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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx
Autoren: David Weber
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hätte, sich über den Dienstplan ihres Schützlings zu beschweren. Das wäre … unklug gewesen. Genauer gesagt hätten sie damit nichts anderes bewirkt, als schnell aus der Leibwache des Bürger Ministers versetzt zu werden – und trotz aller Nachteile und Schattenseiten herrschte rege Konkurrenz um die Posten dieser Abteilung. Womöglich hätte sich ein Außenstehender über diese Tatsache gewundert, trotzdem war es so. Das lag nicht so sehr daran, dass das SyS-Personal seinen Kommandeur geliebt hätte, denn wahrlich, ein sonderlich liebenswerter Mensch war er nun nicht; vielmehr respektierte man ihn, und was auch immer der Rest des Universums von ihm halten mochte: Für gewöhnlich begegnete er den Leuten, die für ihn arbeiteten, mit ausgesuchter Höflichkeit. Außerdem gab es in der Systemsicherheit nur einen Posten, der mit größerer Verantwortung und höherem Ansehen lockte – und der Chance auf eine Beförderung: die persönliche Leibwache des Bürger Vorsitzenden.
    Dennoch konnte man es wohl kaum als entspannten Beruf bezeichnen, den verhasstesten Mann der gesamten Volksrepublik beschützen zu müssen. Nur ein Wahnsinniger könnte glauben, auch nur die leiseste Chance zu haben, Saint-Justs Sicherheitsschirm zu durchdringen; andererseits lehrte die Geschichte, dass Wahnsinnige oft eine unglücklich hohe Erfolgsquote zu verzeichnen haben. Zumindest waren bei solchen Attentatsversuchen schon Leibwächter ums Leben gekommen. All das behielt man als Sicherheitskraft stets im Hinterkopf.
    Der Gedanke half Tsakakis auch dabei, den unvorhersehbaren und unbequemen Dienstplan seines Chefs mit einer gewissen philosophischen Akzeptanz hinzunehmen. Ja, die unregelmäßigen Dienstzeiten erschwerten ihm das Leben. Doch erschwerten sie es auch einem potenziellen Attentäter, die Bewegungen des Bürger Ministers einigermaßen zuverlässig vorherzusehen. Zwar brachte Saint-Just mit seiner Angewohnheit, unangekündigt die sorgsam ausgearbeiteten Dienstpläne sämtlicher Bürger Lieutenants über den Haufen zu werfen, die gesamte Leibwache aus dem Gleichgewicht, doch verhinderte er damit zugleich, dass alle in einen bequemen, allzu selbstbewussten Trott verfielen.
    Tsakakis rief sich energisch in Erinnerung, es sei etwas Gutes, nicht in Trott zu verfallen, im Moment aber fiel ihm das ungewöhnlich schwer. Er wusste nicht, was den Bürger Minister dazu inspiriert haben konnte, vier Stunden früher als sonst aufzustehen, doch wäre es gewiss hilfreich gewesen, wenn Saint-Just diese Absicht wenigstens am Vorabend erwähnt hätte, bevor Tsakakis sich vom Dienst abmeldete. Hätte Saint-Just das getan, wäre es Tsakakis und der regulären Sicherheitskommandantin der Tagschicht möglich gewesen, ihre Dienstpläne vernünftig zu koordinieren. Doch so wie die Dinge lagen, hatte Tsakakis Bürgerin Captain Russel – wieder einmal – über Com vorwarnen müssen, dass Bürger Minister Saint-Just nicht wie erwartet zu Hause wäre, wenn sie und ihre Leute den Dienst anträten. Die Bürgerin Captain hatte sich zwar ebenso sehr an solch plötzliche und unvorhersehbare Änderungen gewöhnt wie Tsakakis, doch war sie deswegen nicht glücklicher über die Tatsache, um zwei in der Früh aus dem Schlaf gerissen zu werden und den Rest ihrer Leute aufwecken zu müssen. Sie hatte deswegen auch nicht weniger missmutig reagiert; obwohl sie wusste, dass Tsakakis keine Schuld traf, hatte sie ihrem Ärger Luft gemacht und ihn zusammengestaucht.
    Tsakakis grinste bei dem Gedanken an Russells einfallsreiche Schimpfworte und kernige Kommentare über seine mutmaßlichen Vorfahren. Vor dem Umsturz der Regierung Harris war die Bürgerin Captain Sergeant der Marines gewesen, und für ihre derbe Ausdrucksweise war sie in der ganzen Systemsicherheit bekannt. Schon öfter als die meisten anderen war Tsakakis in den Genuss ihres Sprachstils und Vokabulars gekommen, und einige dieser Vorstellungen waren alles andere als angenehm gewesen – aber stets war ihm klar gewesen, dass er mit einer Künstlerin auf ihrem Gebiet sprach. Nun wünschte er sich, er hätte an diesem Morgen sein Comgerät auf Aufnahme geschaltet und Russels Glanzleistung der Nachwelt erhalten. Er war sich nicht sicher, glaubte aber nicht, dass sie sich auch nur ein einziges Mal wiederholt hatte.
    Sie erreichten das Privatbüro des Bürger Ministers, und Tsakakis bannte das Grinsen aus seinem Gesicht und setzte seine Dienstmiene auf, als Saint-Just in seinem Allerheiligsten verschwand. Kurz
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