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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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lieber, wenn man mich beschäftigt. Die ganze Zeit rumsitzen und warten möchte ich nicht.« Ihr schauderte. »Ich weiß noch genau, wie es beim letzten Mal war, als ich Implantate erhielt. Zwischen den Operationen und Therapiestunden nichts zu tun zu haben hat mich halb in den Wahnsinn getrieben.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Was das betrifft, erinnere ich mich noch genau, wie es war, als man dich schließlich wieder diensttauglich schrieb und du die Nike bekamst.« Die beiden lächelten einander an, und auch wenn Honors Lächeln ein wenig bittersüß war, weil die Erinnerung an Paul Tankersley wiederkehrte und ihre schreckliche Trauer weckte, so hatte sie diesen Schmerz doch zu ertragen gelernt.
    Henke blickte auf ihr Chrono und erhob sich. »Jetzt habe ich dir lang genug die Ohren abgekaut. Wir haben noch zwo Stunden bis zum Abendessen. Was hältst du davon, wenn wir mit der versprochenen Führung anfangen?«
    »Das wäre prima«, antwortete Honor. Auch sie stand auf, und Henke half ihr, Nimitz in das Traggestell zu setzen und auf ihrem Rücken zu befestigen. Von der Sessellehne aus überwachte Samantha den Vorgang, dann stieg sie graziös auf den Unterarm, den Henke ihr anbot. Alle vier verließen sie die Kabine.
    »Ich glaube, sie wird dir gut gefallen, Honor«, sagte Henke, nachdem sie die Ehrenbezeugung des Marineinfanteristen erwidert hatte, der vor der Luke Posten stand. Auf dem Korridor führte sie Honor voll Besitzerstolz zum Lift. »Ich weiß, du bist mit dem Entwurf grundsätzlich vertraut, aber er ist noch stark verbessert worden, nachdem die Eddy endlich in Hephaistos auf Kiel gelegt wurde. Viele Neuentwicklungen, die für die Har … die Medusa -Klasse, meine ich, gedacht waren, kamen auch der Saganami -Klasse zugute. Nicht nur die Automation wurde erhöht, um die Besatzungsstärke zu verringern, auch viele von den elektronischen Spielzeugen wurden modifiziert: Wir haben brandneue ECM- und Stealth-Systerne und außerdem eine kleine Überraschung für den nächsten Havie, der versucht, uns einen Schuss in den Rachen zu setzen.«
    Sie grinste tückisch, und Honor antwortete mit einer Miene, die ebenfalls boshafte Vorfreude ausdrückte.
    »Ich denke, wir beginnen mit dem Kommandodeck«, fuhr Henke fort, »danach sehen wir uns die Operationszentrale an. Und dann …«

6
     
    Der gedrungene Steinturm namens King Michael’s Tower sah noch genauso altmodisch und unscheinbar aus, wie Honor ihn von ihrem ersten Besuch in Erinnerung hatte. Äußerlichkeiten können jedoch täuschen, und Honor wusste nun, wer diesen Turm als private Zuflucht nutzte. Man führte sie über das Gelände von Mount Royal Palace, und sie empfand dabei eine zwar schwache, aber unleugbare Beklommenheit, die umso stärker wurde, je mehr der Turm vor ihr anwuchs. Schräg hinter ihr ging Michelle Henke; Andrew LaFollet und Simon Mattingly folgten dichtauf. Auf Henkes Schulter ritt Samantha, ohne je das Traggestell mit Nimitz auf Honors Rücken aus den Augen zu lassen. Honor wurde den leisen Verdacht nicht los, dass ihre Entourage mehr als nur ein wenig lächerlich ausschaute.
    Mit einem Nicken erwiderte sie die zackigen Ehrenbezeugungen der uniformierten Angehörigen des Queen’s Own Regiment und des Palastwachdienstes, an denen sie vorbei schritten. Nach außen hin befleißigten die Leute sich eines nüchternen, wachsamen und fast ausdruckslosen Gebarens. Schon vor einem Monat waren sie auf Honors Besuch vorbereitet worden. Deshalb war sie deutlich weniger verblüfft als bei ihrer Ankunft auf Grayson und blieb auch weitgehend von plötzlichen Begeisterungsausbrüchen verschont. Darüber war sie sehr erleichtert, wenngleich sie unter den Belastungen, die sie auf Grayson hatte durchstehen müssen, endlich gelernt hatte, wie sie die ›Empfangsempfindlichkeit‹ ihres empathischen Talentes senken konnte. Dieser Gedanke stimmte sie heiter. Vor Urzeiten hatte jemand auf Alterde bemerkt – war es Samuel Johnson gewesen? –, die Aussicht, gehenkt zu werden, helfe großartig dabei, die Gedanken zu sammeln. In der Zelle an Bord von VFS Tepes hatte Honor diese bittere Wahrheit für sich erkannt, doch nach ihrer Rückkehr entdeckte sie gewissermaßen eine Variation des gleichen Themas. Die schiere Intensität der Gefühlsstürme, die so oft und so unwiderstehlich aus so vielen Köpfen auf sie eindrangen, zwang sie, sich stärker als je zuvor auf ihre empathische Fähigkeit zu konzentrieren. Sie wusste zwar noch immer nicht, wie sie es

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