Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1
ihn auf seine zitternden Beine und drückte ihm eines der Ruder in die Hand. »Das rammst du quer in sein Maul. Dann kann er nicht beißen.«
Will wurde ganz bleich und der Pirat lachte ihn aus.
»Aber fall nicht hinein, denn da stinkt es bestialisch.«
»Wo?«, fragte Will.
»Wo?«, lachte Hank. »In seinem Magen.Wo sonst kommst du hin, wenn er dich verschluckt.«
Dann horchte er auf. Er griff sich das zweite Ruder.
»Er kommt!«, zischte er leise und dann rief er: »Ja! Ja, es wird Ernst! Will, mach dich bereit!«
Doch noch bevor Will den Sinn dieser Worte kapierte, schossen die Arme des Kraken aus dem Wasser heraus, packten das Boot, hoben es 15 Meter hoch über das Meer, drehten es um und schüttelten Honky Tonk Hank und den armen Will in das sich öffnende riesige Maul, das sich geifernd und brüllend aus den Wellen saugte.
»Kannst du es riechen?« Honky Tonk Hank lachte, fasste den Riemen mit beiden Händen, hielt ihn waagerecht über den Kopf und stürzte vor Will in das Loch zwischen den schiefen, elfenbeinbraunen, von Muscheln und Algen überwucherten Zähnen. »Halt dich fest!«, rief der Pirat und dann verkantete der Riemen im Maul des Seeungeheuers.
Will schrie nur »Nein!«. Er starrte in den schleimigen Schlund, fiel neben Hank durch die Zähne und spürte den Ruck, der seine Arme fast aus den Schultergelenken riss.
Wills Ruder schlug auf den Riemen von Hank und rammte beide in das blutige Zahnfleisch zwischen den Zähnen des Monsters. Muränen züngelten zwischen ihnen hervor und schnappten nach seinen Händen und Füßen.
»Hank!«, rief Will. »Hank!«
Doch der lachte begeistert: »Ja! Das war gut! Und jetzt raus hier! Komm! Raus!« Er holte Schwung, drehte sich ausgestreckt um das Ruder und katapultierte sich so aus dem Maul des Kraken auf dessen Stirn. »Jetzt komm schon!«, rief er. »Das kannst du auch. Und wenn du’s nicht kannst, musst du’s lernen. Denn dort unten im Bauch leben die Mütter der Viecher, die du hier oben zwischen den Zähnen siehst.«
»Flitzfliegenschiss, nein!«, zischte Will und zog seinen Fuß vor dem schnappenden Maul einer Muräne zurück. Die war drei Meter lang. Wie groß war dann wohl ihre Mutter? »Flitzfliegenschiss! Nein!«, fluchte Höllenhund Will, drehte sich um den Riemen und sprang Hank hinterher.
Der fing ihn auf. »Du bist gut!«, lachte er. »Und jetzt nimm ein Schwert.« Er fasste über Kreuz an den Gürtel, an dem er zwei Klingen trug, zog sie aus ihren Scheiden und drückte Will eine davon in die Hand.
»Hier. Die kommen aus Japan«, sagte er, als mache das Mut. »Und jetzt skalpieren wir das Monster.«
Er rannte vor Will über die Stirn des Kraken und sprang mit ihm zusammen über das wagenradgroße Auge. Der Krake brüllte vor Wut. Er schlug mit den Tentakeln wie mit baumdicken Peitschen. Muscheln, Algen und Schleim wirbelten um die beiden herum. Doch das Monster war hilflos. Es konnte die beiden Piraten nicht packen. Da hatte Hank schon den Diskus entdeckt. Er schimmerte unter der Haut des Seeungeheuers, und bevor dieses daran dachte, in die Tiefe des Meeres zu fliehen, stießen sie die leicht geschwungenen Klingen ihrer Samuraischwerter in die meterdicke Fettschicht hinein und schnitten die goldene Platte aus der Stirn des Kraken heraus.
Der brüllte und schrie. Er sprang aus den Wellen, flog wie ein riesiger Wal durch die Luft und bevor er aus einer Höhe von vielleicht 50 Metern ins Wasser zurückfiel, rannten Will und Honky Tonk Hank über den ballonartigen Kopf und sprangen an dessen Ende ins Nichts. Sie fielen und schrien. Da sah Will die Segel. Er fiel an Rahen und Segeln vorbei und landete dann an Deck eines Schiffes in einem von johlenden Piraten gehaltenem Tuch.
»Willkommen an Bord des Fliegenden Rochen«, lachte Honky Tonk Hank, der neben ihm lag.
»Yeah!«, raunte Will und schloss seine Augen. Er lag auf dem Sarg und Jo schlief bei ihm. Das war ein Traum! Ein Traum, den er liebte. Und wenn Honky Tonk Hank wirklich ein so cooler Sack war, dann war New Nassau bestimmt seine Stadt. Die Stadt, die er liebte.
»Yeah!«, raunte Will und dann schlief er ein.
NEW NASSAU
A m Morgen surften sie weiter. Sie standen auf ihren Särgen und die Delfine zogen sie über das Meer. Sie sprangen mit ihnen über Fliegende Fische und winkten den Pottwalen zu, die sie ab Mittag begleiteten. Die sangen für sie. Das klang fast wie bei Moses, und als sie am Abend verschwanden, um in der Tiefe des Meeeres nach Kraken zu jagen,
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