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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Novaya Tyumen den Schweif von seinem Platz aus sehen konnte, und doch war etwas latent Bedrohliches an seiner nach außen hin neutralen Miene, mit der er den I. O. der Broadsword bedachte. Zwischen ihm und Harrington schien eine unausgesprochene Feindseligkeit in der Luft zu hängen, ähnlich trübem, dunklem Sumpfwasser auf einem Loch mit Treibsand. Soweit Hedges sagen konnte, ging diese Feindseligkeit hauptsächlich von Novaya Tyumen aus, auch wenn der Lieutenant sich dabei nicht völlig sicher war. Gerade durch ihre Selbstbeherrschung und gekonnt bewahrte Haltung, die Harrington in vielerlei Hinsicht so gut dienten, vermochte sie ihren Gemütszustand effizient zu verschleiern, wenn sie nichts von sich preisgeben wollte.
    Als der Baron antwortete, richtete er seine Worte an den ganzen Besprechungsraum und nahm trotzdem nie die Augen von Honors Gesicht. »Ich hoffe, Mr. Hedges, dass jeder Offizier hier immer die Möglichkeit mit einplant, ‘n Einsatz mal abbrechen zu müssen. Oder mittendrin zu ändern. Oder irgendeines von den tausendundeins Dingen berücksichtigen zu müssen, die nach der Schlussbesprechung und vor der Durchführung dazwischenkomm’ könn’. Gibt’s ‘nen besonderen Grund, weshalb Sie oder Ihre Schiffskameraden das für schwieriger halten sollten als der Rest der Navy?«
    Hedges holte vernehmlich Luft, und die Temperatur in der Abteilung schien um etliche Celsiusgrade zu fallen. Er bemerkte, dass die anderen Offiziere auf ihren Plätzen erstarrten, empört über den unerwartet verächtlichen Seitenhieb des Commanders. Hedges musste sehr an sich halten, um diesem aristokratischen Esel nicht ins Gesicht zu sagen, was er von ihm hielt. Nur war Novaya Tyumen nicht nur sein Vorgesetzter, sondern auch der Sohn eines jener Adligen, die im Oberhaus den Bund der Konservativen beherrschten. Eines Tages würde er die Baronie und die Grafschaft seines Vaters übernehmen, das wusste jeder in der Abteilung. Außerdem kam der Herr Baron dem Lieutenant als genau die Sorte Mensch vor, die ihren gewaltigen politischen Einfluss mit Freuden dazu einsetzt, um einen unbequemen Untergebenen zu ruinieren, und sein Tonfall ließ erkennen, dass es auf seine Frage keine richtige Antwort geben konnte.
    Hedges setzte gerade an, sie trotzdem zu beantworten, als eine andere Stimme ihm zuvorkam.
    »Ich glaube«, sagte Honor kühl, und ihre sphinxianisch-knappe Sprechweise zerschnitt Novaya Tyumens Gedehntheit wie ein eisiger Bergwind, »dass Lieutenant Hedges Sie als obersten Koordinator der Mission eigentlich bitten wollte, uns Ihre Ausweichpläne mitzuteilen. Da Sie die Wettermeldungen schon erheblich länger kennen als wir, sind Ihre Gedanken zu diesem Punkt doch gewiss – vollständiger als unsere.« Sie deutete ein Lächeln an, während sie ihm mit ihrem Blick eine unausgesprochene Warnung erteilte. Hinter sich hörte sie leise Stoff platzen: Nimitz stach die ausgefahrenen Krallen rhythmisch in den Rückenbezug ihres Sessels und zupfte sie wieder heraus. »Gewiss erschließt sich dadurch ein sehr nützlicher neuer Ausgangspunkt für unsere Überlegungen«, fügte sie hinzu.
    Weder ihr Tonfall noch ihre Wortwahl barg in irgendeiner Weise eine Herausforderung, und doch entging niemandem die tiefere Bedeutung. Hedges wünschte sich unversehens, er hätte den Mund nie aufgemacht. In Novaya Tyumens blassem Gesicht blitzten die dunklen Augen vor Wut auf. Er presste die Lippen zusammen und ballte mit der rechten Hand – die allein sichtbar auf dem Konferenztisch lag, denn die Linke ruhte auf seinem Schoß – eine Faust und verschränkte seinen Blick mit dem Harringtons.
    »Verstehe«, sagte er schließlich; sein schleppender Tonfall glänzte durch völlige (wenngleich vorübergehende) Abwesenheit. Dann zuckte er knapp die Achseln und setzte ein Lächeln auf – kein sehr überzeugendes Lächeln, mehr eine Grimasse, die ihm gestattete, Harrington gegenüber die Zähne zu fletschen. Als er weitersprach, klang er schon fast wieder wie gewohnt. »Dann sollten wir mit der Besprechung wohl fortfahr’n, Ms. Harrington. Vielleicht beantworten sich Mr. Hedges’ Fragen dabei von selber. Und wenn nicht, dann ha’m wir hinterher ja noch genug Zeit, drüber zu sprechen, nicht wahr?«
    »Da bin ich ganz zuversichtlich, Sir«, antwortete ihm Honor. Sie klang gleichmütig und gelassen, doch einmal mehr glaubte Hedges ein stählernes Klirren zu hören, als hätten seine Vorgesetzten blankgezogen und die Klingen gekreuzt. Er fragte sich,

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