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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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müssen. Genauer gesagt: Sie hatte diese »Entscheidung« automatisch gefällt – obwohl ihr klar war, dass sich dadurch ihre Fluchtchance gewiss praktisch auf Null reduzierte. Nun wurde ihr zum ersten Mal bewusst, dass Lars und Berry ihr nicht nur eine Last, sondern auch eine Hilfe sein könnten. Höchstwahrscheinlich gehörten die beiden zu der kleinen Horde obdachloser Kinder, die in den unteren Kanalabschnitten der Schleife leben sollten. Die Ausgestoßenen der Ausgestoßenen. Sie kannten das Areal – zumindest ihren Teil – so gut, wie Mäuse ihre Nester und Verstecke kannten. Helen käme mit ihnen zwar langsamer voran, würde aber zumindest nicht mehr ins Ungewisse wandern.
    Sie hörte, dass Lars wieder in den Schuppen trat.
    »Warum hast du so lange …«
    Sie schloss den Mund, als sie das Objekt in seiner Hand sah. Sie erkannte das Messer wieder: Es hatte einem der Angreifer gehört. Lars hatte die Klinge offensichtlich abgewischt, doch haftete noch immer trocknendes Blut an ihr.
    Lars’ Augen glitzerten hell und lebhaft. Auf Händen und Knien krabbelte er zu seiner Schwester und zeigte ihr das Messer.
    »Schau, Berry, es ist wahr! Sie können dir nie wieder weh tun.« Er warf Helen einen entschuldigenden Blick zu. »Ich glaube, sie waren wirklich schon tot. Aber ich bin auf Nummer sicher gegangen.«
    Berry schaffte es, den Kopf zu heben und das Messer anzustarren. Dann legte sie den Kopf wieder zurück und lächelte zum ersten Mal, seit Helen sie gefunden hatte. »Danke, Bruder«, flüsterte sie. »Aber jetzt müssen wir Helen helfen, unser besonderer Plätzchen zu finden. Hinter ihr sind welche her, die ihr weh tun wollen.«
    Weniger als zehn Minuten später waren sie unterwegs. Zu Helens Überraschung erwies sich Lars als kräftig genug, um sein Ende der Bahre zu tragen. Anfangs fiel ihm das schwer, weil er sich weigerte, das Messer aus der Hand zu legen. Doch schon bald entdeckte er die nahe liegendste Methode, es zu tragen.
    Während sie schnellstmöglich durch den Tunnel eilten, fiel es Helen schwer, nicht loszulachen. Sie hatte davon gelesen, klar, in ihren geliebten Abenteuerbüchern. Aber sie hätte nie damit gerechnet, mal einem zu begegnen – vor allem einem, der erst zwölf Jahre alt war! Einem Piraten, bei Gott, der sich eine Klinge zwischen die Zähne klemmte.
    Mit einem Mal fühlte sie sich besser, so gut wie seit Beginn ihrer Entführung nicht mehr. Sie musste sich sogar zurückhalten, um nicht fröhlich loszujauchzen.
     
    Durkheim
     
    Durkheim nahm zur Kenntnis, dass Victor Cachat den Dienst genauso pünktlich wie immer antrat. Das neue Laster des jungen Offiziers beeinträchtigte ihn offenbar nicht allzu sehr. Den Berichten zufolge war der Junge zu einem richtigen Hurenjäger geworden.
    Er bestellte Cachat gleich nach dessen Ankunft in sein Büro, ließ sich seine Belustigung indes nicht anmerken, als der junge Mann sich meldete.
    »Wir haben ein Problem«, bellte der SyS-Kommandant. »Und Sie müssen das für mich beheben.«
     
    In den darauf folgenden Minuten spann Durkheim seine Geschichte und legte seine Befehle ausführlich dar; Victor Cachat beugte sich im Sessel vor und hörte aufmerksam zu. Durkheim, eigentlich kein sonderlich humorvoller Mensch, hätte beinahe losgelacht. Cachat sah aus, als sei er einem Rekrutierungsplakat der SyS entstiegen. Ein junger, ernster Offizier der Revolution, diensteifrig und gewillt, seine Pflicht zu erfüllen.
    Und obgleich Durkheim den harten, dunklen Schimmer in den Augen des Offiziers sah, der ihm gegenübersaß, dachte er sich nichts dabei. Wohl nur die normale Unbarmherzigkeit eines jungen Eiferers: jederzeit bereit, auf Befehl die Feinde der Revolution niederzustrecken, ohne Mitleid oder Reue.
     
    Anton
     
    Als Anton den Treffpunkt erreichte, hatte er völlig die Orientierung verloren. Nicht dass er Schwierigkeiten gehabt hätte, die Wegbeschreibung zu befolgen, die Lady Catherines Bote ihm gegeben hatte. Anton besaß jahrelange Erfahrung darin, sich in dem dreidimensionalen Gewirr riesiger, im Bau befindlicher Kriegsschiffe zurechtzufinden, von nichts weiter geleitet als Blaupausen oder mündlichen Anweisungen. Doch als er durch die Tür des kleinen Kaffeehauses am Ende einer Gasse im Alten Viertel trat, hätte er, und wenn es um sein Leben gegangen wäre, nicht sagen können, ob er in nördliche, östliche, südliche oder westliche Richtung ging. Zwar glaubte er, noch immer ›oben‹ von ›unten‹ unterscheiden zu können, aber

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