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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx
Autoren: David Weber
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immer gehofft, Pierre wäre klüger … wenigstens, was die militärische Lage betraf.
    Vielleicht musste ich das glauben, weil ich noch nicht bereit war , dachte sie mit unnatürlicher Ruhe. Ich brauchte Zeit, denn wir sind immer noch nicht so weit. Nur zum oder drei Wochen – einen Monat höchstens –, und wir hätten es geschafft. Aber es sieht so aus, als wäre Abwarten ein Luxusgut, das mir gerade ausgegangen ist.
    Sie holte tief Luft, drückte den Vorlaufknopf und schien das Display abzulesen. Mit der freien Hand ergriff sie das dünne Papier und knüllte es zu einem Kügelchen zusammen, dann rieb sie sich das Kinn – und schob sich dabei das Kügelchen in den Mund. Sie verschluckte das Beweisstück und drückte wieder den Vorlaufknopf.
    Dreißig Prozent. So hoch schätzte sie momentan ihre Erfolgschance ein. Normalerweise hätte sie bei einer Eindrittelchance nicht ihr Leben aufs Spiel gesetzt und auch niemand anderen dazu aufgefordert, mit ihr sein Leben zu riskieren – wenn sie die Wahl gehabt hätte. Aber wenn Saint-Just nun Fontein grünes Licht gegeben hatte, blieb ihr keine andere Wahl, und dreißig Prozent waren verdammt noch mal mehr als überhaupt keine Chance. Und sie hätte keine Chance, wenn sie abwartete, bis die andere Seite den Abzug drückte.
    Sie blätterte zur letzten Depesche im Klemmbrett vor, nickte erneut und reichte es dem Bürger Lieutenant zurück. So unvollständig ihre Pläne auch waren, sie hatte sorgfältig darauf geachtet, jede Schicht unabhängig von der vorherigen aufzubauen. Und ihre gesamte Strategie – soweit zu diesem Zeitpunkt eben vorhanden – konnte sie durch einen einzigen Com-Anruf in die Tat umsetzen. Sie brauchte dazu nicht einmal etwas zu sagen, denn die Zahlenkombination, die sie in ihr Com eingäbe, unterschied sich von der Nummer Ivan Bukatos nur durch zwei in der Reihenfolge vertauschte Ziffern. Diese Com-Nummer hatte sie noch nie benutzt und würde sie auch nie wieder benutzen, aber die Person am anderen Ende der Leitung kannte ihr Gesicht. Sie brauchte sich nur dafür zu entschuldigen, dass sie so spät in der Nacht einen Fremden störte, und der Aktivierungsbefehl war übermittelt.
    »Vielen Dank, Kevin«, sagte sie wieder. »Sieht alles sehr ordentlich aus. Ich bin sicher, dass Bürger Commodore Justin die Depeschen ohnehin noch einmal durchgeht, aber sie scheinen alles abzudecken, was mir Gedanken gemacht hat. Gute Arbeit.« Noch immer klang sie beiläufig, aber das Leuchten in ihren grünen Augen war eindeutig, während sie den Blick des Signaloffiziers suchte.
    »Gern geschehen, Ma’am«, sagte Bürger Lieutenant Kevin Caminetti. Der jüngere Bruder von Oscar Saint-Justs Privatsekretär steckte sich das Klemmbrett unter den Arm, salutierte zackig und verließ Esther McQueens Büro.
    Sie streckte die Hand nach der Tastatur des Comgeräts aus … und zitterte dabei kein bisschen.
     
    Bürger Lieutenant Mikis Tsakakis seufzte innerlich, während er Bürger Minister Saint-Just vom Lift durch den Korridor folgte. Allgemein hieß es, in der Nacht sei der Dienst für Leibwachen einer Person des öffentlichen Lebens weniger anstrengend als während der normalen Dienstzeiten. Tsakakis nahm an, diese traditionelle Annahme müsse auf einer soliden Grundlage fußen, auch wenn er sie aus eigener Erfahrung bislang nur selten hatte bestätigen können.
    Das gesamte Sicherheitspersonal von Oscar Saint-Just wusste, dass der Bürger Minister für Systemsicherheit gern bis in die Nacht arbeitete. Bedauerlicherweise arbeitete er auch gern in den frühen Morgenstunden. Er besaß die unangenehme Angewohnheit, sein Büro zu völlig unvorhersehbaren Zeiten aufzusuchen, vor allem, wenn sich am Horizont eine spezielle Krise oder Unruhe anbahnte.
    Niemand konnte ihm die Überstunden vorwerfen, und keiner seiner Untergebenen wollte die Arbeitsgewohnheiten des zweitmächtigsten Mannes in der Volksrepublik Haven kritisieren. Aber das bedeutete nicht, dass Tsakakis und seine Leute Saint-Justs Gewohnheit schätzten. Im Gegensatz zu Saint-Just zogen manche von ihnen einen halbwegs regelmäßigen Dienstplan mit angemessenen Dienstschlusszeiten vor, während derer sie solch mondäne Bedürfnisse wie Schlaf befriedigen oder ein Minimum an persönlichen Kontakten pflegen konnten. Sie hätten es auch nett gefunden, auf einer halbwegs vorhersehbaren Basis ein klein wenig Zeit mit der Ehefrau oder dem Gatten verbringen zu dürfen.
    Nicht dass einer von ihnen je in Betracht gezogen
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