Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
wegen«, erwiderte Matthews, der entschieden hatte, dass dieses eine Mal eine kleine Majestätsbeleidigung entschuldbar sei, ob nun Marines in der Nähe standen oder nicht. »Sie wollten sich an meiner Überraschung ergötzen … typisch für Heranwachsende, dieses Ich-weiß-etwas-das-du-nicht-weißt!«
»Seien Sie vorsichtig, Hochadmiral!«, warnte ihn Benjamin. »Mit Offizieren, die die Wahrheit über den … ich meine, die den Protector beleidigen, nimmt es immer ein schlimmes Ende.«
»Ganz gewiss«, gab Matthews zurück, und seine Augen funkelten, als er Honor die Hand reichte. »Aber wenigstens sterben sie mit dem Wissen, für die Gedankenfreiheit und das Recht auf ungehinderte Meinungsäußerung in die Bresche gesprungen zu sein. Nicht wahr, Lady Harrington?«
»Ziehen Sie mich nicht mit hinein, Sir! Wir Gutsherren sind gesetzlich verpflichtet, der Würde des Protectors die Treue zu halten. Außerdem bin ich diese ›Frau von Außerwelt‹, erinnern Sie sich? Wenn ich auf Ihrer Seite bin, stehen Sie in den Augen der hirnlosen Reaktionäre nur noch schlechter da, und wenn er den Befehl gibt, knüpfen diese Leute Sie bedenkenlos auf.«
»In der Vergangenheit vielleicht, Mylady«, entgegnete Matthews. »Aber nicht mehr in der Zukunft. Wenigstens nicht in nächster Zukunft. Ich weiß, dass wir hier von graysonitischen Reaktionären sprechen, aber selbst die werden nicht unbeeindruckt bleiben, wenn Sie sich von den Toten zurückmelden. Eine Weile lang wenigstens nicht.«
»Pah! Drei Wochen – höchstens einen Monat«, schnaubte Mayhew. »Zum Glück gibt es weniger davon als früher, aber die Verbleibenden scheinen sich moralisch bemüßigt zu fühlen, um so obstruktiver zu werden, je mehr ihre Reihen zusammenschmelzen. Und mittlerweile haben sie sich von der Innenpolitik abgewandt und befassen sich mit unseren interstellaren Beziehungen. Nicht etwa, dass sie nicht planen würden, schnellstmöglich durch die Hintertür wieder an der innenpolitischen Front zu erscheinen! Zu schade, dass die gute alte Zeit vorüber ist – die gute alte Zeit kurz nach Inkrafttreten der Verfassung. Unter meinen Schlüsseln sind einige, die ich gern mit den … einfallsreicheren Züchtigungen bekannt machen würde, die Benjamin der Große für lästige Gutsherren in petto hatte. Besonders …«
Er verstummte und verzog das Gesicht, dann winkte er ab.
»Ich will gar nicht damit anfangen. Nur in einem können wir uns leider sicher sein, Honor: Es wird zahllose Gelegenheiten geben, bei denen ich Ihnen bestürzend klar machen kann, wie sehr die Konservativen mich während Ihrer Abwesenheit geplagt haben.«
»Ganz gewiss«, stimmte sie ihm zu. »Aber dabei fällt mir etwas anderes ein. Gewisse Admirale, darunter ein manticoranischer und Ihr eigener verachtenswerter Cousin, wollten mir partout nicht verraten, was aus meinem Gut geworden ist! Ich bin sicher, dass Judah jede Auskunft untersagt hat. Mich kann er keine Sekunde mit seinem Unsinn täuschen, von wegen Militärangehörige hätten sich nicht in die Politik einzumischen! Dazu hat er viel zu sehr gegrinst.«
»Hat er?« Mayhew hob die Brauen und schüttelte den Kopf. »Schockierend«, sagte er. »Einfach schockierend. Da werde ich wohl ein ernstes Wort mit ihm sprechen müssen.« Honor funkelte ihn an, und er grinste. »Trotzdem sollte man nicht versuchen, die Einzelheiten von zwei Jahren Politik in einer Raumhafen-Wartehalle darzulegen. Besonders nicht, weil wir noch einiges zu erledigen haben, bevor Katherine und Elaine Sie mit Beschlag belegen, um die planetenweite Willkommen-daheim-Honor-Gala zu planen.«
Als Honor aufstöhnte, lachte er. Dann nickte er Rice zu. Der Major sprach leise etwas in sein Armbandcom. Der Protector nahm Honor beim Arm und führte sie langsam zum Ausgang der Wartehalle. Rice und LaFollet schlossen sich ihnen still an.
»Wie ich bereits gesagt habe, Honor, weiß bislang nur ein sehr enger Kreis von Ihrer Rückkehr. Allerdings gibt es hier auf Grayson einige Personen, die die Neuigkeit meiner Ansicht nach unverzüglich erfahren mussten.«
»Aha?« Honor beäugte ihn misstrauisch.
»Ja, und … Na, und da sind sie auch schon!«, rief er, als sich die Türen geräuschlos öffneten. Honor blieb wie angewurzelt stehen.
Sieben Personen standen im Eingang: fünf mit vier und zwei mit sechs Gliedmaßen; alle von ihnen verschwammen, als Honors Auge sich unversehens mit Tränen füllte. Allison Chou Harrington stand klein, hübsch und elegant wie immer
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