Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1
schräg wie deren Blätter wuchsen Haare, Nase und Ohren aus seinem Gesicht. Doch als er sich knarzend und ächzend streckte, überragte er Moses um einen Kopf.
»Moses Kahiki, der Chevalier du Soleil«, gluckste er noch einmal, zog das Entermesser unter seiner Achsel hervor und streichelte damit das Kinn des Franzosen. »Moses Kahiki.«
Der verzog das Gesicht. »Ja, ich weiß, wie ich heiße. Und ich fände es nett, wenn du die Pickel, die dir unterm Arm wachsen, bei dir behalten könntest.«
Moses versuchte zu grinsen, doch der Kerl auf seinem Rücken riss an seinen Nasenlöchern herum.
»Ha, der Kerl ist’n Komiker«, krächzte der Rucksackpirat. »’n echt lustiger Komiker. Dabei sind die Pickel vom Schiefen Cutter da immer noch besser als alles, was ich jemals von einem Franzosen bekommen hab.«
»Und ich bekomm noch sehr viel von dir«, gluckste der Schiefe Cutter und beugte sich zu Kahiki hinab. »Ich bekomm es für ihn. Du weißt, an wen ich denke. Und der, an den ich da denke, meint, dass es so viel ist, dass es zu einem Todeskuss reicht. Und zwar doppelt und dreifach.«
Damit küsste er den würgenden und schreienden Moses. Er küsste ihn dreimal, ritzte ihm für jeden Kuss mit dem Entermesser einen Schmiss in die Wange und ließ ihn dann los.
»Morgen«, gluckste er, während der Chevalier du Soleil auf die Knie ging und spuckte, »morgen, Franzose, das sagt dir Blind Black. Sonst bist du tot!«
»Sonst bist du tot!«, krächzte der andere Kerl, der noch immer auf Moses’ Rücken klebte, und drehte dessen Nase nach hinten. »Hast du den Schiefen Cutter verstanden?«
»Ja«, nickte Moses. »Ja, verdammt, ja!«
»Dann sehen wir uns morgen.« Die Zecke auf seinem Rücken grinste, sprang von ihm ab und marschierte neben seinem windschiefen Piratenkumpan, dem er gerade mal bis zur Hüfte reichte, den Steg hinab.
»Mangos, oh, Mangos«, krächzte der Kleine. »Wie hab ich das hier vermisst!« Er lachte sein dreckiges Lachen, drehte sich einmal im Kreis und winkte den Kindern dabei zu.
»Glaubt ihm kein Wort. Egal, was er sagt. Dieser Kerl ist ein Schwindler, ein Spieler und Gauner. Dem traut kein Pirat in New Nassau mehr über den Weg.«
Dann verschwanden die zwei in der Menge, und Moses, der vor Jo und Will auf dem Boden kniete, blickte in einer Mischung aus Scham,Wut und Verlegenheit zu den beiden Jungen hinauf.
»Merde«, fluchte er und wischte sich über die Lippen. »Ich wünschte, das hättet ihr beide jetzt nicht mit ansehen müssen. Aber was soll’s.« Er zuckte die Achseln. »Nehmt’s nicht so ernst. Irgendwie hat das doch jeder verdient.« Er versuchte zu lachen, doch es klang ziemlich gequält. »Irgendwie ist doch jeder von uns ein Gauner oder ein …«
»Findest du?«, fragte Jo und starrte ihn an.
»Du bist ein Lügner?«, fragte Will und Moses hasste die beiden in diesem Moment. Er hasste sie für ihre Ehrlichkeit.
»Ja«, zischte er. »Ich bin ein Lügner, ein Betrüger und Spieler. Aber ich lüge nicht jeden an. Und euch habe ich bis heute nur die Wahrheit erzählt. Das schwöre ich euch.«
Er hob die Finger zum Schwur und wedelte mit ihnen übertrieben herum, damit Will und Jo nicht bemerkten, dass er die Finger der anderen Hand heimlich hinter dem Rücken kreuzte.
»Ich schwör es. Ich schwör es beim Herzen meiner Mutter und dem, das habt ihr gesehen, könnt ihr vertrauen.«
»Also gut.« Will zögerte. »Aber wer waren die beiden? Der eine hieß Cutter und der zweite …?«
»Oh, das hab ich vergessen«, fiel ihm Moses ins Wort. Er wischte sich das Blut von der Wange und stand eiligst auf. »Wisst ihr, das ist sehr lange her. So lange, dass ich gedacht hab, die beiden wären längst …« Er deutete ein Seil um seinen Hals an und zog es dann hoch, wobei er die Augen verdrehte und stöhnte. »Ihr wisst, was ich meine?«
»Nein«, antwortete Jo, »das wissen wir nicht.«
»Oh, damit kann ich leben«, grinste der Chevalier und marschierte den Steg entlang in Richtung des Zentrums von Nassau, über dem sich die Feuerbälle erhoben. »Und ihr könnt das auch. Ihr lebt sogar länger, wenn ihr nicht so viel wisst.«
»Aber ich bin nun mal neugierig«, flüsterte Will und schloss zu ihm auf. »Und ich leb gern gefährlich. Sogar sehr gern.«
Er zog die Pistole, die er Talleyrand stibitzt hatte, und drückte sie Moses von hinten ins Kreuz.
»Also, wer waren die beiden und wer ist Blind Black?«
»Sou-houl oh Whiiiiiisssssstttttlllllleeeee
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