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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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schaute den halben Kopf, den sie größer war, vorwurfsvoll auf ihn herab.
    »Doch!«, wehrte Will ab. »Ich bin sogar mehr da, als du dir vorstellen kannst!«
    »Ach«, lachte das Mädchen, dessen blauschwarzes, in ganz feinen Zöpfen gerastertes Haar bis auf den Lendenschurz fiel. »Und wo ist dieses ›Da‹? Ist es das ›Da‹ oben über den Wolken, wo sich die kleinen Jungs hinträumen, oder ist es ›da‹ vorne beim Panther?«
    Will wurde rot.
    »Ich dachte, wir sind hier, um dir ein Reittier zu fangen«, sagte sie tadelnd. »Du willst doch groß und erwachsen werden, damit du irgendwann, vielleicht in zehn Jahren«, jetzt musste sie grinsen, »ein Mädchen davon überzeugen kannst, dass du ihr gefällst.«
    »Ja.« Will nickte entschlossen. »Genau deshalb bin ich hier. Und weißt du, ich kenn das Mädchen auch schon, dem ich gefalle.«
    »Hey, hey, hey, hey«, raunte Aweiku überrascht. »Hab ich da irgendetwas verpasst? Oder halt, nein: Ich kenne sie gar nicht. Ich kann sie nicht kennen. Sie ist nicht von hier. Nein. Denn jedes Mädchen aus unserem Dorf, selbst die ganz kleine Lele, und die ist erst zwei, hält dich für einen ›Poupou‹.«
    »Poupou?«, fragte Will.
    »Ja«, nickte Aweiku, »einen ›Poupou‹.« Sie grinste verschmitzt.
»Das heißt ›Pfosten‹, weißt du?« Sie mimte einen schwergewichtigen, aufgeblasenen Mann. »Das heißt dicker und wichtiger und ganz großer …«
    »… Vollpfosten?«, fragte Will und sie sah das Unwetter, das sich in seinen himmelhellblauen Augen zusammenbraute. »Willst du mir damit sagen, dass ich ein ›Vollpfosten‹ bin?«
    »Ja«, grinste das Mädchen, »das ist das richtige Wort.«
    »Vollpfosten?«, murmelte Will ungläubig und ballte die Fäuste. Die Knöchel waren noch wund vom letzten Kampf mit dem Ku’u 9 , der Schlaglanze, bei dem sie ihm wie immer gezeigt hatte, wie perfekt und überlegen sie war.
    »Ja«, antwortete sie plötzlich genervt, »ein Vollpfosten, den der Panther gleich frisst.«
    Im selben Moment fauchte die Katze im Baum, dessen ausladende Äste sich über ihnen erstreckten. Der Panther lag nur ein paar Armlängen von ihm entfernt und Will sah die Muskeln, die sich unter seinem Fell spannten. Der Kerl war schon über drei Meter lang und er würde noch wachsen. Das hatte Aweiku ihm gestern erzählt. Seitdem folgten sie ihm. Hinauf in die Kraterwände und wieder hinab, quer über die Ebene und wieder zurück.Will hatte ihn jagen gesehen. Er hatte von dem gegessen, was er übrig ließ. Er hatte gesehen, wie er um ein Weibchen buhlte und wie ihn ein Rivale in die Schranken verwies.
    »Das ist dein ›po aumakua‹, dein Seelenverwandter«, hatten sie gesagt. »Auf ihm wirst du reiten. Ihn musst du fangen und von dir überzeugen, wenn du mit mir in drei Tagen verschwinden willst.«
    Und das wollte er ja! So, als hätte er es schon immer gewollt.

    Als wäre sein Traum vom Piratenleben ein einziger riesiger Irrtum gewesen. Endlich verstand er den kleinen Jo. Endlich wusste Will, was sein bester Freund damit gemeint hatte, als er von einem Leben schwärmte, in dem alle gleich sind und jeder jedem vertraut.
    »Po aumakua! 10 «, flüsterte Will und zog den Gurt, mit dem der Ku’u , die elfenbeinerne Schlaglanze, auf seinem Rücken hing, über den Kopf.
    »’ono po aumakua 11 «, flüsterte er und versuchte, die Angst vor dem Panther mit diesen heiligen Worten zu bezwingen. »Wairua 12 «, lächelte er und legte die linke Hand auf seine Stirn. Pu’uwai 13 , dachte er nur noch und legte die Rechte flach auf sein Herz.
    Er kniete sich hin und neigte den Kopf, dann hörte er das Fauchen. Er hörte, wie die Raubkatze ihre Krallen ausfuhr. Er hörte, wie sie das Maul aufriss und sich die Speichelfäden zwischen ihren Reißzähnen spannten. Er spürte die Angst. Sie ließ sich nicht zähmen und sie kannte nur einen Ausweg: die Katze zu töten.
    Töte sie, Will, bevor sie dich töten kann!
    Doch dann hörte er Aweiku. Er erinnerte sich an ihre sandpapierweiche Stimme. »Vergiss den Löwenzahn nicht«, sagte sie ruhig. »Denk daran, wie er fliegt und wie er alles, was lebt, miteinander verbindet.«
    Will atmete aus. Er hob seine Hände, zwang sich, die zur Faust verkrampften Finger zu öffnen, und drehte die Handflächen
zum Himmel empor. Er spürte den Wind. Er hörte den Panther, der vom Baum herabsprang, und roch seinen Atem. »Tihe mauri ora 14 «, flüsterte er und öffnete seine Augen. Der Panther stand vor ihm und fauchte ihn an.
    Das

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