Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
mehr als fünfzehnhundert Kps, und sie kreuzten die Spur von Dimitris Wall in einem Winkel, der sie gleich wieder von seinen Forts und seinen eigenen LACs wegführte. Einige havenitische LAC-Flottillen standen in geeigneter Position und wagten einen Abfangversuch, aber sie endeten als strahlender Feuerball, nachdem leichtere, aber noch immer tödliche Raketen ihnen entgegengerast waren. Dann tauchten die manticoranischen LACs – McQueens weithin verlachte ›Super-LACs‹ – wieder in die Unsichtbarkeit, die ihnen ihre Stealth-Systeme boten. Und um auf jeden Fall sicherzustellen, dass sie unbeschadet entkamen, belegte der manticoranische Schlachtwall den Gefechtsraum auf diese unglaubliche Entfernung mit einem soliden Kegel aus Täuschkörpern und Störsendern, die es für alle überlebenden Verteidiger unmöglich machten, auf die wendigen kleinen Boote aufzuschalten.
Alec Dimitri starrte voll Entsetzen auf das Display, auf dem jedes einzelne Sternenschiff seines Verbandes ausradiert worden war, ohne auch nur einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben. Nicht einen einzigen Schuss. Und während er noch die sich ausbreitenden Baken der Rettungskapseln anstierte, berührte ihn jemand an der Schulter.
Er zuckte zusammen und fuhr herum. Der weibliche Signaloffizier wich einen Schritt zurück vor dem, was sie in seinen Augen erblickte. Dimitri hielt inne, atmete tief durch und zwang die verkrampften Muskeln seiner Kiefer, sich wieder zu entspannen.
Im Lageraum wurde nicht mehr geschrien, die Ausrufe des Unglaubens waren verstummt. Eine tiefe, makellose Stille herrschte, und als Dimitri sprach, klang ihm seine eigene Stimme unnatürlich laut in den Ohren.
»Was ist, Jendra?«
»Ich …« Die Bürgerin Commander schluckte. »Ein Signal von den Mantys, Bürger Admiral. Es richtet sich an Bürger Admiral Theisman. Sie wissen wohl nicht, dass er nicht mehr hier ist.« Sie bemerkte, dass sie schwätzte, und biss die Zähne zusammen, bis sie die Fassung wiedererlangt hatte. »Ein Signal von ihrem Kommandeur, Bürger Admiral.«
»White Haven?«, fragte er fast apathisch, obwohl er alles andere als Gleichgültigkeit empfand. Als sie nickte, kniff er die Augen zusammen. »Was für ein Signal?«
»Klartext, Bürger Admiral«, antwortete sie und reichte ihm ein elektronisches Klemmbrett. Er nahm es und drückte die Abspieltaste. Ein Mann in der schwarz-goldenen Uniform eines manticoranischen Admirals blickte ihn aus dem holografischen Display an. Er war dunkelhaarig und hatte breite Schultern … seine harten Augen strahlten im kühlsten Blau, das Alec Dimitri je gesehen hatte.
»Admiral Theisman«, sagte der Manticoraner tonlos, »ich fordere Sie auf, dieses System und Ihre überlebenden Einheiten augenblicklich zu übergeben. Soeben haben wir demonstriert, dass wir willens und imstande sind, jede einzelne bewaffnete Einheit in diesem System, sei es Schiff oder Fort, zu vernichten, ohne unsere eigenen Schiffe der Feuererwiderung auszusetzen. Es macht mir kein Vergnügen, Männer und Frauen abzuschlachten, die sich nicht einmal wehren können. Ich lasse mich jedoch nicht abhalten, genau das zu tun, wenn Sie nicht augenblicklich kapitulieren, denn auf keinen Fall werde ich meine Leute unnötigen Gefahren aussetzen. Sie haben fünf Minuten, um meine Bedingungen anzunehmen und Ihr Kommando zu übergeben. Sollten Sie nach Ablauf dieser Frist meiner Forderung nicht entsprochen haben, werden meine Schiffe erneut das Feuer eröffnen. Wir wissen beide, was das zur Folge hätte. Ich erwarte Ihre Antwort. White Haven aus.«
Das Display erlosch. Dimitri starrte es noch einige Sekunden lang an. Dann sackten seine Schultern, und er reichte das Klemmbrett dem Signaloffizier zurück. Er wandte sich Sandra Connors zu und zwang sich, das Unaussprechliche auszusprechen.
»Ma’am«, seine ruhige Stimme durchschnitt die Stille wie ein Messer, »ich sehe keine Alternative.« Er holte tief Luft. »Ich ersuche um Erlaubnis, mit meinem gesamten Kommando vor dem Gegner zu kapitulieren.«
36
»Bürger Admiral Theisman, bitte melden Sie sich auf der Brücke! Bürger Admiral Theisman, bitte melden Sie sich sofort auf der Brücke!«, rasselte Bürger Lieutenant Jacksons Stimme aus den Lautsprechern, und Thomas Theisman blickte ruckartig von seinem Buchbetrachter auf. Als der Bürger Admiral zum ersten Mal an Bord des Bootes gekommen war, dass von Jackson befehligt wurde, war er von diesem nicht gerade überwältigt gewesen. Nicht etwa dass
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