Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx
alten Reden, die sogar Liberale und Progressive verärgern?«
Er lächelte. »Glauben Sie’s oder nicht, Cathy, diese Rede war in den Highlands wirklich ein voller Erfolg. Zufälligerweise stand damals einer unserer gryphonischen Freisassen vor Gericht. Er hatte seinen Baron erschossen – mit acht Schüssen –, weil der seine Tochter unsittlich belästigt hatte. Die Anklage führte an, ein Mörder sei ein Mörder. Die Verteidigung konterte, indem sie aus Ihrer Rede zitierte.«
»Den Teil über ›des einen Terrorist ist des anderen Freiheitskämpfer‹, nehme ich an.«
Anton nickte. Doch in seinem Gesicht lag nicht die geringste Spur von Fröhlichkeit. Schließlich begriff Cathy, warum er zu ihr gekommen war. Erneut legte sie sich ruckartig die Hand vor die Kehle, und diesmal keuchte sie auf. »O mein Gott!«
Antons Augen wirkten wie Kohlestücke, die allmählich zu glühen begannen. »Ja, genau deswegen. Ich bin nicht hergekommen, um die Einzelheiten der politischen Komplexitäten zu erörtern, die bei der Entführung meiner Tochter eine Rolle spielen könnten. Offen gesagt, Cathy, kümmert mich das einen feuchten Kehricht. Der Botschafter und der Admiral können mir befehlen, die Sache wie ein politisches Manöver zu handhaben, aber sie sind …«
Er biss die Zähne zusammen. »Ganz egal, was sie sind. Ich jedenfalls bin ein Mann aus den Highlands von Gryphon. Das war ich schon …« – er zupfte sich am Ärmel seiner Uniformjacke – »lange bevor ich Offizier Ihrer Majestät Navy wurde.«
In seinen Augen brannte nun ein heißes Feuer. »Meine üblichen Kanäle kann ich nicht benutzen, weil der Botschafter und der Admiral mich sofort ruhig stellen würden. Deshalb muss ich eine Alternative finden.« Er blickte flüchtig zu dem kleinen Mann, der nach wie vor auf dem Fußboden saß. »Meister Tye war damit einverstanden, mir zu helfen – genauer gesagt bestand er darauf –, aber ich brauche mehr Leute als ihn.«
Wieder hob er den Datenträger mit den gerichtsmedizinischen Ergebnissen. »Die Schwätzer, die meine Tochter entführt haben, leben – oder operieren – irgendwo im Alten Viertel von Chicago. Sie wissen, Cathy, was das für ein Labyrinth ist. Nur jemand, der es wie seine eigene Westentasche kennt, könnte Helen da drinnen überhaupt finden.«
Cathy versuchte, ihn auf eine andere Bahn zu drängen: »Ich kenne einige Leute, die in der Schleife leben. Sogar viele. Bestimmt kann einer von ihnen …«
Anton schoss aus seinem Sessel empor. » Aus den Highlands, Frau! « Sein gryphonischer Akzent war nun beinahe greifbar deutlich. Und die blinde Wut der berüchtigtsten Streithähne des Sternenkönigreichs hatte seine Selbstkontrolle durchbrochen.
»Sie sind – und waren seit Jahren – eine der wichtigsten Wortführerinnen der Anti-Sklavereibewegung. Sie sind bei weitem die radikalste. Deshalb leben Sie schon seit vielen Jahren hier in einer Art Exil.« Antons Worte wirkten trotz seines starken Akzents, als kämen sie aus einem Stampfwerk. »Also erzählen Sie mir jetzt bloß nicht, dass Sie ihn nicht kennen.«
»Das ist mir nie nachgewiesen worden!«, rief sie aus, doch klang ihr Protest eher wie ein Piepsen.
Anton grinste. Wie ein Wolf, der die Anmut eines Fuchses bewundert. »Stimmt, stimmt. Mit einem bekannten Mitglied des Audubon Ballroom zu verkehren – irgendeinem Mitglied, geschweige denn ihm –, gilt als Kapitalverbrechen. Sowohl im Sternenkönigreich als auch überall auf solarischem Territorium. Man hat Sie viermal wegen dieses Deliktes angeklagt. Jedes Mal wurde die Anklage mangels Beweisen fallen gelassen.«
Ein sehr zorniger Wolf, und ein recht verängstigter Fuchs. »Lassen Sie also den Unfug, Cathy! Sie kennen ihn, das weiß ich so gut wie der Rest des Universums.
Wir stehen hier nicht vor Gericht. Ich brauche seine Hilfe, und ich beabsichtige, sie mir zu verschaffen. Aber ich weiß nicht, wie ich mit ihm in Kontakt treten kann. Sie schon.«
»Oh, Gott, Anton«, wisperte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Was haben die sich nur gedacht, Cathy? Das ich ihnen gehorchen würde?« Die folgenden Worte stieß er durch die zusammengebissenen Zähne hervor. » Aus den Highlands. Als Young und Hendricks mir diesen Befehl erteilt haben, sind sie mir untreu geworden. Verflucht sollen sie sein, verflucht sei die ganze Aristokratie! Ich tue, was ich tun muss, und ich verantworte mich nur vor der Königin. Wenn sie – sie und kein anderer! – mein Verhalten als Verrat einstuft, dann
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