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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Dunkelheit. »Gagga ist jemand, für den sie sich nicht interessieren, und du solltest dich nicht dafür interessieren, was sie mit ihm tun. Er wird seine gerechte Strafe erhalten: für das, was er tut, und das, was er ist.«
    »Also gut«, schluckte Will. »Ich hab es kapiert. Ich will es nicht wissen. Aber wer sind diese Kerle und warum spielen sie mit mir dieses von Gott verfluchte Schicksalsschach? Ich meine, wenn du recht hast und sie mir den Ring nur gegeben haben, um zu sehen, was danach so passiert. Als wär ich ’ne Maus in einem Labyrinth, die nach einem Stück Käse sucht. Was soll dieser Quatsch?«
    »Du bist der Erwählte. Wie oft willst du noch, dass man es dir sagt? Du hast es doch schon in Berlin gewusst. Als Pirat von Berlin. Dann hast du es von Aweiku gehört und von Whistle, Jay-Nice und Honky Tonk Hannah. Ganz zu schweigen von den anderen und den paar Hundert Kindern. Hast du vergessen, was sie über dich sagten, als sie dich bestattet haben? Genau. Sie haben es alle gespürt, geahnt, gewusst oder was auch immer. Doch keiner wusste, wer dich erwählt hat. Und das, Will, wirst du gleich erfahren. Wir befinden uns hier am Anfang der Zeit. Bei den Kriegern des Feuers, oder wenn du sie lieber so nennen willst: den Kriegern der Hölle …«
    »… Höllenkrieger«, flüsterte Will und begann unwillkürlich zu singen. Wie ein Kind, das sich fürchtet, in der Dunkelheit singt. »Doch wer in der Hölle zu Haus ist, muss sich nicht vor ihr fürchten, muss sich nicht vor ihr fürchten … Aber warum? Bei allen Flöhen und Wanzen des Teufels! Warum, Gabriel, machen sie das? Was wollen sie damit erreichen?«
    »Das wirst du noch sehen«, antwortete Talleyrand, und im selben Moment spürten sie eine seltsame Wärme.
    Sie stieg aus der Tiefe des Bergs zu ihnen herauf und mit ihr wurde ein rotes Glimmen sichtbar. Lava floss in breiten Strömen in die riesige Höhle und bildete einen kochenden See. In dem standen Felsnadeln wie turmhohe Bäume. Dreißig oder vierzig konnte Will zählen. Sie standen jede zwei Steinwürfe voneinander entfernt, streckten sich über zwölf gute Mastlängen Richtung Höhlendecke hinauf, und auf ihren schlanken Spitzen saßen Nester. Flache, wie Fächer gespreizte Nester, die Will von den Marabus in Afrika kannte. Nur größer, dreimal so groß wie ein Wagenrad. Will wurde schummerig. Denn selbst drei Wagenräder wirkten nicht größer als eine Briefmarke, wenn einhundertzwanzig Meter unterhalb ein See aus Lava kochte und um einen herum vierzig Krieger der Hölle hockten. Sie hockten dort in ihre Flügel gewickelt, lugten mit ihren Kindergesichtern über die jetzt lavaschwarzen Schwingen und starrten ihn mit Haifischaugen an. Fledermäuse stoben in Schwärmen um sie herum, als würden sie wie Vögel den Sonnenaufgang, das Licht aus der Hölle begrüßen.
    »Die Fliegenden Hunde der Xochiyaoyotl«, flüsterte Talleyrand. »So wurden sie von den Azteken genannt. Xochiyaoyotl, weißt du, was das heißt? Das waren die Blumenkriege. So haben die Azteken die Kriegszüge genannt, auf denen sie Nachschub für ihre Menschenopfer besorgten. Sie brauchten die Herzen, um die da zu füttern …«
    »… doch das ist seit zweihundertfünfzig Jahren vorbei«, fiel Will ihm ins Wort. »Versteh ich das richtig? Die schieben seit zweieinhalb Jahrhunderten Kohldampf und das hat sie böse gemacht. Verdammt böse sogar.«
    »Nein«, widersprach Talleyrand. »Das sind nicht die Bösen.«
    Will sah die Krallen an den dreifingrigen Klauen. »Sagt das auch dein Rücken?«
    »Nein, aber der musste lernen.«
    »Und was bitte schön?«, fragte Will und erschrak im selben Moment, als Gagga zu ihm herunterfiel. Er fiel aus dem Dunkel, das die Höhlendecke verbarg, prallte mit nacktem Oberkörper in das Nest, und obwohl er danach auf dem Rücken lag, erkannte Will in seinem stummen, von entsetzlichen Schmerzen entstellten Gesicht, was die, die laut Talleyrand nicht zu den Bösen gehörten, ihm angetan hatten. Der feiste Oberkörper färbte sich zum Rücken hin dunkelrot – und das war nicht das Rot der Lava.
    »So wie der lernen musste?«, fragte Will tonlos. Er konnte den Blick nicht von Gagga abwenden. »Aber was kann man so lernen?«
    »Loyalität.« Der Schwarze Baron nahm Will bei der Hand. »Treue und dass man nur für etwas kämpft, woran man auch glaubt und wofür man bereit ist zu sterben.«
    Will sah ihn an und Talleyrand nickte.
    »Das galt auch für mich. Nachdem ich meine Mutter, meine Schwester und

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