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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ihm herauf. Er dachte an ihre Worte. Er spürte ihre Fingerspitzen auf seiner Wange und er erinnerte sich an den kurzen, flüchtigen Kuss.
    Doch wenn er die Augen schloss, um das noch mehr zu genießen, erinnerte er sich an etwas anderes: an Aweiku, wie sie stolz auf der Spitze der Felsnadel stand und ihm die Welt zeigte, in der sie lebte. Er sah sie auf ihrem Panther reiten. Er sah, wie sie auf dem Wasserfall stand und gegen ihn kämpfte, und dann schaute er nicht in Hannahs, sondern in ihre graugrünen Augen, als er von ihr träumte, dass sie vor ihm stand: auf dem Deck des Fliegenden Rochens. Er hörte, wie sie das Zauberwort sprach. »Kanaloa«, sagte sie jetzt schon zum hundertsten Mal. Er dachte noch kurz, dass Träume wahr werden können, und dann schlief er ein: Hier, in der Hütte am Ende der Welt. Auf einer Insel, die es nicht geben durfte. Im Schutz des von allen vergessenen Volks. Doch er wollte Pirat sein … ja-mahn, ein berühmter Pirat …

     
    Will wachte erst auf, als sich die Hütte um ihn herum wie eine Blütenknospe öffnete. Es war wie ein Wunder. Das Rascheln und Rauschen der Blätter verwob sich mit dem Wind, der über die Felswände streifte, und er sah durch die sonnendurchflutete Krone des Baumes hinauf in den Himmel, durch den Alibaba und seine 40 Räuber zogen, um vor den Stränden zu jagen.
    »Aufstehen«, grummelte Hannah. Sie wusch sich mit dem Wasser, das sich zwischen den Wurzeln des Baumes gesammelt hatte, den Hals und stupste ihn dabei mit dem Zeh in den Po. »Au!«, stöhnte sie, weil sie vergessen hatte, wie wund ihre Zehen noch waren. »Die Kannibalenprinzessin ist da und ich glaube, das heißt, wir müssen zur Schule.«
    Sie deutete zum Steg, der sich über ihnen an der Fjordwand entlangzog. Dort hockte die Jaguarkriegerin und schaute so hochmütig auf sie herab, dass Will seinen Traum und das Zauberwort auf der Stelle vergaß.
    »Hu, guckt die böse«, frotzelte er. »Wenn ich nicht gestern gelernt hätte, dass es den Teufel nicht gibt, dann könnte ich fast glauben, dass …«
    »Können wir gehen?«, fiel ihm Aweiku ins Wort, und ohne auf seine Antwort zu warten, stand sie auf, sprang zu ihnen in die Hütte hinab und marschierte an ihnen vorbei. Sie führte sie über die Leitern und Stege des Dorfes zum Fjord hinunter und von da zu der Felswand. Hannah und Will taumelten hinter ihr her. Ihre Füße brannten, als hätte man sie vor dem Aufbruch gehäutet, und Wills Kiefer pochte vor Schmerz, als hätte man ihn in einen Schraubstock gespannt.
    Jeder Schritt tat ihm weh, und als er sah, wie Aweiku begann, die schroffe Felswand hinaufzuklettern, rebellierte der Junge.
»Warum quälst du uns so?«, schrie er zu ihr hinauf. »Wenn es die Hölle nicht gibt, warum erfindest du sie?«
    »Das ist nicht die Hölle«, sagte Aweiku ruhig. »Das ist das Leben.« Sie kletterte weiter.
    »Na klar!«, lachte Hannah und rollte die Augen. »Will, hast du das kapiert? Wir sind zwar fast tot, aber wir strotzen vor Leben.«
    »So kann man es sehen«, grinste das Mädchen. »Ihr strotzt endlich vor Leben, weil ihr das Leben zu achten beginnt.«
    »Meine Tochter hat recht!«, lachte Moses Kahiki und steckte seinen Kopf durch einen Busch in der Wand. »Und das, was man achtet, zerstört man doch nicht. Kommt!«, rief er zu Will und Hannah hinunter. »Wir wollen euch was zeigen.« Er schob seine Narrenkappe in den Nacken zurück. »Damit ihr versteht, was wir meinen, zeigen wir euch unser größtes Geheimnis.«
    Hannah und Will schauten sich misstrauisch an. Da schnurrte Aweikus Panther. Er war plötzlich da. Er legte Will eine Tatze auf die geschundene Schulter und leckte Hannah über das Ohr.
    »Ihr habt keine Wahl«, lachte Moses Kahiki und wartete geduldig, bis die beiden missmutig fluchend und vor Schmerzen stöhnend zu ihm heraufgeklettert waren.
     
    Kurze Zeit später standen sie in der Halle vor dem See mit der Insel aus Gold. Hannah lief sofort zu der Truhe mit dem Hut und den Schuhen und sie fluchte, als sie ihre geschwollenen Füße nicht mehr in die zierlichen Sandalen bekam. »Seht euch das an!«, beklagte sie sich. »Das hab ich von eurem ›die Welt ist so heilig‹. Jetzt passen mir noch nicht mal die einzigen Schuhe, die es in diesem verfluchten Nest gibt.«
    Doch Moses ignorierte ihr Gezeter. Er suchte stattdessen nach einer Schaufel, und als er eine gefunden hatte, warf er das
Gold und Silber mit ihr durch die Luft, als handelte es sich dabei um schäbigen Müll. Er hörte erst

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