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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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können wir hier ein Unrecht wenigstens teilweise wieder gutmachen.
    »Commander Jaruwalski, Hoheit«, verkündete MacGuiness mit der makellosen Förmlichkeit, die er für Gelegenheiten aufsparte, bei denen Besucher zugegen waren.
    »Danke, Mac«, sagte Honor, erhob sich und reichte Jaruwalski die Hand. »Guten Tag, Commander. Ich freue mich, dass Sie so kurzfristig Zeit für mich haben.«
    »So kurzfristig war es nun auch wieder nicht, Hoheit.«
    Wie Honor sprach Jaruwalski in Sopranlage, doch hatte ihre Stimme einen abgespannten, niedergeschlagenen Unterton. »Und wenn ich ehrlich sein soll, bin ich in letzter Zeit nicht gerade übermäßig beschäftigt«, fügte sie hinzu und verzog den Mund zu einem misslungenen Lächeln.
    »Ich verstehe.« Honor drückte ihr fest die Hand – einen Moment länger als unbedingt erforderlich –, dann deutete sie auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. »Bitte nehmen Sie Platz, und machen Sie es sich bequem.« Sie wartete, bis Jaruwalski sich gesetzt hatte, dann zog sie die Brauen hoch. »Mögen Sie zufällig ein Bier, Commander?«
    »Äh, jawohl, Hoheit. Ich trinke Bier.« Jaruwalski empfand eindeutig grenzenloses Erstaunen über die Frage, und es schien sich ein wenig durch die Trübsal zu bohren, die sie einhüllte wie ein Leichentuch.
    »Gut!«, rief Honor und blickte MacGuiness an. »Bringen Sie uns doch zwo Old Tilmans, Mac.«
    »Sofort, Hoheit.« Der Steward blickte Jaruwalski höflich an. »Wünscht der Commander noch etwas zu ihrem Bier?«
    »Nein, danke. Ein Bier reicht mir völlig … Mr. MacGuiness.« Die kurze Pause und das zögerliche Benutzen der zivilen Anrede verriet, dass Jaruwalski nicht genau einzuordnen wusste, welchen Status MacGuiness denn nun besaß, doch war diese Frage im Augenblick gewiss für sie zweitrangig. Aus dem Geschmack ihrer Gefühle ging zweifelsfrei hervor, dass sie im Laufe des vergangenen T-Jahres nicht gerade häufig von Flaggoffizieren auf ein Bier eingeladen worden war.
    »Sehr wohl, Ma’am«, murmelte MacGuiness und zog sich mit einer Geräuschlosigkeit zurück, bei der jede Baumkatze neidisch werden konnte.
    Jaruwalski blickte ihm kurz nach, dann wandte sie sich resolut Honor zu. Ihre Körpersprache verkündete stillen Trotz, und wieder musste Honor sich zusammenreißen, um nicht zusammenzuzucken, so tief war die Bitterkeit hinter den dunklen Augen der anderen Frau.
    »Gewiss fragen Sie sich schon, weshalb ich Sie zu mir gebeten habe«, sagte sie nach einer sehr kurzen Pause.
    »Jawohl, Hoheit, das frage ich mich«, entgegnete Jaruwalski mit gedämpfter Stimme. »Sie sind der erste Flaggoffizier, der mich sprechen möchte, seitdem der Seaford-Untersuchungsausschuss seine Beratungen beendet hat.« Sie grinste und ruckte leicht und verbittert den Kopf. »Sie sind sogar der erste höhere Offizier, der einer Begegnung mit mir nicht auszuweichen versucht, wenn Sie mir meine Offenheit vergeben.«
    »Das erstaunt mich nicht«, sagte Honor gelassen. »Unter den gegebenen Umständen hätte mich eher alles andere gewundert.« Jaruwalski blähte die Nasenflügel, und Honor spürte, dass sie innerlich die Zähne fletschte. Davon ließ sie sich nichts anmerken und fuhr fort: »Von jeher neigte man dazu, den Überbringer schlechter Nachrichten zu bestrafen, und das gilt auch für Leute, die es eigentlich besser wissen müssten. Genauer gesagt: Auch für Leute, die es tatsächlich besser wissen.«
    Jaruwalski beherrschte sich und stutzte nicht, doch Honor spürte, wie der Commander sich innerlich still auf die Lauer legte. Jaruwalski war Honors Ruf nur unwillig gefolgt und wachsam und abwehrend ins Büro gekommen; mit verzweifeltem Stolz versuchte sie, ihre seelischen Wunden zu verbergen. Eindeutig war sie darauf gefasst, dass diese Wunden einmal mehr offen gelegt und aufgerissen würden, doch Honors Antwort hatte ihr diese Erwartung genommen. Nun wusste sie nicht, weshalb Honor sie zu sich bestellt hatte, und dadurch fühlte sie sich unsicher und schutzlos. So sehr sie die Verachtung, die man sie hatte spüren lassen, auch schmerzte: damit hatte sie umgehen können. Nun wehrte sie die Hoffnung ab, dass dieses Gespräch irgendetwas anderes hervorbringen könnte als neue Beschämung.
    Noch wagt sie es nicht, mir zu trauen , dachte Honor und nahm den Blick von ihr, denn MacGuiness kehrte mit zwei großen, beschlagenen Gläsern voll Bier in der Farbe dunklen Bernsteins zurück. Er hatte Zeit gefunden, zusätzlich einen Teller mit Käse und rohem Gemüse

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