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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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oder die Gäste des bedrohten Urlaubsgebietes zu evakuieren, bis die Gefahr vorüber war. Dank der modernen Kontragrav-Technik mit ihren Press- und Traktorstrahlern ließ sich die Gefahr gewöhnlich beseitigen, bevor sie akut wurde, und womöglich war gerade darin der Grund der jetzigen Katastrophe zu suchen: Waren die Menschen, die hinter den Überwachungssensoren saßen, angesichts der ausgeklügelten Techniken zur Lawinenvermeidung etwa zu selbstsicher geworden und hatten zu sehr darauf vertraut, die ungezügelte Wut der Natur bändigen zu können? Eventuell war die Ursache sogar noch einfacher: Die Sensorendichte im fraglichen Gebiet war geringer als eigentlich vorgeschrieben. Niemand hatte etwas von der winzigen Verwerfungslinie gewusst, die von den Geologen später ›Athinai-Zweig‹ genannt werden sollte, und bei der Planung des Früherkennungsnetzes war ein wenig geschludert worden, weil jeder das Olympustal als ›sicher‹ wähnte und man die verfügbaren Mittel lieber in den bekannten Verwerfungsgebieten einsetzen wollte. Die Installation rings um den Perikles erfüllte darum die Forderungen der Seismologen in gerade ausreichendem Maße. Trotzdem würde niemand je sagen können, ob man mit besseren Instrumenten schon früher Lebenszeichen dieser Verwerfungslinie entdeckt hätte.
    Ob jemand im Nachhinein klüger sein konnte oder nicht, spielte nun überhaupt keine Rolle mehr. Die Schneelast löste sich auf ganzer Breite von der Felswand und stürzte wie der eisige Hauch der Hölle donnernd zu Tal.
     
    »O mein Gott!«
    Honor erkannte die Stimme im Signalnetz nicht. Einem ihrer Leute gehörte sie nicht – das glaube ich zumindest , korrigierte sie sich augenblicklich, denn sie war sich nicht sicher. Das grenzenlose Entsetzen, das diese Worte verrieten, hätte jede Stimme verzerrt.
    Sie tauschte einen raschen Blick mit Chief Zariello, dann überflog sie die Icons auf ihrem HUD, um sich zu vergewissern, dass ihre Pinassen ausnahmslos dort waren, wohin sie gehörten. Diese Überprüfung war reiner Reflex. Im Grunde wusste sie bereits: Was auch immer nun geschah, es hatte nicht das Geringste mit der Raumlandungsübung zu tun.
    »Seht nur!«, keuchte jemand anders. »Heilige Mithra, seht euch nur das Tal an!«
    Honor riss den Kopf herum, und Chief Zariello rollte die Pinasse ohne nachzufragen auf die Seite, um ihr einen besseren Blick durch die Armoplastkanzel zu gestatten. Sie ließ die Augen kreisen und suchte nach dem Anlass für den erschütterten Ausruf. Als sie es entdeckte, wich vor Schreck jeder Ausdruck von ihrem Gesicht, und kurz konnte sie den Blick nicht von der Flut aus Schnee, Fels, Stein und Erdreich nehmen, die sich dem nahenden Weltuntergang gleich ins Tal wälzte.
     
    Die Sensoren Athinais hatten die Lawine vielleicht nicht schnell genug vorhergesehen, um eine Evakuierung zu ermöglichen, aber die Architekten des Skigebiets hatten ihr Möglichstes getan, einer Katastrophe vorzubeugen. Überall ertönten Alarmsirenen, und schwere, verstärkte Blenden aus Panzerlegierung schnappten vor und verschlossen die gewaltigen Crystoplastscheiben der Aussichtsgalerien, Restaurants und Geschäfte. Die Lifttürme schalteten sich ab und fuhren Barrieren hoch. Außerordentlich starke Pressstrahlen erwachten zum Leben. Obwohl es unmöglich war, das gesamte Urlaubsgebiet effektiv mit einem Wall aus Pressstrahlern zu umgeben, hatte man an strategischen Stellen Generatoren platziert. Sie versuchten gar nicht erst, eine Mauer zu errichten, sondern projizierten eine Reihe von gewinkelten Barrieren ähnlich Ablenkplatten und Fangdämmen, die versuchten, die fließenden Megatonnen Schnee und Geröll wie ein Schiffsbug zu zerteilen und sie von den empfindlichen Punkten des Urlaubsgebiets fernzuhalten. Die verantwortlichen Ingenieure hatten allerdings mit einer längeren Vorwarnzeit gerechnet, denn dazu gab es schließlich die Überwachungssysteme: Sie sollten Zeit für vorbeugende Maßnahmen oder Evakuierungen gewinnen oder wenigstens die Minuten erkaufen, die man benötigte, um die Generatoren warmlaufen zu lassen, bevor sie die Last abfangen mussten.
    Nur gab es diesmal keine Vorwarnzeit – oder zumindest genügte sie nicht. Fast alle materiellen Barrieren waren ausgefahren und verriegelt und die meisten Pressstrahlen aufgebaut, bevor die Lawine dagegen prallte, aber die zugehörigen Generatoren liefen noch nicht unter Volllast. Gerade diejenigen unter ihnen, die die Hänge schützen sollten, standen der Lawine

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