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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Abflussgitter , vermutete sie, konnte sich dessen jedoch unmöglich sicher sein. Das Metall, das dieses Loch einst bedeckt haben mochte, war längst weggerostet. Sie hatte nur deshalb angenommen, auf der Öffnung müsse einmal ein Gitter gesessen haben, weil die Vertiefung, in die sie hinabblickte – auf Zehenspitzen stehend und über die Unterlippe schielend –, aussah wie ein uralter Aquädukt oder Straßenablauf. Oder …
    Igitt. Ein Abwasserkanal.
    Der Ekel verschwand beinahe so schnell wieder, wie er aufgekommen war. Was auch immer diese breite, flache Rinne darstellte, die nach all den Jahren noch immer auf allen Seiten von stabilem Mauerwerk umgeben war: Sie war ein Fluchtweg. Und selbst wenn sie früher einmal als Abwasserkanal gedient hatte, war sie seit vielen Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden. Abgesehen von dem schmalen Rinnsal, das in der Mitte des vom Zahn der Zeit dunkel verfärbten Kanals träge dahinfloss, war der Ablauf knochentrocken.
    Helen stellte ihre Wasserflasche und das kleine Essenspäckchen auf den Vorsprung. Dann zog sie sich allein durch die Kraft ihrer Arme in die Öffnung. Die meisten Mädchen ihres Alters hätten ihren Muskeln eine solche Leistung nicht abverlangen können, Helen hingegen war sehr kräftig. Als sie den Kopf, die Schultern und die Brust auf dem Vorsprung hatte, brauchte sie nicht mehr lange, um ganz durch die Öffnung zu krabbeln – besser gesagt: sich hindurchzuwinden –, und die dahinter liegende, kurze Betokeramik-Schräge hinabzugleiten.
    Nur dass die Schräge gar nicht aus Betokeramik bestand, wie Helen erkannte, als sie den scheuernden Widerstand der rauen Oberfläche spürte. Sie war sich nicht sicher, worum es sich bei dem Untergrund handelte, doch vermutete sie, dass es dieses altertümliche und primitive Zeugs namens Beton sein musste. Sie kam sich vor, als betrete sie die Grabkammer eines Pharaos.
    Als sie wieder aufrecht stand, langte sie hinter sich und nahm die Wasserflasche und das Essenspäckchen an sich. Dann folgte sie, so schnell sie konnte dem schmalen Vorsprung, der längs des ehemaligen Kanals verlief. Ihre Beine fühlten sich wacklig an, und sie schwankte leicht. Weil sie nicht wusste, welche Richtung sie einschlagen sollte, folgte sie schlicht den Lampen, die ab und an den Durchgang säumten. Bei den Lampen handelte es sich um eine Art behelfsmäßiger Beleuchtung, und sie waren sehr unregelmäßig angebracht. Gewiss hätte sie das Licht als schrecklich empfunden, hätte sie nicht zuvor viele Stunden in völliger Dunkelheit verbracht. Links von ihr schienen die Lampen etwas weniger spärlich angebracht worden zu sein, deshalb entschied sie sich für diese Richtung.
    Sie war sehr erleichtert, endlich wieder sehen zu können, wohin sie ging; deshalb stellte sie sich erst nach etwa zweihundertfünfzig Metern (die sie zwar schnellstmöglich, aber in einem Schritttempo zurücklegte, das sie stundenlang durchhalten könnte) die entscheidende Frage:
    Behelfsmäßig angebrachte Lampen in einem seit langem unbenutzten Gang. Wer hat sie angebracht?
     
    Die Antwort kam ihr beinahe im gleichen Augenblick in den Sinn wie die Frage. Sie näherte sich soeben einer Krümmung im Gang, als ihr auffiel, wie seltsam diese Lampen waren. Helen blieb stehen und spähte in die Dunkelheit. Vage war ihr bewusst, dass es in den längst vergessenen unterirdischen Gängen der Schleife angeblich von allen möglichen Gefahren nur so wimmelte. Bislang hatte sie sich nicht den Kopf darüber zerbrochen, weil ihre Entführer eine weit greifbarere Bedrohung für sie gewesen waren. Doch jetzt …
    Die Lauerer waren offenbar zu dem Schluss gelangt, dass Helen sie erblickt hatte, denn innerhalb von zwei Sekunden stürzten sie um die Krümmung und rannten auf sie zu.
    Vielmehr watschelten sie näher. Nach einem Augenblick des Schreckens sah Helen, dass die drei Männer keinerlei Ähnlichkeit mit den Entführern hatten. Letztere nämlich waren daherstolziert wie Leoparden; diese Männer hier huschten wie Ratten. Helens Entführer hatten Overalls getragen, einfache Kleidungsstücke, aber sauber und gut geschneidert. Die Geschöpfe, die ihr nun entgegentorkelten, trugen ein Gemisch aus Lumpen und schmutziger Kleidung, das Helen unmöglich beschreiben konnte. Und waren Helens männliche Entführer stets glatt rasiert gewesen und hatten kurz geschorenes Haar gehabt, sahen diese Geschöpfe vor ihr eher aus wie struppige Affen anstatt Menschen.
    Kleine Affen mit krummen Rücken.

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