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Honigtot (German Edition)

Honigtot (German Edition)

Titel: Honigtot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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laufen lernen möchte.“
    Deborah wirkte nicht überzeugt, schlüpfte aber in ihre Jacke. „Ich komme morgen früh wieder. Albrecht ist noch mindestens zwei Tage unterwegs. Kann ich sonst irgendetwas für dich tun? Zum Beispiel, jemandem eine Nachricht übermitteln?“
    Diesmal hatte Marlene nicht die Kraft, sie abzuweisen. Sie lächelte sogar. „Ah, einmal Spionin, immer Spionin! Nein, keine Nachrichten mehr. Aber wenn du tatsächlich morgen kommst, bring mir eine Zeitung mit, bitte.“
     

 
     

    Kapitel 48
     
     
    Deborah kletterte zurück durch das Fenster in die Suite.
    „Sieh einmal an. So habe ich mir das gedacht. Die Katze lässt das Mausen nicht. Ihr Frauen seid so leicht durchschaubar.“ Albrecht saß mit überschlagenen Beinen in einem der beiden Sessel. Seine Miene war völlig ausdruckslos. Deborahs war es nicht. Fassungslos starrte sie ihn an. Viel hätte nicht gefehlt, und ihre Beine hätten unter ihr nachgegeben. Mit staksigen Schritten ging sie auf ihn zu. „Albrecht, ich …“
    „Schweig! Ich bin sehr enttäuscht von dir, Maria. Ich nehme dich mit und du hintergehst mich bei der ersten Gelegenheit Meine Zweifel waren berechtigt. Kaum bin ich weg, und schon rennst du zu der Kalten, einer jüdischen Spionin! Und das, obwohl ich es dir verboten hatte. Sag, was soll ich davon halten?“
    Deborah warf sie sich vor ihm auf die Knie. „Aber Albrecht, sie ist doch meine Freundin. Ich glaube einfach nicht, dass sie eine Spionin ist.“
    „Das hatten wir schon einmal. Die Beweise sind evident. Außerdem ist für mich die Schuldfrage unerheblich. Für mich zählt nur, dass du dich mir widersetzt hast. Und du hast auch Osman mit hineingezogen. Seit bald fünfzig Jahren dient er meiner Familie und nun muss ich ihn wegschicken. Wegen dir! Ich bin dir diesmal ernstlich böse, Maria.“
    Deborah erschrak. „Osman hat damit nichts zu tun, ich …“, setzte sie zu seiner Verteidigung an, doch Albrecht schnitt ihr das Wort ab. „Schweig still, ich will nichts darüber hören. Natürlich trägt er Schuld. Er hat sich mir nicht weniger widersetzt wie du. Osman wusste genau, dass er dich nicht zum Krankenhaus hätte fahren dürfen, sondern schnurstracks zurück ins Hotel bringen. Ich werde ihn an die Ostfront schicken. Dann kann er dem Führer dienen. Mir sind seine Dienste nicht mehr erwünscht.“
    „Bitte, Albrecht, lass Osman nicht für etwas büßen, das ich getan habe. Er ist nur mitgekommen, um auf mich aufzupassen.“
    „Ruhe jetzt. Es ist entschieden. Er ist bereits auf dem Weg. Zieh dich aus und leg dich aufs Bett, Maria. Ich werde dich jetzt bestrafen.“ Erst jetzt bemerkte Deborah, dass Albrechts Hände mit seiner Hundepeitsche spielten.
    „Nein, Albrecht, ich will nicht!“ Deborah wich vor ihm zurück ans Fenster.
    „Denkst du, es interessiert mich, was du willst? Aber bitte, ich kann gerne den Soldaten vor der Tür hereinbitten, damit er dich festhält.“ Albrecht erhob sich und ging zur Tür. Deborah kletterte sofort auf den Fenstersims. Und entdeckte, dass unten ein weiterer SS-Mann Position bezogen hatte. Der Fluchtweg war versperrt.
    Hinter sich hörte sie Albrecht lachen. Es war dieses Lachen, dass sie beinahe dazu bewogen hätte, sich einfach fallen zu lassen, aber dann schoss ihr der Gedanke an ihren kleinen Bruder durch den Kopf. Er war erst zehn! Sie durfte Wolfgang nicht allein zurücklassen – sie hatte ihren Eltern versprochen, ihn zu beschützen!
    Sie ließ sich vom Sims gleiten und drehte sich langsam um. Albrechts Hand lag auf der Klinke. Er sagte nichts, sah sie nur an. Deborah begann, sich zu entkleiden. Sie fürchtete sich nicht vor dem Schmerz, nur vor der Demütigung.
     

 
     

    Kapitel 49
     
     
    BERLIN/ Deutsches Reich, im Juli 1944
     
    SS-Obergruppenführer Dr. Ernst Kaltenbrunner, Chef des Reichssicherheitshauptamts und Nachfolger Reinhard Heydrichs, sah ungehalten auf. Sein Adjutant Arthur Schitler hatte soeben ohne anzuklopfen sein Büro betreten. „Melde, Sturmbannführer Hubertus von Greiff ist tot. Er wurde heute Nacht in seiner Wohnung ermordet, zusammen mit einem … äh … seiner Männer“, stammelte er. Er musste gerannt sein, denn er war noch völlig außer Atem.
    Kaltenbrunner sprang sofort auf. „Was ist das für eine verdammte Sauerei?“
    Schitler nahm Haltung an. „Die Untersuchung ist bereits im vollen Gange, SS-Obergruppenführer.“
    Kaltenbrunner musterte Schitler. Er arbeitete noch nicht lange mit dem Mann zusammen. Arthur

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