Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
Cerberus unter Schubdüsen angenähert«, sagte sie. »Und trotz moderner Ortungsgeräte hat der Feind Sie nicht entdeckt, bis Sie das Feuer auf ihn eröffnet haben.«
»Hm.« Honor neigte den Kopf zur Seite. »Ich wusste gar nicht, dass sich mein Gefechtsbericht schon in der allgemein zugänglichen Datenbank befindet, Ms. Markovic«, stellte sie kühl fest, doch innerlich schmunzelte sie darüber, wie das Gesicht der jungen Frau plötzlich jeden Ausdruck verlor. Sie blickte Kriangsak an. »Anscheinend steht die Hintertür in die Stufe Zwo der TLF-Datenbank immer noch offen.«
»Jawohl, Ma’am. Wir wollten sie schon eine Weile lang schließen, aber wir kommen einfach nicht dazu«, antwortete Kriangsak mild. Als der Admiral seinen beiläufigen Tonfall beibehielt, breitete sich unter den Midshipmen, wie Honor genau spürte, tiefe Erleichterung aus. Das war interessant. Ihren Emotionen zufolge kannten so gut wie alle ihrer augenblicklichen Gäste die Hintertür und machten unzulässigen Gebrauch davon. Nun, da sie feststellten, dass Markovic deswegen nicht gevierteilt wurde (ein Schicksal, das ihnen ebenfalls geblüht hätte), fiel ihnen deutlich ein Stein von Herzen. Das war vernünftig, doch Honor fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie bemerkten, dass diese besondere Hintertür absichtlich offen gelassen wurde. Jedes Jahr wurde die undichte Stelle verlegt, und in jedem Semester musste man sich auf eine andere Weise unrechtmäßigen Datenbankzugang verschaffen, aber eine Hintertür gab es immer. Die Akademie vermerkte genau, welche Kadetten unternehmungslustig und interessiert genug waren, um sie zu finden.
»Um Ihre Frage zu beantworten«, wandte sich Honor an Markovic, »ich würde Cerberus ganz gewiss nicht als Modell nehmen, um jemandem beizubringen, wie man eine Raumschlacht plant.«
»Aber … aber es hat doch wunderbar funktioniert, Ma’am!«, protestierte Gillingham, anscheinend ohne zu begreifen, dass er mit diesem Einwand zugab, ebenfalls dort recherchiert zu haben, wo er offiziell nichts zu suchen hatte. »Wie Terri schon sagte, haben die Havies Sie nie gesehen, und sie haben den gesamten Verband vernichtet, ohne einen einzigen Treffer zu kassieren! Ich habe in den letzten drei oder vier Jahrhunderten keine Schlacht gefunden, bei der ein solcher Trick gelungen ist.«
»Dann würde ich vorschlagen, dass Sie sich näher mit Bürger Konteradmiral Lester Tourvilles Angriff auf Commodore Yeargin im Adler-System befassen, Mr. Gillingham«, entgegnete Honor grimmig. »Ich glaube, der Bericht des Untersuchungsausschusses liegt frei zugänglich in der Datenbank. Tourville hatte es geschafft, das Wachgeschwader ebenso überraschend zu überfallen und auszulöschen, wie ich es im Falle von Cerberus getan habe, nur hatte er es viel schwerer. Hätte es zumindest schwerer haben sollen.«
Gillinghams Gesicht verlor jeden Ausdruck, so beißend klang ihre Stimme, und Honor holte tief Luft, um die Fassung wiederzuerlangen.
»Und es war keineswegs das erste Mal, dass so etwas einem Wachverband widerfuhr, der eigentlich mit einem Angriff hätte rechnen müssen«, fuhr sie fort. »Zum Beispiel …« Sie musterte die Kadetten und nickte schließlich einer blonden Midshipwoman mit dunklen Augen zu, die neben Theodore auf der Couch saß.
»Ms. Sanmicheli«, sagte sie freundlich. »Da Mr. Gillingham uns schon die Schlacht von Midway referiert, möchte ich Sie bitten, das Seegefecht von Savo aus dem gleichen Krieg nachzuschlagen. Arbeiten Sie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus zwischen dem, was den Westalliierten in diesem Gefecht widerfuhr, und der Niederlage von Commodore Yeargin bei Adler. Und dann könnten Sie sich auch die Schlacht um das Farnham-System ansehen. Suchen Sie nach Parallelen und Unterschieden zwischen Savo, Adler sowie Midway und dem, was Baoyuan Anderman geschah, als man versuchte, ihn dort ›ungesehen‹ zu überfallen.«
»Jawohl, Ma’am«, bestätigte Sanmicheli den Befehl, und Honor grinste sie schief an. Dann wandte sie sich wieder an Gillingham.
»Aber kehren wir zu Cerberus zurück. Meine Lösung war nur deshalb möglich, weil mir besondere Begleitumstände zupass kamen, auf die man als Flaggoffizier normalerweise nicht trifft. Zum einen wusste ich genau, wo der Feind höchstwahrscheinlich aus dem Hyperraum kommen würde, und daher konnte ich seinen voraussichtlichen Annäherungsvektor auf Hell – ich meine Hades – bestimmen. Zum anderen war ich dank dieser
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