suchen. Er stellte auf volle Lautstärke, lauschte
gespannt einem unregelmäßigen Rauschen, das man mit etwas Wohlwollen auch als
Atemgeräusch einer Person wahrnehmen konnte.
    Mehr passierte allerdings nicht. Fünf Sekunden lang, zehn, fünfzehn.
    »Ich habe Angst, Brindur«, hörte er dann. Zwar schwach und etwas
undeutlich – doch das war sie, Elke!
    »Ich bin nicht so stark wie du. Wenn Lucidus …«
    Sie begann zu weinen. Riesle war so begeistert von der Übertragung,
dass er auf den Inhalt zunächst gar nicht achtete.
    Irgendwann aber doch: War das überhaupt Elke?
    Es war Fiducia. So zumindest nannte dieser Brindur sie nun, und
Riesle benötigte zwei Sätze, bis ihm klar war, dass Elke und Fiducia ein und
dieselbe Person waren.
    Brindur klang via Funk noch undeutlicher als sie, was insofern
logisch war, als der Sender ja um Elkes Hals hängen musste, während der
Gesprächspartner wohl ein paar Meter entfernt stand. »Meine Liebe.«
    Es kratzte im Funk, doch fortan verstand er Brindur deutlicher. Er
hatte sich Elke und damit dem Sender offenbar genähert. Und deutete er das
Knarzen richtig, streichelte er sie vielleicht sogar gerade. Riesle überlegte,
ob es eher schade oder sogar ganz gut war, dass Hummel gekniffen hatte.
Interessieren würde diesen die Übertragung zweifelsohne …
    Auch deshalb drückte er auf den Aufnahmeknopf des in den Empfänger
integrierten, etwas antiquierten Kassettenrekorders. Auf den hatte er
kurzfristig zurückgegriffen, nachdem der MP3 -Player
seinen Dienst versagt hatte. Zum Glück hatten in seiner Werkstatt auch noch ein
paar uralte Kassetten herumgelegen – aus dem Radio mitgeschnittene Lieder der
damaligen SWF3 -»Top 10«
und Interpreten von Foreigner bis zu den Scorpions .
    »Meine Liebe, wir müssen Vertrauen haben, wenn wir uns spirituell
weiterentwickeln wollen.« Wieder Brindur. »Es kommt auf uns als Gemeinschaft,
aber auch auf jeden Einzelnen an.« Er klang recht gefasst, tröstend.
    Vom brennenden Wagen schienen die beiden wohl schon Kenntnis zu
besitzen.
    Offenbar gingen sie nun ein Stück, entfernten sich räumlich von
Riesle. Die Stimmen wurden schwächer. Der Journalist überlegte, ob er den
Empfänger aus seinem unter einer alten Buche geparkten Wagen ausbauen und mit
diesem in Richtung der Mauer des Sonnenhofes laufen sollte. Früher oder später
würde er dort aber wohl auffallen.
    Ein bisschen hörte er vorläufig ja noch.
    Elke erhob leise und besorgt die Stimme. »Ich weiß nicht, ob das Ganze
nicht zu groß für mich ist, ob ich dem standhalten kann. Ich bin noch nicht so
weit wie ihr.«
    Wieder antwortete Brindur sonor, bat um Vertrauen, erinnerte an die
Weiterentwicklung des Karmas, lobte sie, betonte, sie sei eine große
Bereicherung für die

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