Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
Erfahrung besaßen. Sie hatten vielmehr fast ausschließlich an Simulatoren üben müssen.
Und dass Stew und seine Freunde uns die gesamte erste Fertigungsserie der neuen Mühlen weggeschnappt haben, bringt uns auch nicht gerade weiter , überlegte Tremaine. Er empfand allerdings keinen Groll deswegen. Die COLACs der sechs Schiffe, die zur ersten Trägergruppe gehörten, hatten allesamt als Staffelkapitäne unter Jackie Harmon gedient. Um genau zu sein, waren diese sechs Leute die einzigen Staffelkapitäne, die Hancock Zwo überlebt hatten. Ihre Beförderungen hatten sie teuer bezahlt: In der Zwoten Schlacht von Hancock Station war mehr als die Hälfte des Minotaur -LAC-Geschwaders vernichtet worden. Dafür massakrierten die LACs die havenitischen Schlachtschiffe, nachdem die feindliche Formation sich aufgelöst hatte. Allein Ashfords LAC konnte sich rühmen, nachweislich drei feindliche Schlachtschiffe zerstört zu haben; insgesamt verzeichnete seine Staffel fünf Abschüsse.
Wenn irgendjemand in der Navy es verdient hatte, die alten Shrike -LACs gegen die neuen Shrike-A einzutauschen, dann sie.
Außerdem , dachte Tremaine mit diebischer Freude, haben sie uns vielleicht die Shrike-A vor der Nase weggeschnappt, aber dafür bekamen meine Leute die ersten B-Modelle, und die Ferrets haben wir alle gleichzeitig erhalten. Selbst wenn es anders wäre, Stew ist ein netter Kerl. Er hat mir eine Menge Ärger erspart, indem er mich unter seine Fittiche nahm, wenn wir es so nennen wollen.
»Sie hatten keine Chance, das ist richtig. Es lag also nur an diesem kleinen Detail, das der Admiral uns leider nicht mitgeteilt hatte.« Er drückte die Wiedergabetaste und beobachtete mit dem gleichen schiefen Grinsen wie zuvor den Ablauf der Simulation.
Alles war nach Plan verlaufen – bis zu dem Augenblick, in dem die LACs Angriffsentfernung erreichten und auf die Ziele einschwenkten: Vier der acht ›Frachter‹ schalteten ihr ECM ab und verwandelten sich in drei Superdreadnoughts und einen Dreadnought, die augenblicklich das Feuer eröffneten. Nicht einmal die starken Bugschilde der Shrike -B oder der Ferret vermochten den verheerenden Beschuss aus den Strahlerbatterien eines Wallschiffs abzuweisen. In den ersten Breitseiten wurden dreiundsechzig von Tremaines LACs vernichtet. Die verbliebenen fünfundvierzig Boote stoben wie wild auseinander – die Staffelorganisation war aufgelöst. Dreißig LACs konnten sich rechtzeitig auf die Seite rollen und die ›Rachen‹ ihrer Impellerkeile von den Großkampfschiffen abwenden, doch einer der Superdreadnoughts war ein Raketen-Superdreadnought der Medusa -Klasse und warf bereits Gondeln aus. Nicht einmal die Shrike -B mit ihren achteraus feuernden Laserclustern und Antiraketenwerfern konnten solcher Feuerkraft wirksam begegnen, und so waren nur dreizehn von Tremaines LACs der Vernichtung entkommen, sieben davon so schwer beschädigt, sodass sie nach ihrer Rückkehr zur Hydra als Totalverlust abgeschrieben werden mussten (zumindest wäre dem so gewesen, wenn das Gefecht real stattgefunden hätte).
»Tja, tja, mein Junge.« Ashford schüttelte mitleidig den Kopf – dann war er plötzlich sehr aufmerksam. »Die Alte Dame war zwar immer recht hinterhältig, aber so etwas hat sie uns noch nie angetan. Und es gab keine Warnung?«
»Nicht die Geringste«, antwortete Tremaine mit einer Art morbidem Stolz. »Natürlich hat sie uns hinterher sehr entgegenkommend dargelegt, dass niemand von uns – mich eingeschlossen – sich je die Mühe gemacht habe, die Identität der Ziele visuell zu betätigen. Stattdessen hätten wir den Sensoren vertraut, sagte sie, aber wir hätten uns eben nicht allein auf diese Daten verlassen dürfen. Schließlich habe sie uns gewarnt, dass wir es mit simulierten manticoranischen Frachtern zu tun hätten. Irgendjemand im Geschwader hätte sich Gedanken machen müssen, inwieweit wir bei den Geleitschiffen mit verbesserter Eloka zu rechnen hätten – besonders bei Geleitschiffen, vor denen wir nicht gewarnt worden seien. Hat aber keiner. Und bevor Sie fragen – jawohl, ich habe mir von ihr ausdrücklich erlauben lassen, Ihnen diese Aufnahmen zu zeigen. Eine Erlaubnis, die ich zugegebenermaßen mit gemischten Gefühlen eingeholt habe.«
»Gemischten Gefühlen?« Ashford blickte vom Display auf und hob eine Braue.
»Nun, wie Sie wissen, liebt das Elend Gesellschaft, Stew. Es ist mir höllisch peinlich, mich dermaßen anführen zu lassen, und eigentlich wäre es mir
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