Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
ein Trost gewesen, wenn allen anderen das Gleiche zugestoßen wäre.« Ashford lachte, und Tremaine fuhr mit funkelnden Augen fort: »Als ich aber genauer darüber nachdachte, kam mir noch ein anderer Gedanke. Wenn Admiral Truman sich solche Mühe gibt, mein Geschwader so heimtückisch fertig zu machen, es ihr aber recht ist, dass ich alle anderen rechtzeitig davor warne – was sagt uns das über die Gemeinheiten, mit denen die Alte Dame aufwartet, wenn Sie an der Reihe sind? Ich meine, Sie sind nun immerhin vorgewarnt, und deshalb wird sie sich für Sie etwas wirklich Niederträchtiges ausdenken, meinen Sie nicht auch?«
Er lächelte selig, während Ashford das Grinsen augenblicklich verging. Für die Dauer mehrerer Herzschläge war Ashfords Gesicht völlig leer, dann blickte er Scotty finster an.
»Commander Tremaine, Sie haben einen makabren Humor.«
»Bekenne mich schuldig, Sir. Aber ich freue mich schon drauf zuzusehen, was sie mit Ihnen anstellt.«
»Ach? Nun, im Grunde ist das alles Ihre Schuld, wissen Sie.«
»Meine Schuld? Wie kommen Sie denn darauf? Mich hat sie schließlich als Ersten zur Strecke gebracht!«
»Ja, ja. Aber so ist Admiral Truman mit uns nicht umgesprungen, bevor sie letzte Woche zu dieser Konferenz nach Saganami Island ging. Sie und ich wissen doch genau, mit wem sie dort die ganze Zeit konferiert hat, oder nicht? Und ohne Sie und die anderen Scherzkekse auf Hades wäre Herzogin Harrington überhaupt nicht verfügbar, um Admiral Truman solche Gedanken einzuflüstern. Stimmt’s, oder hab’ ich Recht?«
»Hm.« Tremaine kratzte sich am Kopf. »Wissen Sie was? Es stimmt, und Sie haben Recht! Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, aber die Sache sieht Lady Harrington verdammt ähnlich. Verdammt, ich war selbst dabei, wie sie solche Tricks abgezogen hat!« Er blickte eine Weile ins Display und nickte. »Und jetzt weiß ich auch, wie Admiral Truman und sie darauf gekommen sind.«
»Weil sie von Natur aus sadistisch und gemein sind?«, fragte Ashford, und Tremaine lachte.
»Wohl kaum. Nein, sie wollten mich daran erinnern, wie zerbrechliche unsere Mühlen sind – ich meine, wir alle sollten daran erinnert werden, denn das war bestimmt nur der erste Schlag. Ich schätze, mit den üblichen Geleitschiffen können wir es auf beliebige Distanz durchaus aufnehmen, und gegen Schlachtschiffe haben wir immerhin eine gewisse Erfolgschance. Aber gegen richtige Wallschiffe?« Er schüttelte den Kopf. »Ohne überwältigenden zahlenmäßigen Vorteil auf unserer Seite brauchen wir gar nicht erst zu versuchen, einen Dreadnought oder gar einen Superdreadnought auszuschalten. Und selbst wenn es uns mit Übermacht gelingt, gibt es hinterher entsetzlich viele leere Kojen bei den LAC-Besatzungen! Unter anderem wollten sie uns das verdeutlichen.«
»Unter anderem?« Ashford blickte ihn fragend an, und Tremaine zuckte mit den Schultern.
»Jawohl. Ich bin mir sicher, dass wir noch ein paar andere Punkte zu hören bekommen, wenn Admiral Truman zur Nachbesprechung vorbeischaut, aber einen davon kann ich Ihnen jetzt schon nennen.« Als er schwieg, bedeutete Ashford ihm mit einer Handbewegung fortzufahren. »Lady Harrington hat’s mir eine Million mal gesagt, Stew: In Raumgefechten gibt es nur ganz selten eine Überraschung. Und eine Überraschung liegt dann vor, wenn jemand alles die ganze Zeit lang gesehen, es aber für etwas anderes gehalten hat. Und das ist doch eine recht gute Beschreibung für das, was uns hier passiert ist, oder?«
»Ja, das würde ich schon sagen«, stimmte Ashford ihm nach kurzem Nachdenken zu. »Andererseits, wie wahrscheinlich ist es denn, dass havenitisches ECM uns auf solch kurze Distanz noch täuscht?«
»Ich weiß es nicht. Nicht besonders … aber wir würden natürlich auch gar nicht so genau hinsehen, nicht wahr? Und wo ich darüber nachdenke: Ich wüsste schon eine havenitische Taktikhexe, der wir sehr wahrscheinlich aufsitzen würden.«
Ashford blickte vom Display hoch, zügelte jedoch seine Neugier rasch. Fast spürte Tremaine, wie dringend der Captain ihn fragen wollte, welchen weiblichen havenitischen Taktischen Offizier er so gut kenne, aber er fragte nicht … und Tremaine beschloss, ihm nichts zu sagen. Er bereute bereits seine Bemerkung. Wie alle Überlebenden von der Prince Adrian achtete er sehr genau darauf, nie mit auch nur einem Wort anzudeuten, wie sehr sich Lester Tourville und Shannon Foraker für eine anständige Behandlung der Kriegsgefangenen
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