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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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leuchtet es ein. Was auch immer Oscar Saint-Just ist, er ist ganz bestimmt nicht dumm. Er weiß sehr genau, dass seine Systemsicherheit eine … eine …« Als er die Metapher fand, nach der er suchte, stieß er ein bellendes Lachen aus. »Eine Mantichora ist, bei Gott! Ein bizarres Geschöpf, das aus den Teilen völlig unterschiedlicher Tiere besteht!«
    Und wieder zählte sich Anton seine Argumente an den Fingern ab. »Ein ansehnlicher Teil – mittlerweile zweifellos die Mehrheit – besteht aus Leuten, die nach der Revolution hinzugestoßen sind und auf Macht und Ansehen hofften. Sie brachten so viel ideologische Überzeugung mit wie ein Schwein zum Futtertrog. Beträchtlich viele von ihnen sind ehemalige Offiziere aus der Geheimpolizei des alten legislaturistischen Regimes. Zu ihnen gehören die erwähnten Schläger und Halsabschneider.«
    Ein weiterer Finger. »Dann treten viele junge Leute in die SyS ein. Die meisten von ihnen sind Dolisten aus der untersten Schicht der havenitischen Gesellschaft. Einige sind natürlich einfach nur Sadisten auf der Suche nach einem legitimen Vorwand, ihre Neigungen auszuleben; andere sind zornige Menschen, die sich an den so genannten ›Eliten‹ rächen wollen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber die meisten von ihnen nicht, Mylady. Die meisten SyS-Angehörigen sind echte Idealisten, glauben an die Revolution und sehen, welche Vorteile ihre eigene Klasse allmählich daraus zieht.«
    Lady Catherine setzte zu einem Widerspruch an, doch Anton ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Entschuldigung, Mylady – es ist so. Glauben Sie ja nichts anderes. Im manticoranischen Nachrichtendienst haben viele geglaubt, das havenitische Reich würde nach der Revolution zusammenbrechen.« Er schnaubte. »Vor allem die Leute aus dem diplomatischen Dienst. Ein Haufen Snobs aus den oberen Gesellschaftsschichten, die glauben, arme Leute seien nichts anderes als umherlaufende Mägen. Sicher, Rob Pierres Krieg hat unsägliches menschliches Leid über Havens Dolisten gebracht – ganz zu schweigen davon, dass Pierre sogar ihren Lebenshaltungszuschuss eingefroren hat. Aber glauben sie keine Sekunde, dass diese Dolisten lediglich Kanonenfutter sind. Sie fühlen sich durch die Revolution vom Erbjoch des legislaturistischen Regimes befreit.«
    Einen Moment lang schienen Antons Augen zu glimmen. Die gryphonischen Highlander hatten einen völlig anderen politischen Kurs eingeschlagen als die havenitischen Dolisten – wie Anton kamen sie schon als überzeugte Kronenloyalisten zur Welt. Keinem Highlander fiel es indes schwer, die Wut des Benachteiligten nachzuempfinden. Im Laufe der Jahrhunderte hatten die Highlander ihre eigenen bitteren Erfahrungen mit dem manticoranischen Adel gemacht. Anton hasste die Volksrepublik Haven – weil sie für den Tod seiner geliebten Frau verantwortlich war –, doch hatte er nicht eine Träne für die Legislaturisten vergossen, die nach der Revolution von Rob Pierre und seinen Kohorten exekutiert worden waren. Anton war der Meinung, dass es so manchem manticoranischen Aristokraten gut zu Gesicht stehen würde, am Galgen zu baumeln: gewiss der Hälfte aller Mitglieder des Bunds der Konservativen – wobei Botschafter Hendricks und Admiral Young ganz vorn in der Schlange stehen sollten.
    Antons Sinn für Humor half ihm, seine Wut zu unterdrücken. Tatsächlich fühlte er in diesem Moment eine gewisse Verlegenheit. Die sympathische Frau ihm gegenüber – die er um Hilfe ersucht hatte, nicht umgekehrt –, gehörte ebenfalls dem Adel an. In Adelskreisen war sie sogar sehr prominent. Auch wenn sie als Gräfin innerhalb des steifen Erbtitelsystems irgendwo in der Mitte rangierte – eines System, das umso steifer war, als man es erst bei der Besiedlung des Planeten künstlich geschaffen hatte –, übertraf das Tor-Vermögen dennoch das der meisten Herzoginnen und Herzöge.
    Offenbar las Lady Catherine ihm die Gedanken vom Gesicht ab, denn plötzlich strahlte sie von einem Ohr zum anderen.
    »He, Matrose!«, gluckste sie. »Seien Sie nicht so streng mit mir, ja? Ich kann nichts dafür – ich bin da geboren.«
    In diesem Moment wurde Anton von ihrer Schönheit überwältigt. Das Erlebnis war gewissermaßen bizarr: eine Frage der Persönlichkeit – eine Ausstrahlung, die das Hindernis des Fleisches überwand und den Raum erhellte. Von einer gewissen, offenen Frische abgesehen, die sie verströmte, konnte man das Gesicht der Gräfin wirklich nicht als hübsch bezeichnen.

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