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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx
Autoren: David Weber
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überprüfte der Bürger Lieutenant, ob sich die anderen sechs Männer seiner Abteilung korrekt positioniert hatten: im öffentlichen Korridor und im Vorzimmer, wo Saint-Justs Privatsekretär arbeitete. Dann öffnete er eine dezente, unauffällige Tür und schritt hindurch. Er trat in den dahinter liegenden, beengten Raum, nahm vor einer Überwachungskonsole Platz und fuhr das System hoch.
    Im Vergleich zu anderen Personen des öffentlichen Lebens beugte sich Oscar Saint-Just den Wünschen seiner Leibwache höchst bereitwillig. Ein Mann, der selbst sein Leben lang Sicherheitsprofi gewesen war, ist eher dazu geneigt, Verständnis für die Probleme seines Schutzpersonals aufzubringen. Und die Tatsache, dass nicht weniger als einige Billionen Menschen ihn töten wollten, tat ihr Übriges für seine Kooperationsbereitschaft. Doch gab es einige wenige Punkte, wo er die Grenze zog, und einer davon war, dass er sich standhaft weigerte, eine bewaffnete Leibwache in seinem Büro zu postieren. Tsakakis hätte sich lieber an einer Stelle postiert, von der aus er den Bürger Minister direkt im Blick hätte. Zugleich aber wusste er, wie glücklich er sich schätzen konnte, dass er sich nicht mit den exzentrischen Launen und allzu regelmäßigen Temperamentsausbrüchen eines gewissen Bürger Minister Farley herumschlagen musste. Und Saint-Just erregte sich wenigstens nicht über die elektronischen Überwachungssysteme.
    Tsakakis knöpfte sich die Uniformjacke auf und hängte sie über die Lehne eines anderen Stuhls; dann holte er sich von dem kleinen Automaten in der Ecke eine Tasse Kaffee und machte es sich auf dem Stuhl bequem, bereit für eine weitere – glücklicherweise – langweilige Wachschicht.
     
    Major Alina Gricou spuckte innerlich Gift und Galle. Verdammter Kerl! Sie hatte gewusst, dass er zu unvorhersehbaren Aktionen neigte, aber warum musste er sich ausgerechnet diese Nacht aussuchen, um an Workaholic-Schlaflosigkeit zu leiden?
    Sie zwang sich zur Selbstbeherrschung, doch fiel es ihr schwer. Ihr Einsatzkommando hockte in klaustrophobischer Enge im Frachtraum eines zivilen Fluglasters, und sie ertappte sich dabei, wie sie sich mit beinahe physisch schmerzhafter Intensität die Comsysteme eines Sturmshuttles herbeisehnte. Sie spürte, dass ihre Leute genauso angespannt waren wie sie selbst, als wären sie miteinander verbunden. Jeder einzelne von ihnen kannte den offiziellen Plan so gut wie sie, was bedeutete: Ihnen war ausnahmslos klar, dass das sorgsam abgestimmte Timing der Operation soeben völlig zunichte gemacht worden war.
    Gricou wusste nicht, warum der Zugriff ausgerechnet jetzt befohlen worden war, fast ohne Warnung – es war keine Zeit gewesen für eine ausführliche, vernünftige Einsatzbesprechung –, aber wenn man ihr die Gründe mitgeteilt hätte, hätten sie ihr vermutlich gar nicht gefallen. Wahrscheinlich war irgendeine Art von Sicherheitslücke der Auslöser für die Operation, und der Gedanke, dass die SyS-Leibwache ihrer Zielperson sie erwartete, war nicht sehr angenehm gewesen.
    Und jetzt das.
    Sie schloss die Augen und zwang sich, die Situation zu durchdenken. Im äußersten Notfall könnte sie General Conflans über das Com ihres Panzeranzugs kontaktieren, aber das sparte sie sich für den Moment auf, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit mehr gab. Sie zweifelte nicht an der Sicherheit der verschlüsselten Übertragung; vielmehr galt ihre Sorge der Abhörstelle, die die SyS rund um die Uhr unterhielt: Jeglicher Funkverkehr auf Militärfrequenzen würde höchstwahrscheinlich Aufmerksamkeit auf sich ziehen – vor allem, wenn er von einem zivilen Laster ausging, der direkt vor dem Wohnturm wartete, den der Chef der Systemsicherheit sein Zuhause nannte.
    Also schön. Wenn Saint-Just nicht zu Hause war, gab es nur einen einzigen anderen Ort, an dem er sein konnte. Und vielleicht war das sogar gut so. Gricou hatte der Gedanke nie besonders behagt, Saint-Just in den eigenen vier Wänden anzugreifen. Unbeteiligte Zivilisten umzubringen war eine typische Vorgehensweise der SyS, nicht ihre, doch ihr war klar, dass es in der Zivilbevölkerung unvermeidlich zu Todesopfern käme, wenn sie und ihr Einsatzteam in einem Wohnturm auf organisierten Widerstand stießen.
    Doch da Saint-Just schon so früh ins Büro gegangen war, wären gewiss noch keine Zivilisten in der Nähe. Zumindest keine unschuldigen. Natürlich hatte die Medaille auch eine Kehrseite: Das SyS-Hauptquartier war nicht gerade ein
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