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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Lawine mitgerissen hat, wird mit unserem Sonar und Tiefen-Abbildungsradar Karussell fahren, deshalb sind die Wärmespürer vermutlich das Beste, was wir aufbieten können. Dann …«
    Sie fuhr fort, mit klarer, fester Stimme Anweisungen zu erteilen. Doch als sie auf die breite Spur der Vernichtung unter sich blickte, wusste sie, wie unwahrscheinlich es war, dass sie bei aller Mühe noch jemandem helfen konnten, der davon überrollt worden war.
     
    »Ranjit? Ranjit? «
    Ranjit Hibson stöhnte, als eine kleine Hand ihn an der Schulter rüttelte. Er blinzelte, schlug die Augen auf und versuchte sich zu orientieren.
    Sein Kopf lag im Schoß seiner Schwester. Sie kauerte über ihm, und ihr beschattetes Gesicht schaute sorgenvoll auf ihn herab. Es gelang ihm, ihr mit seiner rechten Hand das Knie zu tätscheln, dann drehte er den Kopf und blickte um sich. Die Liftkabine befand sich in irrwitziger Schräglage, und das Licht war … ganz falsch, ein besserer Ausdruck fiel ihm in seiner Benommenheit nicht ein. Auf keinen Fall war es Sonnenschein, sondern ein schwaches, trübes Dämmerlicht. Dann klärten sich mit geradezu schmerzhafter Plötzlichkeit seine Gedanken. Kein Wunder, dass das Licht so schwach war! Es stammte von dem einzigen kleinen Notleuchtelement der Liftkabine, das noch funktionierte und sich irgendwo hinter Susan befand.
    Er versuchte sich aufzusetzen und schrie laut auf, als heftige Schmerzen ihn unerwartet durchfuhren. Susan hatte sofort begriffen, dass er sich bewegen wollte, und legte ihm sogleich die Hand auf die Schulter. Nun drückte sie ihn beharrlich wieder hinunter.
    Hätte sie doch nur einen Augenblick früher kapiert, was ich vorhabe , dachte er mit einer seltsamen Distanz und biss die Zähne zusammen, um die Schmerzenslaute zu unterdrücken, die ihm in der Kehle hochstiegen. Die groteske Diskrepanz zwischen seinen starken Schmerzen und der Klarheit seiner Gedanken amüsierte ihn, doch selbst wenn sein Leben davon abgehangen hätte: Er hätte nicht sagen können, was daran so komisch sein sollte. Mühsam tätschelte er Susan noch einmal das Knie.
    »Alles …« Er unterbrach sich und hustete. »Alles in Ordnung, Sooze. Mir … mir geht es gut.«
    »Nein, das stimmt nicht«, entgegnete sie, und ihn schmerzte es im Herzen zu hören, wie ihre Stimme zwischen Entsetzen und der Entschlossenheit schwankte, nicht die Ruhe zu verlieren. »Deine Beine stecken beide fest. Und ich glaube, das rechte ist gebrochen. Ich weiß nicht, wo wir sind oder … oder was wir tun können, und …«
    Sie zwang sich zu einer Sprechpause und zog rasselnd die Luft ein, denn sie spürte, wie ihre mühsam aufrechterhaltene Disziplin ins Bröckeln geriet. Sie starrte ihrem Bruder in die Augen. Mit vor Schmerz verschwommenem Blick blinzelte er zu ihr hoch und biss sich kurz auf die Lippe. Dann sprach sie weiter.
    »Und ich glaube, die anderen hier … die sind tot«, brachte sie ruhig hervor. Ranjits Hand krampfte sich ohne sein Dazutun um ihr Knie.
    Den Blick weiter auf sie gerichtet, versuchte er nachzudenken und musste heftig schlucken, als ihm die Woge aus Schnee und Stein wieder einfiel, die sich vom Berghang auf die Liftkabine geworfen hatte. Darüber hinaus erinnerte er sich an keine weiteren Einzelheiten, nur an einen Wirrwarr aus Entsetzen, wilden Bewegungen und Angstschreien, dann den gewaltigen Stoß, mit dem die Lawine die Liftkabine aus der Luft wischte wie eine Katze, die nach einem Papierknäuel schlägt. Vielleicht ist es ganz gut so, dass ich mich an nichts Genaueres mehr erinnern kann , dachte er und empfand wieder dieses eigenartig losgelöste Gefühl.
    Schock? , überlegte er. Kann sein. Denn Sooze hat jedenfalls Recht mit dem, was sie über mein rechtes Bein sagt. Vielleicht ist auch das linke gebrochen, es fühlt sich wenigstens so an.
    Eingedenk der wenigen Erinnerungen, die er an den Unfall hatte, wunderte er sich doch sehr, dass überhaupt jemand den Absturz der Liftkabine überlebt hatte. Schreckliche Dankbarkeit überwältigte ihn, als er begriff, dass Susan so gut wie unverletzt geblieben sein musste, denn sonst hätte sie sich niemals seinen Kopf auf den Schoß legen können.
    »Hilf mir … hilf mir, mich aufzusetzen«, bat er sie schließlich.
    »Nicht! Dein Bein –«
    »Ich muss mich umsehen können, Sooze«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Hilf mir nur, mich ein bisschen aufzurichten. Ich … lass mich von dir hochheben. Ich benutze meine Beine nicht. Ich spanne nicht mal die

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