Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
gestellt habe. Und ich habe ihr gewiss genügend Gelegenheiten geboten, um ihre Ansicht darüber darzulegen, warum White Haven bei Trevors Stern Däumchen dreht. Alles, was wir von ihr zur Antwort bekommen, sind die altbekannten Phrasen darüber, wie wichtig den Mantys der Trevor-Terminus ihres Wurmlochknotens doch sei. Aber selbst McQueen muss zugeben, dass sie endlich ihre Festung in Dienst genommen haben, mit denen sie den Terminus schützen – ganz zu schweigen davon, dass die manticoranische Dritte Flotte permanent dort stationiert bleibt. Nein, Rob. Es muss einen anderen Grund geben, White Haven an solch kurzer Leine zu halten, und mir fällt nur einer ein: Sie haben Angst vor uns. Vor ihr, muss ich wohl annehmen, wenn ich aufrichtig sein will.«
»Ich weiß es nicht«, sagte Pierre langsam. »Das ist alles recht spekulativ. Das wirst du doch zugeben.«
Saint-Just nickte, und Pierre runzelte nachdenklich die Stirn und kratzte sich am Ohr. Es gehörte durchaus zu Saint-Justs Aufgaben, Spekulationen anzustellen, wenn es um mögliche Gefahren für das Komitee für Öffentliche Sicherheit ging. Das machte die Sache nicht einfacher.
»Selbst wenn du Recht hast«, sagte der Vorsitzende schließlich, »können wir McQueen trotzdem nicht fristlos von ihren Aufgaben entbinden. Besonders im Lichte des Parnell-Desasters würde jeder gleich an eine weitere Schiebung denken – vor allem aber die, die sowieso dazu neigen, McQueen zu unterstützen.«
Saint-Just nickte wieder säuerlich, und Pierre verzog unwillkürlich den Mund zu einem ironischen Grinsen, denn er dachte an die Mühe, die Saint-Just und er sich mit McQueens SyS-Dossier gegeben hatten. Diese Arbeit hatte ihnen wirklich Spaß gemacht; sie trugen alles nötige »Beweismaterial« zusammen, um zweifelsfrei zu belegen, dass McQueen mit Spießgesellen des Erzverräters Parnell Verrat gegen das Volk geplant hätte. Durch Parnells Flucht war die Akte völlig nutzlos geworden.
»Ich weiß nicht, ob wir momentan irgendetwas gegen sie unternehmen können«, sagte Saint-Just. »Wir sind uns einig, dass sie ihre Aufgabe gut erfüllt. Wenn ich mich in Bezug auf McQueens Pläne irre, dann wäre es eine törichte Verschwendung ihrer Talente, sie zu beseitigen. Ich persönlich würde eher auf ihre Dienste verzichten, als das Risiko eingehen, dass mein Verdacht sich bestätigt. Aber das gehört natürlich zur Natur meines Jobs. Ich muss zuerst auf innere Bedrohungen des Staates achten, und weiß, dass ich mich manchmal zügeln muss, um mich nicht zu Überreaktionen hinreißen zu lassen.«
»Ja, das stimmt«, sagte Pierre. Leider vergrößerten sich seine Sorgen dadurch, anstatt leichter zu werden.
»Ich sehe nur eine Möglichkeit: McQueen auf ihrem Posten zu belassen und noch nachdrücklicher auf den Beginn von Unternehmen Skylla zu drängen«, sagte Saint-Just. »Sie hat uns zugebilligt, dieses Unternehmen sei der nächste logische Schritt, und wir sollten so rasch wie möglich damit beginnen. Sie kann also kaum Einwände erheben, wenn wir nun auf einem raschen Beginn bestehen. Zeigt sie sich halsstarrig, unterstreicht sie damit nicht nur, wie berechtigt meine Sorge sein könnte, sondern liefert uns auch eine drastische Meinungsverschiedenheit als legitimen Vorwand für ihre Entlassung. Wenn wir andererseits die Operation beginnen und die Mantys so sehr nachgeben, wie meine Fachleute es erwarten, haben wir den schlüssigen Beweis, dass eine aggressivere Vorgehensweise sinnvoll ist. Dann können wir erst recht von ihr verlangen, dass sie die Operationen beschleunigt. Inzwischen werde ich sie nicht aus den Augen lassen. Wenn sie wirklich Pläne gegen uns schmiedet, macht sie vielleicht einen Schnitzer und verrät sich.«
»Und dann?«
»Dann eliminieren wir sie, nur werden wir es vermutlich schnell und unsauber machen müssen«, sagte Saint-Just. »Eine andere Wahl bleibt uns nicht, ganz gleich, was für Folgen es hat. Eine tote McQueen als Märtyrerin wird für uns eine erheblich geringere Bedrohung sein als eine lebende McQueen, die ihre eigenen Feldtribunale einberuft.«
»Das meine ich wohl auch.« Pierre seufzte tief. »Aber wenn es zum Ärgsten kommt und wir sie entfernen müssen, dann brauchen wir jemanden, durch den wir sie ersetzen können. Jemanden, der den Feldzug gegen die Mantys von dort weiterführt, wo McQueen aufgehört hat, ohne gegen uns weiter zu intrigieren, wo wir sie gestoppt haben. Und wir müssen uns bei ihrem Nachfolger sicher sein, dass er
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