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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Einer von ihnen schrie ihr etwas zu, in einer ihr völlig fremden Sprache. Die anderen grinsten nur anzüglich. Zumindest glaubte Helen, dass sie anzüglich grinsten. Wegen der Bärte war das nur schwer zu sagen.
    Wie auch immer. Eines stand fest: Sie näherten sich ihr nicht in friedlicher Absicht. Und wenn Kanalratten auch keine Leoparden waren, konnten sie trotzdem gefährlich werden.
    Helen zog es noch nicht einmal in Betracht, auf dem schmalen Vorsprung zu kämpfen. In diesem beengten Raum konnte sie keinen Vorteil erringen. Kurz dachte sie an Flucht. Sie war sich ziemlich sicher, den drei Männern davonlaufen zu können, selbst trotz des zusätzlichen Gewichts der Wasserflasche und des Essenspäckchens. Alle drei hatten so wenig mit einem körperlich tüchtigen Menschen gemein, wie man es sich nur vorstellen konnte.
    Trotzdem verwarf Helen den Fluchtgedanken beinahe augenblicklich wieder. Zum einen wollte sie nicht wieder in Richtung ihrer Entführer laufen. Zum anderen …
    Selbst ein vierzehnjähriges Mädchen kann in Wut ausbrechen, wenn man es schlimm genug drangsaliert. Sie hatte die Nase voll von diesem Mist!
    Wut galt in Meister Tyes Universum natürlich als größte Sünde. Daher rief sie sich sein Bild vor Augen, damit er ihr beistünde, während sie vom Vorsprung hüpfte und halb rennend, halb rutschend über das Betongefälle jagte, der flachen und breiten Stelle im Kanal entgegen – Kampfraum. Erst atmen.
    Als Helen die nächste, angemessen große trockene Stelle im Kanal erreichte, stellte sie vorsichtig die Wasserflasche und das Essenspäcken ab und nahm die Haltung des stehenden Pferdes ein; ihre Wut hatte sie im Zaum, bereit, sie sich zunutze zu machen.
    Ruhig wartete sie ab, gleichmäßig atmend. Ihre drei Angreifer ( dass es Angreifer waren, stand nun zweifelsfrei fest, zumal einer von ihnen einen Knüppel schwang und ein anderer ein kurzes Seil in der Hand hielt) verteilten sich und näherten sich ihr weiterhin.
    Besser gesagt: Sie huschten ihr entgegen. Helen konzentrierte sich auf eine leere Stelle in ihrem Geist, zugleich aber absorbierte sie jede Information über die Bewegungen ihrer Gegner, wie sie liefen, das Gleichgewicht hielten – alles. Als die Männer schließlich zum Angriff übergingen, hatte Helen bereits beschlossen, wie sie vorgehen würde. Meister Tye hätte ihr nicht zugestimmt – greife so einfach an wie möglich, Kind –, doch auch wenn Helen ihre Wut bändigte, war sie nach wie vor vorhanden und brannte in ihrem Innersten.
    Daher stürzte der Mann direkt vor ihr nieder, von den Beinen gerissen durch das Fallende Blatt , und seinen Gefährten mit dem Knüppel riss er mit sich. Derjenige, der noch immer auf den Beinen stand – der Seilträger –, ging durch Schwert und Hammer zu Boden, sich die Lende haltend und schreiend vor Schmerz und Entsetzen über sein zertrümmertes Gesicht. Sein Gejammer erstarb im gleichen Moment, da sein Gesäß auf den Zement aufschlug und Helen die Sense vollendete. Ein kräftigerer Mann als er hätte wohl nur das Bewusstsein verloren; diesem hier jedoch brach das dünne Genick wie ein Zweig.
    Der Mann mit dem Knüppel rappelte sich gerade auf, als die Eule in der Nacht ihn von seinem Dasein erlöste. Meister Tye hätte Helen für die Anwendung der Eule gerügt – einfache Angriffe, Kind! –, für die Ausführung der Technik aber hätte er sie nicht tadeln können. Schnabel und Kralle trafen beide ihr Ziel, und zwar genau in der richtigen Reihenfolge.
    Der letzte Gegner folgte seinen Gefährten drei Sekunden später in den Tod. Noch einmal die Sichel ; und noch einmal die Sichel .
    Als es vorüber war, rang Helen um Atem. Nicht weil sie kurzatmig war, sondern schlicht, weil ihr Geist vor der Vernichtung zurücktaumelte. Sie hatte diese Bewegungsabläufe tausendmal geübt – jahrelang, an Gegnern in Schutzkleidung –, aber niemals hatte sie angenommen …
    Übelkeit stieg in ihr auf; Helen rang sie nieder. Genau wie die Wut und das Entsetzen. Sie kämpfte und kämpfte um ihr inneres Gleichgewicht.
    Erst atmen. Erst atmen.
     
    Kevin
     
    Als Usher die Tür des Hotelzimmers in der Schleife aufschloss, das Victor für die Nacht gemietet hatte, schlief der junge SyS-Offizier bereits. Usher grinste, kaum dass er ihn erblickte: neben Ginny lag er auf dem einzigen Bett im Raum, aber vollständig angekleidet. Beim ersten Mal, als Victor ein Hotelzimmer für seine neu entdeckten »ausschweifenden Neigungen« anmietete, hatte er noch unbedingt

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