Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
Freisassin gelöst, dass sie Elisabeth mit völliger Selbstsicherheit begegnen konnte, als diese ihr nun die Hand reichte. Dennoch, sie war die Gutsherrin von Harrington, daher schüttelte sie der Queen fest die Hand und zwang sich, ihr offen in die dunkelbraunen Augen zu blicken. Es fiel ihr schwer, schwerer als erwartet. In einem abgeschiedenen Winkel ihres Verstandes überlegte sie kurz, wie sehr die Welt sich für sie in den neun T-Jahren, seit sie zum letzten Mal in diesem Salon stand, verändert habe. Honor war sich gar nicht sicher, ob sie diesen Wandel uneingeschränkt begrüßte, aber während sie ihrer Monarchin von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, wurde ihr klar, dass sie ihn nicht mehr leugnen konnte, nicht einmal vor sich selbst.
»Euer Majestät«, sagte sie ruhig und senkte knapp, aber respektvoll den Kopf.
»Danke, dass Sie so bald kommen konnten«, fuhr Elisabeth fort und wies Honor den Lehnstuhl auf der anderen Seite des Couchtisches an. Sie begrüßte Ihre Cousine weitaus formloser, und Henke senkte sich behaglich in einen weiteren Stuhl. Für Devon Harrington und den Herzog von Cromarty blieb das Sofa.
»Sie haben auf Grayson gewiss eine Million Dinge zu erledigen«, sagte Elisabeth und wartete, bis Honor Platz genommen hatte, bevor sie selbst sich ebenfalls wieder setzte. »Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie alles aufgeschoben haben, um mich zu besuchen.«
»Euer Majestät, ich bin schon ein wenig länger Ihre Untertanin als ich Gutsherrin bin«, erklärte Honor, dann schnallte sie das Traggestell ab und stellte es vor sich auf den Boden. Nimitz floss mit einer eleganten Bewegung auf ihren Schoß, und Samantha sprang von Henkes Stuhl, trappelte über den Teppich und gesellte sich zu ihrem Lebensgefährten.
»Dessen bin ich mir bewusst«, entgegnete Elisabeth. Einen Moment lang klang ihre Stimme finsterer. »Ich weiß aber auch, dass die Krone darin versagt hat, Ihre Karriere zu schützen, wie Sie es so überreichlich verdient gehabt hätten. Besonders, wenn man die unverschämte Behandlung berücksichtigt, die Sie nach Ihrem Duell gegen Pavel Young erdulden mussten.«
Honor zuckte zusammen, als der Name des Mannes fiel, der sie so lange gehasst und immer wieder grausam verletzt hatte, bis sie ihm schließlich an einem verregneten Morgen mit der Pistole in der Hand gegenübergetreten war. Doch auch das lag neun T-Jahre zurück, und sie schüttelte den Kopf.
»Euer Majestät, als ich mich dazu entschied, wusste ich, worauf ich mich einließ. Mir war klar, dass Sie und Seine Hoheit …« – sie nickte Cromarty höflich zu – »keine andere Wahl hatten als genau so zu handeln, wie Sie gehandelt haben. Wenn ich außer Young irgend jemandem etwas nachtragen wollte, dann den Anführern der Opposition.«
»Das ist sehr großzügig von Ihnen, Mylady«, sagte Cromarty ruhig.
»Nicht großzügig«, widersprach Honor, »nur realistisch. Wenn ich ehrlich bin, hat es meinem Leben nicht gerade ein Ende gesetzt, dass ich mich in Schimpf und Schande nach Grayson trollen musste, Hoheit!« Sie lächelte ironisch und berührte den goldenen Schlüssel von Harrington, der neben dem Stern von Grayson auf ihrer Brust prangte.
»Aber nicht, weil niemand es darauf angelegt hätte«, bemerkte Elisabeth. »Im Laufe der Jahre haben Sie sich den Hass zu vieler Fanatiker zugezogen, Dame Honor.
Als Ihre Königin möchte ich Sie bitten, dass Sie es in den kommenden Jahren etwas ruhiger angehen.«
»Daran werde ich bestimmt denken, Euer Majestät«, murmelte Honor.
»Gut.« Elisabeth lehnte sich zurück und musterte ihren Gast kurz. Beruhigt wäre sie erst, sobald Basingford Medical Center bestätigte, dass Honor – vom Verlust des Armes abgesehen – die Tortur ohne weitere Schäden überstanden hatte. Immerhin sah sie besser aus, als die Königin befürchtet hatte, und Elisabeths Besorgnis legte sich ein wenig.
Sie maß Honor mit einem letzten forschenden Blick, dann wandte sie sich ihrer Cousine zu.
»Und auch dir einen guten Morgen, Captain Henke. Vielen Dank, dass du Dame Honor in einem Stück abgeliefert hast.«
»Wir sind bestrebt, Euch zu dienen, Euer Majestät«, antwortete Henke in übertrieben salbungsvollem Ton.
»Und das mit solch tief empfundenem Respekt«, entgegnete Elisabeth.
»Stets zu Diensten«, pflichtete Henke ihr bei, und die Cousinen grinsten einander an. Sie ähnelten einander bemerkenswert, nur zeigten sich die äußeren Merkmale des ursprünglichen, modifizierten
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