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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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geschafft hatte, doch war es ihr (aus reiner Selbsterhaltung) gelungen, ihre Empfangsempfindlichkeit viel genauer zu regulieren. Den Lernprozess hätte sie ebenso wenig zu beschreiben vermocht wie ihre ersten Versuche, zu gehen oder zu sprechen. Jedenfalls war ihr ein gewaltiger Stein vom Herzen gefallen, als feststand, dass sie sich nun ähnlich wie Nimitz abzuschotten vermochte. Noch immer konnte sie es nicht vermeiden, die Emotionen der Menschen ringsum zu spüren, aber endlich brauchte sie sich nicht mehr davor zu fürchten, von einem Tumult, den sonst niemand wahrnahm, regelrecht betäubt zu werden … und auch so auszusehen. In Zukunft würde sich ihre neue Fertigkeit als sehr wichtig erweisen – zum Beispiel beim nächsten Mal, wenn sie außer Stande war, Hamish Alexanders Emotionen abzuweisen. So dankbar sie auch war, das Regulieren erlernt zu haben, sie wünschte sich, sie hätte diese Fähigkeit auf eine weniger … turbulente Weise erlangt.
    In diesem Fall kam Honor zusätzlich zugute, dass die Queen’s Own und der Palastwachdienst ausgesuchte Einheiten waren, deren Angehörige ihren Dienst in großer Nähe zur Königin versahen; mit den Personen, die im Sternenkönigreich die Fäden zogen, waren sie darum in gewissem Maße vertraut. Und so widernatürlich es Honor auch vorkam: Ihre Rückkehr nach der angeblichen, medienwirksamen Hinrichtung und der ebenso wirksam inszenierten Trauerfeier hatte großes Aufsehen erregt und sie vorübergehend auf die gleiche Stufe gehoben. Gerade deswegen wirkte die Nüchternheit, mit der das Wachpersonal auf ihre Ankunft reagierte, weit beruhigender auf Honor, als die Leute vermuten konnten.
    Honor hatte sich für die Audienz bei ihrer Königin mit Bedacht für Zivilkleidung entschieden und nach kurzer Überlegung ein Kleid im graysonitischen Stil ausgesucht. Dazu trug sie wie immer, wenn sie in Zivil war, den Schlüssel von Harrington und den Stern von Grayson. Ein Grund für diese Entscheidung war die traurige, aber unleugbare Tatsache, dass sie überhaupt keine manticoranische Zivilkleidung besaß – abgesehen von wenigen Stücken, die zwar in die sphinxianische Wildnis passten, aber nicht in den Mount Royal Palace. Auf drängende Nachfrage hätte Honor vielleicht einräumen müssen, dass sie sich in den unglaublich unpraktischen graysonitischen Kleidern gefiel. Dennoch flossen noch andere Faktoren ein. Königin Elisabeth III. hatte sie nicht herbeibefohlen (obwohl sie bei jedem aktiven Offizier der manticoranischen Streitkräfte oder einem Angehörigen des manticoranischen Adels dazu berechtigt gewesen wäre), nein, sie hatte Honor um ihr Kommen gebeten . Honor war die Zurückhaltung ihrer Königin nicht entgangen; war diese Zurückhaltung etwa auf eine gewisse Absicht Elisabeths zurückzuführen, der Honor sich so beharrlich widersetzte? Es konnte sein, dass Elisabeth sie nun aus Taktgefühl (obwohl Honor sehr hoffte, dass es anders wäre) oder aus verletztem Stolz nur noch mit der langstieligen Zange anfasste. Sollte das der Fall sein, war es für Honor sehr vernünftig, wenn sie eine gewisse Distanz zwischen sich und ihrer manticoranischen Persönlichkeit erzeugte. Daher betrat sie den Mount Royal Palace als graysonitische Gutsherrin, die der Einladung eines alliierten Staatsoberhauptes folgte, und nicht als Untertanin der Queen.
    Natürlich hätte sie auch in graysonitischer Uniform erscheinen können, aber damit hätte sie ihren vielen Gegnern innerhalb der manticoranischen Opposition ein falsches Signal gegeben. Im Augenblick mochten ihre Feinde bezwungen sein, doch waren sie sich im Klaren, dass Honor sehr wohl wusste, wer über Jahre hinweg Honors Beförderung innerhalb der RMN verhindert hatte. Sähen sie Honor nun in graysonitischer Uniform mit graysonitischem Rang, würden sie mit Sicherheit glauben, sie wolle sich über ihre Bemühungen lustig machen, Honors Aufstieg in manticoranischen Diensten zu verhindern. Honor musste zugeben, in einem Anflug von Bosheit mit eben diesem Gedanken gespielt zu haben. Doch der Queen kam es vermutlich überhaupt nicht zupass, wenn Honor ausgerechnet in einem Augenblick, in der sie wegen ihrer Rückkehr von Cerberus höchste Publicity genoss, zusätzlich Wasserstoff über die schwelende Glut pumpte. Und nicht zuletzt: Hätte sie Uniform getragen, dann hätte sie sämtliche Ehrenbezeugungen erwidern müssen, die ihr auf dem Weg durch den Palast erwiesen wurden.
    Ihre Lippen zuckten, und sie verbannte ihr Lächeln, während

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