Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1
Worte gesungen, sprangen Delfine um sie herum. Moses beugte sich vor. Er fischte die Strickleiter aus dem Wasser, die Strickleiter, die Talleyrand gekappt hatte, um Jo loszuwerden, und rief die Delfine.
»Was machst du da?«, fragte Jo fasziniert. »Sind das deine Freunde? Helfen sie uns?«
Der Chevalier schluckte. »Ja«, sagte er, »das sind meine Freunde. Aber sie helfen nur mir. Sie werden mich direkt nach New Nassau ziehen. Und dort hab ich nur eine Chance, am Leben zu bleiben. Ich hab eine einzige Chance, dass Honky Tonk Hank mich nicht tötet, wenn ich ihm erzähle, wer die Amulette jetzt hat, warum er sie hat, und wer sie ihm so überaus eifrig gegeben hat. Ich werde nur überleben, wenn ich ihm erzähle, dass ihr hier langsam verdurstet. Dass ihr wahnsinnig werdet und am Ende versucht, euch gegenseitig zu töten. Nur dann wird er mir vielleicht verzeihen.«
Er band die Strickleiter um den ersten Delfin. »Ja, so ist es gut.« Er tätschelte ihm den Schnabel. »Braves Tier.«
»Und du bist ein Mistkerl!«, beschimpfte ihn Jo. »Will hat mich gerettet. Er hat mein Leben gerettet. Und meine Mütze.« Er hob sie stolz hoch und dabei sah man ganz deutlich den von Talleyrand aufgerissenen Saum.
»Ja, aber nicht, was da drin war«, konterte Moses.
»Doch«, sagte Jo. »Denn wenn er mich nicht gerettet hätte, wären die Amulette jetzt im Bauch eines Hais. Dann müsstest du sie nicht elf, sondern tausend Jahre lang suchen.«
»Das ist mir egal«, meinte Moses Kahiki. »Wisst ihr, Honky Tonk Hank differenziert da nicht so genau, wenn ihm etwas nicht passt. Also, lebt wohl.«
Er hatte den dritten und vierten Delfin zwischen die Sprossen der Leiter geschirrt. »Nehmt’s nicht persönlich. Ich kann euch eigentlich leiden. Besonders dich, Jo. Ich mag dich echt gern.« Er stellte sich auf den Sarg und balancierte ihn aus.
»Ja, und ich mag dich auch, Moses Kahiki, Arsch du Soleil. Und ich hoffe, du nimmst das jetzt auch nicht zu differenziert und persönlich.«
Wills himmelhellblaue Augen glitzerten kalt.
»Was sagt Honky Tonk Hank wohl dazu, wenn du ihm in New Nassau erzählst, dass du dir auch noch den dritten Teil der Rose hast wegnehmen lassen? Und das von einem Jungen, der erst 14 Jahre alt ist?«
Moses erschrak. Er griff zuerst in seine rechte Hosentasche, dann in die linke, holte eine schwarze Murmel aus ihr hervor, las die Gravur Pirat und glaubte Will trotzdem erst, als der seine Faust aus der Hose zog und die Handfläche öffnete. Dort krabbelte deutlich sichtbar ein silberner Krebs aus einem schwarz-silbernen Schneckenhaus.
»Das ist nicht möglich!«, zischte der Chevalier du Soleil. »Das hat noch keiner geschafft. Außer Honky Tonk Hank.«
»Oh, ich fand es ganz einfach.« Will packte den Krebs an einer der Scheren und hob ihn ins Licht. »Ich hab ihn dir aus der Hosentasche gezogen, als du uns mit deinem Gerede über dieses verheißene Land eingelullt hast. Jeder ist gleich. Keiner ist weniger. Keiner ist mehr und alles ist dufte.« Will grinste ihn an: »Das hat mich gelangweilt.«
»Wie, bitte was?« Moses ballte die Fäuste. Er stürzte ins Wasser, schwamm zu Will und Jo und versuchte, die beiden vom Sarg zu werfen: »Du bist ein elender Hund, Will!«
»Ja, vielleicht. Vielleicht hast du recht. Aber du bist kein Held«, sagte Will furchtlos, zog eine Pistole und drückte sie dem Chevalier auf die Stirn. »Das hast du selber gesagt.« Er grinste und spannte den Hahn mit dem Daumen. »Will, ich bin kein Krieger. Oh, ich bin auch kein Held. Und weißt du, weil ich das wusste, hab ich Talleyrand seine Pistole geklaut.«
Will grinste Moses an und genoss seinen Sieg.
»Ja, und jetzt hoffe ich wirklich, dass du das nicht persönlich nimmst. Eigentlich kann ich dich nämlich gut leiden.Wirklich, Kahiki, besonders, wenn du von deinem Land erzählst. Dem Land aus Gold. Also, was hältst du von meinem Vorschlag: Wir kommen mit dir nach Nassau, und dort erzähle ich dann unsere Geschichte. Ich erzähle sie Honky Tonk Hank, dem großen Piraten, und wenn er mich dann immer noch vierteilen, töten oder aussetzen will, kann er das tun.«
Er musterte Moses. »Ist das jetzt ein Handel?«
»Ja.« Der Franzose nickte und meinte es ernst. »Das ist sogar mehr. Das ist ehrlich und fair - wenn du mir meinen Krebs zurückgibst.«
»Oh, oh, oh, nein!«, lachte Will amüsiert und wedelte mit der Pistole wie mit einem Zeigefinger vor Moses’ Nase herum. »Oh, oh, oh, nein.«
»Aber ich brauche ihn,
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