Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
Springbrunnen in der Mitte, in dessen polierten Granitbecken Sphinxianische Karpfen schwammen. Die Fische ähnelten tatsächlich ihren altirdischen Ahnen gleichen Namens, auch wenn sie keine Schuppen, dafür aber zusätzliche Finnen und horizontale Schwanzflossen besaßen. Wie schwarze, goldene und grüne Pfeile schossen sie durchs Dickicht aus Wasserpflanzen und kunstvoll platzierten runden Steinen.
»Du hast es nicht gebaut oder Geld auf Raum verschwendet, den du nicht brauchst«, sagte sie dann. »Und selbst wenn es jemand anders getan hat, geht auf diesem Planeten der Platz doch so bald noch nicht aus. Außerdem, Honor: Scherz beiseite, die Königin hat dir dieses Haus hauptsächlich deswegen geschenkt, um der Öffentlichkeit zu zeigen, wie sehr sie dich schätzt, und nicht, weil sie glaubt, du bräuchtest so etwas. Aus dieser Perspektive stellt die Schenkung ebenso sehr einen politischen Schachzug dar wie Benjamins Errichtung der Statue vor dem Saal der Gutsherren. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie dir nicht doch etwas Besonderes geben wollte.«
Als Honor voll Unbehagen abwinkte, lachte Allison leise.
»Darum also der ganze Aufstand! Es ist dir mal wieder peinlich!«
»Nein, das ist es nicht«, widersprach Honor. »Nur …«
»Nur hasst du es einfach, wenn man dich zu ›einer Art Heldin verklärt‹!«
Allison blieb stehen und fasste ihre Tochter am Ellbogen. Sie hielt sie so lange fest, bis Honor sich ihr zuwandte.
»Honor, ich habe dich sehr lieb«, sagte sie in ungewöhnlich ernstem Ton. »Das weißt du genau, auch wenn ich es dir wahrscheinlich nicht so oft gesagt habe, wie ich es sollte. Ich bin auch deine Mutter – ich habe deine Windeln gewechselt, dir das Laufen und das Sprechen beigebracht und dich zur Schule geschickt. Ich habe dir Pflaster auf die aufgeschlagenen Knie geklebt, dich und Nimitz von Pfostenbäumen geholt, mit deinem Lehrer wegen dieses Faustkampfs in der fünften Klasse gesprochen und all die Scherereien aus der Welt geschafft, die eine Zwölfjährige und ihr Baumkater verursachen können, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten. Ich kenne dich, Liebes – ich kenne dich , nicht dein Image in den Medien –, und ich weiß genau, warum es dir so unangenehm ist, wenn die Leute in dir eine ›Heldin‹ sehen. Aber Elisabeth III. hat dich nicht dazu gemacht, und ebenso wenig Benjamin Mayhew oder die Reporter und die Nachrichtenagenturen. Du hast es getan, durch dein Verhalten und deine Leistungen.
Ich weiß, ich weiß.« Sie winkte ab, als Honor ihr widersprechen wollte. »Du hast es nicht getan, damit die Leute dich bewundern, und während du deine so genannten Heldentaten begangen hast, hattest du zumeist Todesangst. Ich sagte dir doch, dass ich dich kenne, Honor, und wie könnte ich dich kennen, wenn ich all das nicht wüsste? Ich sehe, wie du jedes Mal die Zähne zusammenbeißt, wenn irgendein Reporter oder ein stimmengieriger Politiko dich ›den Salamander‹ nennt, und ich weiß auch von den Albträumen und den noch schlimmeren Dingen, die du nach Pauls Tod durchlitten hast. Aber die vielen Menschen, die zu deinem Begräbnis gekommen sind, als wir alle glaubten, die Havies hätten dich ermordet – glaubst du wirklich, diese Menschen wüssten das nicht auch? Sie kennen dich vielleicht nicht so gut wie dein Vater und ich, aber sie kennen dich doch gut genug, um zu wissen, dass du dich nicht gern in den Vordergrund drängst! Wenn ich ehrlich bin, glaubte ich, dass dich gerade deshalb so viele für eine Heldin halten: nicht, weil sie von dir erwarten, dass du keine Furcht verspürst oder so dumm wärst, dich für unverwundbar zu halten, sondern weil du gezeigt hast, dass du weißt, wie verwundbar du bist …« Mit einer knappen Handbewegung wies sie auf Honors leeren Ärmel und die unbelebte Hälfte ihres Gesichts. »Und die Leute sind nicht dumm. Sie merken sehr wohl, dass du dich fürchtest – und trotzdem deine Pflicht tust.«
Honor spürte, wie ihr Gesicht warm wurde, doch Allison lächelte nur und drückte ihr den Arm.
»Als ich dich für tot hielt, habe ich bemerkt, dass ich dir nicht oft genug gesagt habe, wie stolz ich auf dich bin«, sagte sie leise. »Ich weiß, du bist sofort verlegen, wenn dich jemand dafür lobt, dass du ›deine Arbeit‹ machst, aber ich bin deine Mutter und darum wünsche ich mir oft genug, du hättest dir einen weniger lebensgefährlichen Beruf ausgesucht. Deshalb bringe ich dich wahrscheinlich nicht in Verlegenheit, wenn ich noch
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