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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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auf, als der Boden freilag. Dann trat er zur Seite. Aweiku kniete sich hin. Sie küsste den Boden, sang etwas in ihrer Sprache, das wie ein lustiges Dankgebet klang, und bohrte dann ihre Finger in die lehmige Erde. Sie grub eine Handvoll davon aus, zerrieb sie wie Creme zwischen den Ballen und ging damit zu Will.
    »Das ist die Kraft, die wir beschützen und wahren. Das ist die Kraft, die das Leben gebiert.« Sie rieb die Erde an sein Kinn und Will zuckte zusammen. Er wich erschrocken zurück. Doch sie hielt ihn fest, und dann erkannte der Junge, dass er überhaupt keine Schmerzen mehr spürte.
    »Was machst du da?«, fragte er staunend und lachend, als sie ihm vorsichtig das Hemd auszog.
    »Das ist die Kraft, der wir alle dienen. Das ist die Kraft, die uns alle beschützt.« Sie rieb die Erde auf seine Arme. Sie rieb sie auf seine Brust und den Hals und noch während sie seine Wunden berührte, waren diese verschwunden.
    Will kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. »Hannah!«, rief er. »Hast du das gesehen?«
    Da packte Aweiku seinen Kopf und zwang ihn, ihr in die Augen zu schauen. »Aber das ist auch die Kraft, die uns alle vernichtet, wenn sie in falsche Hände gerät.«
    »Verstehst du, was sie damit sagen will?«, fragte Moses und trat neben Hannah. »Das ist das Geheimnis, nach dem Talleyrand sucht. Und wenn er es findet, beherrscht er die Welt. Er beherrscht sie, weil er die Meere beherrscht, den Wind, das Wetter und den Lauf der Gestirne.«
    »Ich verstehe«, nickte Hannah. »Und das wollt ihr verhindern?«

    »Nein, das müssen wir verhindern«, verbesserte Moses.
    »Ja, und deshalb wollt ihr, dass diese Insel verschwindet?«
    »Nicht nur die Insel«, erklärte der Chevalier. »Auch alles, was auf ihr lebt und was es hier gibt. Der Schatz, das Geheimnis …«
    »… ja, und auch ich.« Hannah schluckte und schaute ihn an. »Aber warum?«, fragte sie. »Warum muss ich mitkommen? Ich will nicht verschwinden.«
    »Aber du musst«, sagte Moses, »weil ich dich brauche.« Er versuchte ein Lächeln und ignorierte den Zorn, der in diesem Moment in ihren Augen aufflammte. Doch dann gab er auf. »Oder besser gesagt: Ich habe dich gebraucht. Du weißt jetzt zu viel, du kannst nicht bleiben. Und ich hoffe, dass du mir das einmal verzeihst.« Er wollte ihre zerschundenen Arme mit der heilenden Erde bestreuen, doch Hannah schlug sie ihm aus der Hand.
    »Fass mich nicht an!«, brauste sie auf. »Und behalt deine Erde. Ich will den Dreck nicht. Ich bin nicht wie du.« Sie schlug und stieß ihn und dann lief sie weg. »Ich liebe den Wind, das Meer und den Sturm. Ich will das nicht ändern. Ich will nichts beherrschen. Ich will einfach leben. Ich bin ein Pirat. Genau wie Will.« Sie drehte sich um. »Das bist du doch, oder? Du bist wie ich.«
    Doch Will hatte sich ganz offensichtlich verändert. Er stand ohne Hemd neben Aweiku, und die Erde, mit der sie ihn eingerieben hatte, färbte seine Haut so dunkel wie ihre.
    »Kommst du mit mir?«, fragte Hannah unsicher. »Sie töten uns nicht. Das haben sie selber gesagt. Sie können niemanden töten.«
    »Nein«, nickte Will. »Das können sie nicht.«
    Er sah das Lächeln auf Hannahs Gesicht.

    »Also, dann kommst du. Du kommst mit mir mit?«
    Sie lachte erleichtert, doch Will sagte: »Nein. Genau deshalb bleibe ich. Sie brauchen mich, Hannah.« Er sah das Zucken in ihrem Gesicht. Er sah, wie die Unterlippe zwischen ihren Zähnen verschwand. Sie fuhr sich durchs Haar und blieb mit den Fingern darin hängen. Es war zu zerzaust. Sie fluchte und schimpfte, drehte sich zweimal im Kreis, zeigte auf ihn, wollte irgendetwas sagen und stapfte dann wütend in den dunklen Gang, von dem Jo ihr gesagt hatte, dass er zum Meer führen würde.
    Will blickte ihr nach, und gerade in dem Augenblick, als er Skrupel bekam, als er Hannah nachlaufen und ihr beistehen wollte, nahm Aweiku seine Hand.
    »Komm«, sagte sie mit ihrer sandweichen Stimme. »Wir gehen nach Hause.«

TEIL DREI
    Für alle Schätze dieser Welt

DAS QUECKSILBERMEER

    V ier Tage später schien eine blasse Sonne auf ein spiegelglattes, windstilles Meer, das sich nur zwei Tagesreisen südöstlich der Insel wie eine dampfende Quecksilberblase über den Horizont spannte. Dichte Nebelschwaden zogen über die metallische Oberfläche und umspielten die von Narben und Runzeln zerfurchte Stirn des mächtigen Wals.
    »Schwärmer! Haut ab, ihr Biester, und fresst die Franzosen!«, schimpfte Ratten-Eis-Fuß. Der kleine, bucklige Kerl stand

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