Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
kapiert«, murmelte Allison Harrington und grinste dabei übermütig. Dann hob sie die Hände und schnallte die Tragegurte ab. Mitsamt Gestell wiegte sie den schlafenden Säugling in den Armen, und als sie wieder Honor ansah, war der Übermut zarter Wärme gewichen.
»Das ist Faith Katherine Honor Stephanie Miranda Harrington«, sagte sie leise und kicherte beim Anblick von Honors Gesicht. »Ich weiß, der Name ist noch länger als das arme Schätzchen selber, aber das ist deine Schuld. Im Augenblick – das heißt, bis du dich bequemst, uns Enkel in die Welt zu setzen – ist dieses langnamige kleine Bündel Eure Erbin, Lady Harrington. Um genau zu sein, ist sie in dieser Sekunde die rechtmäßige ›Gutsherrin von Harrington‹, zumindest aber so lange, bis die Schlüssel entdeckt haben, dass es dich noch gibt. Und darum ist es wohl ganz gut, dass wir ihr mehr als fünf Vornamen ersparen konnten. Bis vor einigen Stunden wurde wohl angenommen, dass sie Honor II. werden würde, wenn sie sich eines Tages ihren Herrschaftsnamen aussucht. Zum Glück …« Ihre Lippen bebten; sie hielt inne und räusperte sich. »Zum Glück« , wiederholte sie energischer, »wird sie diese Entscheidung nicht ganz so bald treffen müssen, wie wir angenommen hatten.«
»Und das«, fügte Alfred hinzu, nachdem er sich ebenfalls von den Tragegurten befreit hatte, »ist ihr etwas jüngerer Zwillingsbruder James Andrew Benjamin Harrington. Wie du gewiss bemerkst, ist er mit zwo Vornamen weniger davongekommen. Das ist sein Vorrecht als geborener männlicher Bürger eines der allerletzten Patriarchate in diesem Spiralarm der Milchstraße. Trotzdem haben wir es geschafft – wie dir hoffentlich ebenfalls nicht entgangen ist –, dem örtlichen Potentaten Honig um den Mund zu schmieren, indem wir dem armen Kind seinen Vornamen angehängt haben.«
»Ja, ich verstehe schon.« Honor lachte und streckte den Arm aus. Sanft strich sie dem Jungen über die seidige Wange. Dabei warf sie einen Seitenblick auf Benjamin Mayhew und bemerkte sein glückliches, fast schon besitzergreifendes Lächeln. Offensichtlich waren ihre Eltern und die Mayhews einander viel näher gekommen, als Honor je zu hoffen gewagt hätte.
»Sie sind wirklich wunderhübsch, Mutter«, sagte sie leise. »Daddy und du, ihr habt gewohnt gute Arbeit geleistet, wenn ich so sagen darf.«
»Findest du?« Ihre Mutter neigte mit Bedacht den Kopf. »Ich muss sagen, mir wäre es lieber, wenn wir eine Abkürzung gefunden hätten, sodass sie gleich nach der Entbindung den ersten Schultag haben.« Sie schüttelte schwermütig den Kopf, ohne jemanden täuschen zu können. »Ich hatte völlig vergessen, wie viel Arbeit so ein Baby macht«, seufzte sie.
»Aber natürlich, Mylady!«, lachte Miranda auf. Honor wandte sich der Zofe zu und fand sie im Arm von Andrew LaFollet, ihrem Bruder – was unter normalen Umständen eine skandalöse Pflichtvergessenheit von Seiten des Majors bedeutet hätte. Doch wenn die Umstände im Moment eins nicht waren, dann normal. Miranda bemerkte Honors fragenden Gesichtsausdruck und lachte wieder. »Die Kleinen machen so viel ›Arbeit‹, dass Ihre Mutter darauf bestand, beide auf natürliche Weise auszutragen, obwohl das Prolong die Schwangerschaft um zweieinhalb Monate verlängert hat, Mylady«, informierte sie Honor. »So viel Arbeit, dass sie sich weigert, ihnen Ganztags-Kindermädchen zu stellen! Im Grunde ist es gar nicht so einfach, sie von den beiden so lange loszueisen, dass sie sich mal in der Klinik blicken lassen kann! Na, Ihre Eltern tun sich da nichts! Ich bezweifle sehr, dass selbst die Leute auf unserem Gut darauf vorbereitet waren, die besten Ärzte des Planeten mit Babys auf dem Rücken zu ihren Hausbesuchen zu empfangen, aber …«
Sie zuckte mit den Schultern, und Honor lachte.
»Nun, Mutter kommt eben von Beowulf, Miranda. Verrückt sind sie dort alle ein wenig, das habe ich wenigstens gehört. Und bei Babys werden sie ganz weich. Nicht«, fügte sie nachdenklich hinzu, während sie ihre winzigen Geschwister betrachtete, »dass ich das nicht verstehen würde. Das sind die beiden süßesten Babys im ganzen erforschten Kosmos, finde ich.«
»Meinst du das ernst?«, fragte ihre Mutter.
»Ja, das meine ich«, versicherte Honor ihr sanft. »Es kann zwar sein, dass ich ein wenig voreingenommen bin, aber ich meine es wirklich ernst.«
»Gut«, sagte Allison Harrington, »denn wenn mich meine Nase nicht trügt, hat Faith Katherine Honor Stephanie
Weitere Kostenlose Bücher