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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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surften sie auf dem Kamm der Wellen, die von ihren Finnen aufgewühlt wurden.
    »Yeah!«, raunte Will und genoss die karibische Wärme. »Yeah, Honky Tonk Hank. Ich freu mich so sehr.«
    »Und worauf?«, fragte der Chevalier. »Darauf, dass du ihm sagen musst, wer die Amulette jetzt hat? Und warum?«
    Will wurde blass. Das hatte er in seiner Freude völlig vergessen. Und noch bevor er sich von diesem Schrecken erholen konnte, tauchte die erste Insel am Horizont auf. Dann erschien eine zweite, mit ihr wurde es dunkel, und schließlich lagen die Inseln wie der gezackte Schwanz eines riesigen Drachens um sie herum: dunkel und schwarz.
    Jo nahm Wills Hand, doch der konnte seinen kleinen Freund dieses Mal nicht beruhigen. Er zitterte selbst und sein Herz raste, als sie um eine Landzunge bogen und New Nassau vor ihnen aus dem Dunkel erschien.

    »Yeah!«, raunte Will, als er die Lichter sah.
    Laternen und Fackeln erhellten die Stadt. Sie hingen und schwammen zwischen den Häusern. Die standen auf Stelzen. Sie wuchsen aus Schiffen verschiedener Größe, aus Einmastern, Zweimastern und großen Schaluppen, oder sie hingen an Seilen zwischen den Masten. Stege verliefen wie Straßen zwischen den Häusern und Hütten. Brücken spannten sich über Brücken hinweg und aus der Mitte der Stadt, aus ihrem dunklen Herzen, schossen - wie aus dem Maul eines Drachen - Feuerbälle hoch in die Luft.
    »Yeah!«, raunte Will, der sich langsam wieder beruhigte. »Genauso hab ich’s mir vorgestellt.«
    »Bist du sicher?«, flüsterte Jo.
    »Ja«, lachte Will. Er war wieder ruhig. »Hier kann uns gar nichts passieren. Das ist die Stadt von Honky Tonk Hank.«
    »Nein«, erwiderte Moses und wurde blass. »Das ist sie nicht mehr.«
    »Was meinst du damit?«, fragte der erschrockene Jo.
    »Das«, sagte Moses und zeigte nach rechts, wo sich nur ein paar Meter von ihnen entfernt ein Dreimaster aus der Dunkelheit schälte.
    Sie fuhren fast unter seinem Bugspriet hindurch und dort an der Wurzel des Klüverbaums klaffte das Maul eines riesigen Hais. Le Requin du Roi stand auf dem Schriftzug daneben.
    »Der Schwarze Baron«, raunte Jo.
    »Ja,Talleyrand.« Moses nickte und zum ersten Mal nannte er diesen Namen ohne den leisesten Anflug von Spott.
    »Nein!«, wehrte sich Will. »Nein, das will ich nicht glauben. Wo ist dann Honky Tonk Hank? Moses, wo ist dein Freund?«
    Er schaute ihn an und der Chevalier du Soleil wischte sich
über das Gesicht, als könnte er mit den Tränen eine Wahrheit wegwischen, die nicht zu leugnen war. »Nun …«, zwang er sich zuzugeben, »… er hat mit dem Kraken gekämpft.«
    »Ja, ja, ich weiß«, fiel ihm der Junge ins Wort. »Und er hat ihn besiegt. Ich hab es gesehen. Ich hab ihm geholfen. Ich war …«
    Der Blick des Franzosen ließ Will verstummen. »Also gut, aber … ich hab es geträumt«, stammelte er und wurde knallrot. »Meinst du, er ist dabei …? Ich meine, er wurde gefressen?«
    »Nein. Jetzt halt deinen Mund.« Der Franzose riss sich zusammen. »Das werden wir sehen.«
    Er ließ die Delfine frei - die wollten aus Angst nicht mehr weiterschwimmen -, brach den Deckel des Sarges der Länge nach auseinander und reichte eine Hälfte an Will.
    »Benutz das als Ruder. Aber sei auf der Hut. Und haltet eure Hände und Füße aus dem Wasser heraus. In der Lagune unter der Stadt leben Wesen und Tiere, denen ihr genauso wenig begegnen wollt wie die Delfine. Und in der Stadt wartet der Schwarze Baron.«
    Er lachte krampfhaft. »Da wartet Gabi auf Hank. Denn wenn Hank tot wär, würde er nicht auf ihn warten.«
    »Aber woher will er das wissen?«, fragte ihn Jo.
    »Was weiß ich!«, schimpfte Moses. »Was weiß ich, woher der Franzose das weiß. Er weiß es eben, und jetzt halt den Mund.«
    Dann glitten sie unter die Häuser. Lautlos fuhren sie zwischen den Pfählen hindurch, auf denen sich diese aus der Lagune erhoben. Während Will und Kahiki die Sargdeckelhälften als Paddel benutzten, starrte Jo ängstlich ins Wasser.
    »Schau da nicht hin!«, warnte ihn Moses, der vor ihnen fuhr, und als Jo seinen Kopf hob, sah und hörte er die Bewohner von Nassau.

    Sie drängten sich auf den Brücken und Stegen. Sie lachten und grölten. Männer buhlten um Frauen und Frauen jagten nach Männern. Sie tranken und tanzten. Sie spielten mit Würfeln und Karten. Sie wetteten, fluchten, schossen Löcher in Münzen, die sie in die Luft warfen und prügelten sich. Aber niemand blickte nach unten. Niemand schaute aufs Wasser, dorthin, wo

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